Schwarzwald-Querweg Tag 5: Blumberg – Schattenmühle

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Planung mit Wenn und Aber

Wenn man den 5. Tag auf dem Querweg ist, geht man normalerweise die 5. Etappe von Blumberg nach Engen.

Aber: Wir hatten Etappe 5 bereits am Vortag absolviert, weil wir die eigentliche Etappe 4 durch die Wutachschlucht wegen Hochwasser und Erdrutschen auslassen mussten. Die Idee war, die Wutachschlucht am Samstag nachzuholen. Folglich wäre an Tag 5 die Etappe 6 von Engen nach Singen auf dem Plan gestanden.

Aber: Da in einem weiten Umkreis rund um Engen alles ausgebucht war, strandeten wir wieder in Blumberg. Außerdem waren die Wetterprognosen für Freitag und Samstag eher bescheiden; die Wutachschlucht hätte samstags also wieder ins Wasser fallen können.

Etappe 4 rückwärts

Deshalb beschlossen wir spontan und flexibel:

  • Konstanz Konstanz sein zulassen
  • Das gute Wetter für die Wutachschlucht zu nutzen
  • Die übersprungene Etappe 4 (Schattenmühle — Blumberg) in umgekehrter Richtung zu begehen
  • Noch einmal in der Schattenmühle zu übernachten
  • Den „umfahrenen“ Teil von Etappe 3 (Titisee — Hochfirst — Schattenmühle) ebenfalls von hinten aufzurollen.

Praktischerweise lag unser Blumberger Hirsch nur wenige Meter vom Querweg entfernt, sodass wir innerhalb weniger Minuten wieder „on track“ waren.

Schleifenbachklamm: Kleine Sünde — sofort bestraft

Für ein kurzes Stück wollten auf dem Schluchtensteig „fremd gehen“ (im wahrsten Sinn des Wortes), denn die Schleifenbachklamm versprach eine spektakuläre Alternative zum offiziellen Querweg. So heißt es z.B. auf fernwege.de:

Am Anfang der Etappe steht ein besonders beeindruckendes Naturschauspiel: der Abstieg durch die Schleifenbachklamm. In mehreren, bis zu 20 Meter hohen Kaskaden stürzt hier der Schleifenbach in die steile Schlucht hinab.

Querweg-5-Schleifenbachklamm
Wasserfall am Eingang der Schleifenbachklamm

Wirklich sehr beeindruckend. Doch die kleinen Sünden werden sofort bestraft, denn wie fernwege.de weiter schreibt:

Es gibt hier einen Leiternabstieg, der den schwierigsten Teil des Schluchtensteiges darstellt.

„Schwierigster Teil“ ist stark untertrieben, wenn eine vierbeinige Spaßbremse mit Gitterrost-Aversion zur Wandergruppe gehört. So mussten wir an dieser Stelle eine Schleife drehen (deshalb Schleifenbachklamm?) und die gerade hinabgestiegenen Höhenmeter wieder mühsam hinaufsteigen. Möglicherweise wollte uns Luis einfach nur auf den echten Querweg zurück zwingen.

Vier Beiner — besser kann’s keiner

Schwierig, weil schmierig war allerdings auch der offizielle Querweg nach Achdorf. Die starken Regenfälle der letzten Tage hatten ganze Arbeit geleistet, sodass die Rollen jetzt umgekehrt verteilt waren: Luis hüpfte vergnügt über die schmalen rutschigen Wege, während die Humanwanderer mit In-den-Dreck-Fall-Aversion mühsam durch den Matsch staksten. Erkenntnis: Zwei Beine + Wanderstöcke können in solchem Terrain keinen echten Vierbein-Drive ersetzen.

Der weitere Anmarsch zum Beginn der Wutachschlucht war unspektakulär. Auf Feldwegen und weitgehend trockenen Pfaden erreichten wir die Wutachmühle und — an dieser vorbei — endlich den Anfang der richtigen Wutachschlucht.

Schlammlawinen-Challenge

Querweg-5-Schlammlawine-in-Wutachschlucht
„Elende Dreckerei“? Wo denn?

Durch die Tweets des Wutach-Rangers waren wir schon vorgewarnt: Am Kanadiersteg, also ziemlich am Anfang der Schlucht, sollte uns ein Schlammrutsch erwarten. Zitat: „Man kommt durch, aber es ist eine elende Dreckerei“.

Und tatsächlich: Eine dicke Schlammschicht ergoss sich vom Steilhang über den Weg Richtung Bachbett und ließ uns keine Chance, die Stelle zu umgehen. Es blieb nur der Versuch, am Hang auf Stämmen und Ästen über den Schmodder zu zirkeln. Natürlich waren auch die Stämme und Äste schlammverschmiert und rutschig. Als zusätzliche Herausforderung stapfte Luis völlig unbeeindruckt hindurch und übte gelegentlich und gelangweilt Zug auf die Leine aus, nicht ohne mir dieselbe auch noch um die Beine zu wickeln.

Querweg-5-Schlammpfoten.jpg

Zum Glück war das Ganze harmlos: Die einzige Gefahr wäre gewesen, knietief im Schlick zu versinken und die restlichen 10 Kilometer eine Schlammpackung in den Wanderstiefeln zu haben. Davon waren wir mehrmals nur eine Haaresbreite entfernt, aber es blieb uns erspart. Vielen Dank nochmal an und für die Wanderstöcke, sie waren hier Gold wert.

War das nun schon die angekündigte „elende Dreckerei“ oder würde die noch kommen? Schuhe und Hosenbeine der entgegen kommenden Wanderer gaben Entwarnung: Die waren (noch) frisch und sauber und schlammfrei — wir waren tatsächlich durch!

Wutachschlucht und Wutachranger

Der Rest des Weges war störungsfrei, sodass wir uns voll auf die Schönheit der Wutachschlucht konzentrieren konnten. Sehr beeindruckende Natur, teilweise spektakulär angelegte Wege — mal direkt neben dem Wasser, mal ein ordentliches Stück oberhalb.

Wegen der Wetterkapriolen der vergangenen Tage waren relativ wenige Menschen unterwegs, sodass wir auch an den Engstellen problemlos durchmarschieren konnten. Bei schönem Wetter in der Hochsaison dürfte das eher einer Ameisenstraße oder der A81 am Montag morgen gleichen, inklusive Schlange stehen vor engen Passagen.

Irgendwo kam uns dann eine etwas größere Wandergruppe entgegen und an ihrer Spitze der Wutachranger, den ich in den Tagen zuvor mehrmals virtuell kontaktiert hatte, um den aktuellen Zustand der Schlucht zu erfahren. Sympathischer Mann, kurzer Plausch, und diesmal konnte ich ihm mit einem Zustandsbericht dienen (und dem Tipp, die Schlammlawine barfüßig zu durchwaten).

Wir hingegen konnten weitgehend unbehelligt unserem Ziel entgegen wandern. Nach zwei kleinen Pausen und etlichen Flusswindungen stand sie dann endlich wieder vor uns: Die Schattenmühle.

Querweg-5-Schattenmuehle-Terasse
Schattenmühle: Wasser für Vierbeiner

Sonnige Schattenmühle

Jetzt präsentierte sie sich völlig anders als bei unserer ersten Anreise.“Damals“ hockten wir als einzige Gäste bei Dauerregen und Schmuddelwetter in der dunklen, leeren Gaststube.

Jetzt — nur 48 Stunden später! — saßen wir bei T-Shirt-Temperaturen auf der sonnenbeschienenen Terrasse, führten nette „Fachgespräche“ mit anderen Wanderern und ließen uns von einer wohlgelaunten Bollenhutträgerin isotonische Getränke auf Hopfenbasis kredenzen.

Erstaunlich, welchen Unterschied 20 Grad mehr Temperatur und 20 Liter weniger Regen machen können…

Querweg-5-Schattenmuehle-Rothaus-Schirm
Kein Wasser für Zweibeiner

Zahlen, Daten, Fakten

Tagesbilanz für Etappe 5 (20.04.): 22,4 km / 896 Höhenmeter

Gesamtbilanz Etappe 1 bis 5: 96,1 km / 3911 Höhenmeter,
entspricht 16,9 Stück Schwarzwälder Kirschtorte

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