Ba[h]lingen-Tour VII: Endspurt Waldkirch — Bahlingen

Der vorletzte Tag im Jahr war nicht übertrieben früh, um unser EGG-Projekt 2015 abzuschließen. Seit dem Start in Balingen (an der Schwäbischen Alb) waren wir in sechs Etappen quer über den Schwarzwald bis nach Waldkirch Gassi gegangen. Von unserem Ziel Bahlingen (am Kaiserstuhl) trennten uns nur noch knappe 20 Kilometer — und ziemlich dichter Nebel.

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Bilder, Highlights, Zahlen, Daten, Fakten am Ende dieses Artikels.

Neblige Anreise

Kurz nach der Abfahrt (in Balingen) legte sich Nebel über die Straße. „Kein Problem“, dachte ich, „so fing es auch bei der vorigen Etappe an und dann hatte es den ganzen Tag perfekten Sonnenschein“. Außerdem gilt der Kaiserstuhl als eine der sonnenreichsten Regionen Deutschlands, da würde sich die Nebelsuppe relativ bald auflösen. Dachte ich.

Bis dahin wurde die Suppe aber immer dichter — so dicht, dass ich froh war, die Strecke über A81, Titisee, Höllental und Freiburg gut zu kennen. Wer weiß, wohin ich mich sonst orientierungslos verirrt hätte?

Nebliger Start am Elzufer

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Nebliger Start über die Elz

Ich hatte mich nicht verirrt, sondern konnte kurz vor 10 Uhr in Waldkirch-Batzenhäusel starten — und als erste Amtshandlung gleich mal die Elz überqueren. Der Nebel sorgte für fast mystische Atmosphäre, doch hinter den weißen Schwaden war schon eine helle Scheibe zu erahnen, die sich langsam durchkämpfte.

Wir hingegen kämpften nicht, sondern folgten locker dem Fake-Jakobsweg — mal am linken, mal am rechten Elzufer. Wir folgtem dem Weg aber nicht nach Denzlingen, sondern nahmen eine „Ortsumgehung“, um den Querweg Schwarzwald — Kaiserstuhl — Rhein zu erreichen.

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Die ersten Meter auf dem Schwarzwaldquerweg

Dieser verläuft nämlich praktischerweise durch Denzlingen und durch Nimburg, was direkt neben Bahlingen liegt. Das versprach easy going (bzw. easy hiking) und attraktive Wegführung.

Weniger attraktiv zeigte sich das Wetter: Die Sonne hatte ihre zaghaften Schein-Versuche aufgegeben, die Sichtweite schwankte zwischen „halber Kilometer“ und „halber Schwimmbadlänge“. Kein Wunder, dass die im Nebel auftauchenden Schemen fast nur Gassigehende waren — wer sonst würde durch eine unsichtbare Landschaft spazieren?

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Gassi(entgegen)geher im Nebel

Richtig unheimlich: Irgendwann hörten wir einen Zug in unmittelbarer Umgebung an uns vorbei poltern — ohne das „Wo“, „Woher“ oder „Wohin“ zu erahnen, denn wir sahen nur eine weiße Wand. Keine Bahnlinie, keine Gleise, nichts.

Nebliger Querweg Schwarzwald — Kaiserstuhl  — Rhein

Auf dem Querweg ging es dann sehr flott voran:

  • Die Beschilderung ist makellos, sodass keine Zeit für Suchen und Navigieren verloren geht.
  • Die Strecke ist komplett flach und selbst auf Waldwegen frei von Stolperfallen und anderen bremsenden Hindernissen.
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Sportlich: 10 km unter 2 Stunden
  • Die feuchte Kälte trieb uns vorwärts, jedes Herumtrödeln oder Herumstehen war unangenehm erfrischend (zumindest für die felllosen Wanderer).
  • Es gibt nicht viel zu sehen (d.h. gibt es wahrscheinlich schon, man sieht es aber nicht, wenn sich der Nebel davor schiebt).

Ohne uns besonders zu beeilen, hatten wir nach nicht ganz zwei Stunden 10 Kilometer absolviert. Wenn ich ehrlich bin, gilt bei der letzten Etappe eines Extrem-Gassi-Projekts sowieso: „Das Ziel ist das Ziel“ (und nicht der Weg).

Neblige Highlights

Zur Ehrenrettung des Querwegs sei gesagt: Die schönen Waldwege mit plätschernden Bächlein am Wegesrand waren sehr super — auch für Luis gab es viel zu schnuppern ;-).

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Bridge over plätschernd water

Zusätzliche warteten ein paar witzige Überraschung auf den aufmerksamen Wanderer:

  • Ein überdimensionierter Christbaumständer aus Traktorreifen mit einem winzigen Tannenbäumchen
  • Eine anscheinend grundlos im Baum hängende Glocke, die sich als Spieluhr entpuppt (die passenderweise „Oh Tannenbaum“ spielt)
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    Sieht lecker aus…

    Ein „Regiomat“ mit Obst, Gemüse, Eiern und — für Vorbeiwandernde besonders interessant — Stockfelder Zwetschgen- und Himbeerguetz.

Nein, ich hatte kein Hunger. Mich interessierte lediglich die Funktionsweise des Automaten. Und weil ich beim ersten Mal nicht genau aufgepasst hatte, musste ich zwei „Guetz“ herauslassen ;-).

Wenige Meter später fiel mir ein, dass ich noch zwei Brezeln spazieren trug. Und noch ein paar Meter rief mir ein Stein zu: „Ich bin ein Tisch, ich bin ein Tisch!“  Was folgte, war eine der besten Pausen der gesamten Ba[h]lingen-Tour:

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… und ist es auch!

Nebliger Endspurt

Nach dem guetzen Energieschub ging es Schlag auf Schlag: Durch stillen Wald und über die lärmende A5 war schnell Nimburg erreicht und durchquert. Am außerhalb gelegenen Bahnhof sahen wir zum ersten Mal „Bahlingen“ auf einem Wegweiser und verließen wir den Querweg Schwarzwald — Kaiserstuhl — Rhein.

Nach einem guten Kilometer auf einer Gemeindeverbindungsstraße sahen wir dann, worauf wir das ganze Jahr 2015 zugelaufen sind:

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Bahlingen in Sicht!

Neblige Freude

Endlich! Nach 7 Etappen, 151,9 Kilometern, 4664 Höhenmetern und dem energetischen Gegenwert von 25,3 Stück Schwarzwälder Kirsch hatte ich (Balinger ohne „h“) zu Fuß Bahlingen (mit „h“) erreicht! Das EEG-Projekt 2015 war 34 Stunden vor Jahresende abgeschlossen, damit ging ein jahrealter Wunsch „just in time“ in Erfüllung.

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Nach 7 Etappen und 151,9 km: Mission erfüllt! Mission erfüllt!

Hochgradig erfreut machten wir die obligatorischen Erinnerungsfotos und „teilten“ die Sensationsnachricht in den einschlägigen Medien. Okay, Luis Freude über die Knipserei war eher niedriggradig und er „teilte“ vor allem Duftmarken.

I’ll be back

Durch unser sportliches Tempo waren wir sooo schnell in Bahlingen, dass wir locker-flockig zu Bahnhof spazieren und unerwartet früh wieder zum Luismobil nach Waldkirch zurück fahren konnten.

Und es war immer noch genug Zeit, direkt vor Ort den Gewinner des unseres “Wohin-führt-das-EGG-2015-Projekt”-Rätsels zu ermitteln. Wie das ermittelt wurde und wer die Flasche Grauburgunder gewonnen hat — das verraten wir erst im nächsten Jahr ;-).

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Das wäre Ihr Preis gewesen!

Einen Abstecher zur Bergkirche (lt. Wikipedia „weithin sichtbar auf einer Anhöhe oberhalb des Dorfes“) ersparte ich mir: Sie war nicht mal aus unmittelbarer Nähe sichtbar. Ich beschloss kurzerhand, bei geeigneterem Wetter nochmal zurückzukehren und  zu sehen, was es in Bahlingen zu sehen gegeben hätte — aber mit Sicherheit nicht zu Fuß.

Neblige Bilder dieser Etappe

(Draufklicken startet Galerie)

Die vernebelten Highlights dieser Etappe

  1. Mysterische Nebelstimmung: Kein Prototyp eines vorbildlichen Wanderwetters, aber stellenweise doch sehr beeindruckend.
  2. „Oh Tannenbaum“ am Laubbaum: Ist eine weihnachtliche Spieluhr mitten in der Landschaft sinnlos? Nein, denn sie macht Freude.
  3. Regiomat mit Zwetschgenguets: Eine unerwartete kulinarische Überraschung, sehr lecker (vor allem mit Laugenbrezel) und hoffentlich ein erfolgreiches Vertriebskonzept.
  4. Waldgeplätscher: Auf den letzten Kilometern wieder was Neues kennengelernt. Im Winter mystisch-neblig, im Sommer (vermutlich) angenehmend-erfrischend.

Neblige Zahlen, Daten, Fakten

  • Streckenlänge: 19,8 km
  • Höhenmeter: 98 m
  • Strecke: Waldkirch-Batzenhäusle — Nimburg — Bahlingen
  • Gesamtbilanz: 7 Etappen, 151,9 km, 4664 Höhenmeter, entspricht 25,3 Stück Schwarzwälder Kirsch

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