Bali — Pliezi 3: Wurmlingen — Pliezhausen

Finaltag unserer Bali-Pliezi-Tour: Die letzte Etappe war auch die längste und „bergigste“ — ich war am Anfang sehr gespannt, wie wir am Ende ankommen würden…

Wurmlinger Kapellenfrühstück

Aus verschiedenen Gründen hatten wir unser Frühstück in unserer Pension abbestellt — unter anderem, weil ich ein Frühstück „mit Aussicht“ an der Wurmlinger Kapelle haben wollte. So führte unser erster Weg quer durch Wurmlingen zur Bäckerei Leins, die wir mit Nusshörchen, PFKLWoSuK*, zwei Flaschen Mineralwasser, Mitnahme-Kaffee und einem liebevoll verzierten Togo-Kakao verließen.

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* Pizza-Fleischkäse im Laugenwecken ohne Senf und Ketchup.

Noch einmal quer durch Wurmlingen, dann stand uns der Aufstieg zur Wurmlinger Kapelle bevor. Bei wechselndem Sonne- und Wolkenspiel erreichten wir schnell den „Gipfel“, genossen den Rundumblick und unser hinauf geschlepptes Frühstück. Schee war’s, gut war’s — und sehr wahrscheinlich sehr viel besser als das, was uns in der Pension erwartet hätte…

 

Nach, durch und aus Tübingen heraus

Das Panorama war eindrucksvoll; trotzdem wollten wir hier nicht zu viel Zeit „vertrödeln“, denn es lag noch ein langer Weg vor uns. Durch viel Wald und relativ eben ging es flott vorwärts, bis wir überraschend schnell den Tübinger Bismarckturm erreicht hatten. Ein paar hundert Meter weiter standen wir am Tübinger Schloss — von der Landschaft (fast) direkt mitten in der Stadt…

 

Zwischen Wurmlingen und Tübingen waren wir keinem einzigen Menschen begegnet — in Tübingen (Samstag Vormittag) natürlich um so mehr: Wir ließen uns treiben, vorbei am „Mauganeschtle“ (leider noch zur früh für die Mittagspause…), am Rathaus und an der Stiftskirche,  runter Richtung Nonnenhaus, dann wieder entlang der Ammer — bis wir wieder „on track“ waren, auf dem offiziellen Jakobsweg von Wurmlingen nach Bebenhausen.

Käsenbachtal mit „Nabel des Landes“

Den Weg aus Tübingen hinauf in das Gebiet „Wanne“ hatte ich mir sehr urban vorgestellt (positive Umschreibung für: eintönige und attraktive Strecke durch hässliche Bebauung, mit viel Verkehr und viel Lärm und wenig, was das Auge erfreut). Doch weit gefehlt: Nach einer Viertelstunde durften wir das Käsenbachtal kennen lernen — eine unerwartete grüne Oase, die uns aus dem Stadtzentrum hinaus begleitete.

Dort, im Käsenbachtal, erwartete uns eine weitere Überraschung: Der Mittelpunkt des Landes Baden-Württemberg. Je nach Berechnungsmethode gibt es zwar mehrere Mittelpunkte (⇒  „Getrübtes Glück am Nabel des Landes“), aber dieser „Nabel des Landes“ hatte ein besonders spektakuläres Bauchnabelpiercing, das mit einer kurzen Pause und intensivem Beschnuppern gebührend gewürdigt werden musste.

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Nabelpiercing des Landes Baden-Württemberg

Vernünftigerweise mussten wir uns trotzdem Zeit nehmen, in Bebenhausen einen Stopp einzulegen:

  • Es lagen noch knappe 15 Kilometer vor uns.
  • Das Wurmlinger-Kapellen-Frühstück lag bereits knappe 15 Kilometer zurück.
  • Vor der Passage durch den Schönbuch mussten wir noch Energie tanken.
  • Hauptgrund: Der Biergarten des Landhotels Hirsch sah verdammt einladend aus ;-).

 

Fake-Wegweiser zum/nach Einsiedel(n)

Im Schönbuch erwartete uns das, was man vom Schönbuch erwarten kann: Wald, Wald und nochmals Wald. Nicht erwartet hatten wir die vielen Höhenmeter, mit denen wir uns aus dem Bebenhausener Tal herausarbeiten mussten. Die die 60+ Kilometer der letzten 60 Stunden machten sich bemerkbar (zumindest bei manchen Teilnehmern der Wanderung).

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Das Teilstück nach Einsiedel empfand ich als nervigstes der ganzen drei Tage. Nicht wegen des Weges (immer schön im schattigen Wald), sondern wegen der falschen Beschilderung: „Einsiedel 4 km“. Einen Kilometer später: „Einsiedel 4 km“. Nein, wir waren nicht im Kreis gelaufen. Eine halbe Stunde später: „Einsiedel 5 km“. Warum nagelt man derart offensichtlichen Unfug an die Bäume, um seine Wandergäste zu veralbern?

Liebe Beschilderungsbeauftragte!
Zum Schutz der Bäume und Wanderer:
Folgt bitte bitte bitte dem (etwas abgewandelten) Nuhr-Prinzip:
Wenn man keinen Orientierung hat, einfach keine Schilder malen!
Denn im Wald wie im restlichen Leben gilt:
Keine Information ist besser als Fake News Signs.

Immerhin konnten wir die wie-lang-auch-immer-Strecke nutzen, um eine sprachliche Orientierungslosigkeit auszudiskutieren: Wanderten wir nach Einsiedeln oder zum Einsiedel“? Ich plädierte für ersteres, sah jedoch bald ein, dass die Gegenargumente einen deutlichen Heimvorteil hatten… Egal: Ich konnte mich damit trösten, dass doch nach Einsiedeln gewandert bin, wenn auch drei Monate vorher auf der ⇒ Via Jacobi mit Hund 4: Jona — Einsiedeln.

Trotz der Wegweiser erreichten wir irgendwann das ausgestorben scheinende Einsiedeln. Als Samstagswanderer organisierten wir ein spontanes Sit-In (bzw. Platz!-In für Luis) vor der Wanderraststätte des Jugendhauses Schloss Einsiedel, die leider nur Sonntags geöffnet hat. Statt einer kühlen Erfrischung labten wir uns dann an unserem sonnenwarmen, 20-km-durchgeschüttelten Nicht-mehr-ganz-Medium-Sprudel aus Wurmlingen.

 

Endspurt und Zieleinlauf

Die restliche Strecke war nur noch Formsache: Überwiegend waldig nach Rübgarten, kleine Abkürzung wegm vom offiziellen Jakobsweg (wer braucht jetzt noch einen unnötigen Schlenker?), über die B27, noch ein paar überschaubare Höhenmeter, vorbei am „Greut“  — spätestens da wusste sogar ich, wo ich bin. Und selbst Luis schien es zu dämmern, dass wir im Saitenwurst County angekommen waren.

 

Dann, endlich!, standen wir an dem wohlbekannten Ortsschild zu Pliezhausen. Luis‘ Geduld für Erinnerungsfotos war sehr übersichtlich und wenige Meter später gab es kein Halten mehr: Jetzt hatte auch er kapiert, wohin er 75 Kilometer lang Gassi gehen musste.

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Tagesbilanz: 28,2 Kilometer, 937 Höhenmeter

Gesamtbilanz: 74,4 Kilometer, 1892 Höhenmeter

Highlights des Tages:

  1. Panoramafrühstück an der Wurmlinger Kapelle
  2. Käsenbachtal mit Mittelpunkt Baden-Württembergs
  3. Biergarten des Landhotels Hirsch in Bebenhausen
  4. Zieleinlauf mit Träubleskuchen (für Zweibeiner) und Saitenwurst (für Vierbeiner)

Nachtrag:

„Ich war am Anfang sehr gespannt, wie wir am Ende ankommen würden“ — so begann dieser Blog-Artikel.

Und so kamen wir am Ende an:

  • Luis: Hunger, ächz…
  • Ich: Ächz, Hunger…
  • Mehrtageswandernovizin: Ich merk nix‘, Du etwa?

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