Ba[h]lingen-Tour VI: Elztalweg Elzach — Waldkirch

Lange vor Weihnachten entstand die Idee, „zwischen den Jahren“ durch das winterlich-verschneite Elztal zu wandern und unser Extrem-Gassi-Going-Projekt 2015 noch rechtzeitig zu Ende zu bringen. „Winterlich-verschneit“? Nicht 2015: Die Elztäler Hitzeschlacht im August fand ihre adäquate Fortsetzung mit frühsommerlichen Temperaturen zur Weihnachtszeit. Ökologisch und klimatisch höchst Besorgnis erregend, aber perfektes Wanderwetter…

Elztalweg-78-Sonnenkonig-Louis-I
Sonnenkönig Ludwig I

< Vorige Etappe | Nächste Etappe >

Bilder, Highlights, Zahlen, Daten, Fakten am Ende dieses Artikels.

Erwachendes Elzach

Dem späten Sonnenaufgang sei Dank konnten wir diesmal deutlich gemütlicher starten als im August: Während wir seinerzeit um 7:00 Uhr in Wolfach los marschierten, lagen wir jetzt zur selben Zeit noch gemütlich im Bett (bzw. Körbchen).

Elztalweg-12-Wir-ziehen-in-den-Morgen
Wir ziehen in den Morgen…

Erst gegen halb zehn trafen wir in Elzach ein; genau richtig, um die Sonne hinter den Bergen hervorkriechen zu sehen. Das Städtchen war noch frostig, kalt und verschlafen — nur verkaterte „Blättlesausträger“, übermotivierte Jogger und pflichtbewusste Gassigeher waren unterwegs.

Nach kurzer Duchquerung von Elzach warteten die ersten Höhenmeter auf uns und führten uns den rechtsseitigen Talhang entlang. Vorteil 1: Der kurze Aufstieg wärmte von innen. Vorteil 2: Weiter oben erreichten uns die Sonnestrahlen früher und wärmten von außen.

Elztalweg-20-Halbhohe-uber-Winden
Höhenmeter wärmen von innen, Sonne wärmt von außen

Oberwinden und Niederwinden überwinden

Elztalweg-21-Ruckblick-auf-Oberwinden
Oberwinden ist überwunden

Der Weg war sehr schön, sehr „schnell“ und sehr aussichtsreicht. Relativ flott passierten wir Oberwinden. Spätestens dort konnte ich eine weitere Jackenschicht ablegen, ein dünner Pullover reichte für den Rest des (Dezember!-) Tages aus.

Schön, flott und ohne „besondere Vorkommnisse“ ließen wir auch Niederwinden links (unten) liegen, während der Weg ganz ganz langsam wieder die Talsohle und die Elz erreichte.

Elztalweg-24_Spieglein-Spieglein
Spieglein, Spieglein, auf dem See — ich heiße Luis und i bin schee

Gutach, die / das Zweite

Elztalweg-51-Gutach-Detail2
Gutach: Gütermann-Detail

Am Elzufer wartete ein Déjà Vu auf uns. Zum zweiten Mal auf unserer Ba[h]lingen-Tour wanderten wir durch Gutach, nach Gutach (Schwarzwaldbahn) auf der vorigen Etappe nun Gutach im Breisgau.

Ein zweites Déjà Vu: Wie beim letzten Mal lag auch jetzt mein sorgfältig vorbereites Vesper im heimischen Kühlschrank. Und auch dieses Mal konnte ich diesen Fehler in Gutach korrigieren: Nach dem Dorfbeck in Gutach (Schwarzwaldbahn) musste diesmal eine Shell-Tankstelle in Gutach im Breisgau mit Pain au chocolat und Flammkuchen aushelfen.

Diese Rettung aus der Vespernot entschädigte für die insgesamt merkwürdige Wegführung des offiziellen Elztalwegs in und um Gutach: Nicht nachvollziehbare Umwege, Wanderung direkt an der Bundesstraße, lange Passagen durch Industrie- und Wohngebiete… Immerhin durften wir so ein paar beeindruckende Bauten aus früheren, glanzvolleren Zeiten Gutachs bestaunen.

Tagesziel Waldkirch

Elztalweg-57-Merkwurdige-Wegfuhrung
Luis wundert sich über die Wegführung in Kollnau

Die Wegführung bliebt „urban“ und merkwürdig: In Kollnau beispielsweise nicht direkt am Elzufer entlang, sondern durch vollgeparkte und wenig attraktive Wohnstraßen. Schnell ließen wir das Zentrum hinter uns und marschierten zwischen Elz und Industriegebiet vorwärts — bis uns eine Ruine über unseren Köpfen überraschte.

Jetzt schon? Denn mir war klar, diese Ruine liegt über Waldkirch. Folglich mussten wir schon an unserem Tagesziel angekommen sein — und es war nicht mal 13:00 Uhr…

Zehn vor eins in Waldkirch. Was tun?

Ich gestehe: Wenn man so vor sich hin wandert, wandern auch Gedanken und Ideen — mal mehr, mal weniger sinnvoll. Eine diese weniger sinnvollen Gedanken war: Wenn wir vor 13:00 Uhr in Waldkirch ankämen, könnten wir theoretisch noch am selben Tag unser Endziel Bahlingen erreichen.

Elztalweg-60-Erste-Vorboten-des-Ziels
Ein Zeichen? Erste Vorboten unseres Endziels

Nun waren wir deutlich vor 13:00 Uhr in Waldkirch — sollten wir das wirklich durchziehen? Luis hätte damit wohl kein Problem gehabt, er war noch fit wie am frühen Morgen.Aber: Wir wären weit nach Sonnenuntergang angekommen und hätte kaum Muße und Kraft gehabt, die Ankunft gebührend zu würdigen.

Außerdem war ich nicht wirklich vorbereitet: Kein GPX-Track und vor allem keine Hilfsmittel, um den Gewinner der Flasche Grauburgunder zu ermitteln, die unter den Teilnehmern des „Wohin-führt-das-EGG-2015-Projekt“-Rätsels verlost werden soll.

 Extratour Kastelburg

Letztendlich siegte Vernunft (oder Bequemlichkeit) über den Ehrgeiz. Und ich war schon immer neugierig, wie der Ausblick von der Ruine über Waldkirch wohl aussehen würde.

Elztalweg-63-Luis-vor-Kastelburg
Gleich geschafft: Luis kurz vor der Kastelburg

Auf einer Beinahe-Dirrettissima stiegen wir also auf zur Kastelburg. Im Burghof legten wir unsere erste und einzig nennenswerte Pause des Tages ein. Das windgeschützte Plätzchen war perfekt, um die Füße (bzw. Pfoten) zu strecken, sich von der Sonne die Haut (bzw. das Fell) wärmen zu lassen und das zweite Pain au chocolat zu genießen (oder dabei zuzuschauen).

Elztalweg-65-Waldkirch-Panorama
Kastelburgpanorama

Finale Kilometerscherze zum Batzenhäusle

Es war noch Zeit bis zum Zug, deshalb beschlossen wir spontan, noch weiter Richtung Westen zu wandern. EigentlichMuh wäre Buchholz das Ziel meiner Wahl gewesen. Die bereits bekannten Entfernungsscherze des Schwarzwaldvereins waren mir dann aber doch zu unsicher, denn ich wollte meinen Zug nicht verpassen und eine Stunde auf den nächsten warten.

Kilometerscherze
Bereits auf der letzten Etappe durfte ich die merkwürdigen Entferungsangaben bestaunen.
Zitat: „Ich würde gerne wissen, nach welchem System (oder nach wievielen Grauburgundern) der Schwarzwaldverein die Kilometer auswürfelt.[…] Sobald man die Kilometerangaben nicht Ernst nimmt, sorgen sie für viel Unterhaltung auf einer wenig abwechslungsreichen Strecke.“
Neue Pointe bei dieser Etappe: Kurz nach der Kastelburg behauptet ein Wegweiser „Buchholz 5,5 km“. 500 Meter später teilt sich der Weg in zwei Varianten: Links „Buchholz 4,0 km“, rechts „Buchholz 6,0 km“.
Meine derzeitige Theorie: Die Kilometerangaben beschreiben nicht die tatsächlich zurückzulegende Entfernung, sondern das arithmetische Mittel aller möglichen Wegführungen.
Wozu das gut sein soll, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, meine Theorie auf der letzten Etappe verifizieren zu können…
Elztalweg-96-Warten-auf-den-Zug
Bahnhof = bald im Körbchen

Daher war für uns in Batzenhäusle Schluss mit lustig (bzw. wandern). „By the end of the (hiking) day“ war Luis wohl doch ganz froh, dass er nichts durchziehen musste, sondern früher als erhofft in sein Körbchen durfte.

< Vorige Etappe | Nächste Etappe >

Bilder dieser Etappe

(Draufklicken startet Galerie)

Die 4 Highlights dieser Etappe

  1. Frühsommer im Dezember: Frühsommer im Dezember — klimatisch höchst bedenklich, aber perfekt zum Wandern.
  2. Wegführung von Elzach bis Gutach: Unerwartet attraktive und aussichtsreiche Strecke
  3. Kastelburg Waldkirch: Sonnig-warme Pausenlocation mit Panorama vom Schwarzwald bis ins Rheintal
  4. ÖPNV im Elztal: Wir wissen den dichten Takt und das dichte Haltestellennetz sehr zu schätzen, besonders nach den Zug-und-Bus-Herausforderungen der vorherigen Etappen.

Zahlen, Daten, Fakten

  • Streckenlänge: 19,3 km
  • Höhenmeter: 713 m
  • Strecke: Elzach — Waldkirch-Batzenhäusle
  • Gesamtbilanz: 6 Etappen, 132,1 km, 4566 Höhenmeter,
    entspricht 22,3 Stück Schwarzwälder Kirsch

< Vorige Etappe | Nächste Etappe >

Ein Gedanke zu „Ba[h]lingen-Tour VI: Elztalweg Elzach — Waldkirch“

  1. herrlich 🙂 Schöne Fotos und super Wetter! Wir sind auch gut unterwegs bei den frühlingshaften Temperaturen… Liebe Grüße, Kiki und Eddie

Hinterlasse eine Nachricht für Luis

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..