Bali — Pliezi 2: Hechingen-Stein — Wurmlingen

Beim Start in Tag 2 unser Bali-Pliezi-Tour konnten wir uns viel Zeit lassen: In der Nacht hatte ein Gewitter für Abkühlung gesorgt, die Etappe verlief weitgehend im schattigen Wald und war ziemlich kurz und einfach — nicht mal 20 Kilometer. Dachte ich.

Hotel, morgens und Zeit: Diese Kombination erleben wir eher selten, deshalb genossen wir das Frühstück im Hotel Lamm besonders ausgiebig.

Ein kurzer Besuch in der Kirche St. Markus verschaffte mir den Erkenntnisgewinn, dass zwischen Beichtstuhl und Beichtgespräch ein bedeutender Unterschied besteht. Gut, dass ich das jetzt weiß.

 

„Selig“ ist nicht nur der geistlich Arme, sondern auch der Name der Stettener Bäckerei. Die hat sensationelle Öffnungszeiten (von morgens 6 bis abends 6!) und sogar Batterien im Sortiment. Selig machend für die elektronisch Armen, die ihr Garmin über Nacht angelassen und einen Satz Akkus verbraucht haben…

Zeitreise ins Römische Reich

Am Vortag hatten wir hitzebedingt auf einen Besuch der Villa Rustica verzichtet. Das holten wir jetzt nach und begaben uns damit auf eine kleine Zeitreise:

Wir befinden uns am Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. in Südwestdeutschland zwischen Stuttgart und dem Bodensee. Dieses Gebiet ist seit wenigen Jahren Teil des Römischen Reiches. Neben Kastellen und Städten entstehen Gutshöfe, lateinisch Villae rusticae genannt, um die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. So beschliesst auch eine Familie, deren Namen wir heute nicht mehr kennen, sich hier in Hechingen-Stein niederzulassen und eine Villa Rustica zu bauen.

Es beeindruckt, was dort vor fast 2 Jahrtausenden entstanden ist. Und mit welchem Engagement daran gearbeitet wird, das wieder lebendig werden zu lassen…

 

Lost in Dettingen

Nach dem Ausflug in die Römerzeit erwartete uns die Gegenwart mit etlichen Höhenmetern nach Bechtoldsweiler. Mal mehr, mal weniger waldig ging es weiter — meist auf geschotterten Forstwegen, manchmal auf naturnahen Wanderpfaden.

Balingen-Pliezhausen-02-32

Bald querten wir das Krebsbachtal, das ich bisher nur aus der Autofahrerperspektive früherer Jahre kannte — und wieder ging es schattig bergan. Nächster Orientierungspunkt war Dettingen, das wir fehlerfrei erreichten.

Aber dann: Vermutlich hatten wir in Garminuis, dem römischen Gott der Navigationsgeräte, nicht genügend gehuldigt. Oder wir hatten ihm zu viel gehuldigt und das rächte sich jetzt auf dem Weg des St. Jakob…: Bis jetzt konnten wir uns auf den GPS-Track des Jakobswegs verlassen und die oft dürftige und unzuverlässige Beschilderung ignorieren.

Doch jetzt ließ uns die GPS-Track buchstäblich im Wald stehen: Ein Sträßchen wurde zur Forststraße wurde zum Wanderweg wurde zum Pfad wurde nichts. Umkehren wollten wir nicht, dafür hatten wir nach Dettingen schon zu viele Höhenmeter erarbeitet. So blieb uns nichts übrig, als uns in Geocaching-Manier zum nächsten Weg durchzuschlagen. 100 bis 200 Meter weglose Meter im Wald bergauf können ganz schön anstrengend sein…

Eis-Zeit in Rottenburg, Endspurt nach Wurmlingen

Irgendwann ging es dann doch nicht mehr nach oben. Und irgendwann hatten wir es aus dem Wald heraus geschafft. (Logisch, wie sonst sollte ich diese Zeilen tippen?)

Vor uns lag Rottenburg, im Hintergrund konnten wir die Wurmlinger Kapelle erkennen, zu deren Füßen wir übernachten würden. Dort wurden wir erst ab halb sechs erwartet, sodass wir „leider“ etwas Zeit in Rottenburg vertrödeln mussten. Und „leider“ gehörten die einzigen freien Stühle in Rottenburg einem Eis-Dealer auf dem Marktplatz.

 

Zwei Eisbecher und eine Kugel „Sachertorte“ später waren wir wieder auf dem Weg. Für zwei Drittel der Wandergruppe ein bekannter Weg: Es war fast genau vier Jahre her, dass wir hier die 7. Etappe unseres Neckarwegs unter die Füße bzw. Pfoten nahmen (⇒ Neckarweg VII: Rottenburg — Tübingen).

 

Ach ja, von wegen „kurze und einfache Etappe“: Am Ende des Tages standen in Wurmlingen überraschende 23 Kilometer auf dem Zähler — fast gleich viel wie am Vortag und doppelt so viele Höhenmeter. Um für die Monsteretappe von Tag 3 wieder Kräfte zu tanken, gab es Pasta und Pizza im Adler — unspektakulär, aber herzhaft und genau richtig.

Tagesbilanz: 23 Kilometer, 639 Höhenmeter

Gesamtbilanz: 46,2 Kilometer, 955 Höhenmeter

Highlights des Tages:

  1. Bäckerei Selig hat auf kleinstem Raum alles, was der Wanderer braucht
  2. Zeitreise in die Villa Rustica, bei der hund mitreisen darf
  3. Krokodilbrunnen im Wald vor Rottenburg
  4. Rieseneisbecher in Rottenburg

Ein Gedanke zu „Bali — Pliezi 2: Hechingen-Stein — Wurmlingen“

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