Alpenüberquerung 7: St. Jakob im Pfitschtal — Sterzing

Der siebte und letzte Tag der Alpenüberquerung und damit „Endspurt“ nach Sterzing. Nach dem spektakulären Pfitscherjoch-Abenteuer am Vortag hatte ich eine eher eintönige Schlussetappe erwartet. Wie man sich doch selbst auf den letzten Kilometern noch täuschen kann!

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Es begann schon mit dem Blick aus dem Hotelzimmerfenster: Eine mächtige, frisch beschneite Bergkulisse unter blauem Himmel umrahmte den Ort St. Jakob.

Alpenuberquerung-St-Jakob-Sterzing-04

Nach dem Frühstück und einem kurzen Abstecher zur namensgebenden Kirche nahmen wir die letzten 20 Kilometer in Angriff: Talauswärts Richtung Sterzing, immer wieder über das tolle Panorama staunend. Wir konnten sogar das gestrige Pfitscherjoch-Haus als kleines Klötzchen auf einem Bergrücken erkennen — und stellten überrascht fest, wie viel höher die Bergwelt drumherum gewesen wäre. Wenn wir sie gesehen hätten.

Die Weg-Arten wechselten sich munter ab: Kleine feine Naturpfade, wenig befahrene Nebenstraßen, Feld- und Forstwege, auch ein paar hundert unangenehme Meter auf der Haupstraße. Dadurch kamen wir flott vorwärts, konnten den Blick schweifen lassen und entdeckten einige sympathische Kleinode:

  • Eine Kunst-Intallation „Tanz ums Goldene Kalb“ auf einem Schuppen-Dach
  • Ein Baum mit eigenem Briefkasten
  • Eine Ziege auf Abwegen
  • Einen ungewöhnlich stilvoll verschlossenen Stolleneingang
  • Eine Opel-Fan-Club mit vielen Tausend (sechsbeinigen) Mitgliedern

… und immer wieder ein Blick zurück ins hintere Pfitschtal.

Der Blick voraus hingegen war ernüchternd: Die einzige potentielle „Rast-Stätte“ hatte Ruhetag, wir wollten die 20 Kilometer aber keinesfalls ohne Pause durchmarschieren. „An der nächsten Bank machen wir Pause“, so lautete der Beschluss. „Mariahilf“, so hieß die Kapelle in Tulfers. Der Name war Programm: Die Kapelle (oder Maria?) half uns mit einer schönen langen Bank und verschaffte uns am letzten Tag das erste „Rucksack-Vesper“ der Alpenüberquerung.

Gestärkt traten wir die letzten 6 Kilometer an. Über die Müllerbrücke (!) vorbei am Örtchen Wiesen, dann durch eine Allee (ungewohnt nach 6 Tagen wilder Natur: Bäume in Reih und Glied!) zum „Schloss“ Moos, vor dem der Lamborghini des Schlosshern parkte.

Die letzten Höhenmeter hinauf nach Fleins forderten nochmal unsere Kondition heraus, vor allem, weil wir wegen drohenden Regens so schnell wie möglich ans Ziel wollten. Die ersten Tropfen hatten uns schon erwischt. Dann — endlich! — lag uns die Stadt zu Füßen, auf die wir seit dem Tegernsee zugelaufen sind.

Ich muss gestehen: Das Gefühl war eher erleichternd als überwältigend, rein optisch ist Sterzing aus dieser Perspektive underwhelming, wie der Englischsprechende sagen würde: Nur mit Mühe waren Altstadt und Zwölferturm auszumachen, aber gefunden haben wir sie natürlich trotzdem ;-).

Nachdem wir das berühmte Tor zur „Neustadt“ durchschritten hatten, gab es die Belohnung, die wir uns seit Wochen ausgemalt hatten (und vorgestern im Schneegestöber für utopisch hielten): Zwei dicke Eisbecher nebst Martini Rosso, um auf unseren Triumph anzustoßen, denn

WIR! HABEN! DIE ALPEN! ZU FUSS! ÜBERQUERT!

Alpenuberquerung-St-Jakob-Sterzing-88

Zahlen, Daten, Fakten

Tagesbilanz: 23,1 Kilometer, 262 Höhenmeter, 6,8 Stunden

Insgesamt: 133 Kilometer, 3006 Höhenmeter, 44,9 Stunden

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