Die Wetterprognosen versprachen für heute durchgängigen Dauerregen und hatten nicht zuviel versprochen. Kein Problem, denn wir waren gut ausgerüstet. Doch kurz vor dem Ziel hielt Petrus gleich zwei Überraschungen für uns bereit.
Schon beim Frühstück war klar: Der Tag heute wird ein feucht-fröhliches Vergnügen werden. Die gute Nachricht: Dadurch konnte ich es mir ersparen, den Regenponcho mühsam in seine kleine Hülle zu fummeln.
Wenige Meter nach unserem Hotel waren wir wieder auf dem offiziellen Querweg, der und schnell aus Singen heraus und tief hinein in den Wald führte.


Um den Friedinger Schlossberg herum marschierten wir flott Richtung Steißlingen. Die Strecke war eigentlich eher unspektakulär; für Abwechslung sorgte ein Feldhase (Luis) und ein Trupp mutmaßlicher Jäger, die uns für den weiteren Weg alles Gute wünschten.



In Steißlingen nutzten wir den Vorraum der Sparkasse für einen kurzen Zwischenstopp. Oder um es anders zu formulieren: Wir standen im Trockenen, um wieder flüssig zu werden.


Nach Steißlingen wartete ein langer Anstieg auf den topographischen Höhepunkt des Tages, während uns Wind und Wetter immer heftiger und kräftigee um Nasen und Schnauze bliesen.


Von der Burg Homburg folgte der Abstieg nach Stahringen, indem es im Wanderführer hieß:
Der Pfad führt recht steil und neu feuchtem Wetter etwas rutschig durch einen […] Hangwald bergab.



Das war untertrieben: Bei sehr nassen Wetter eher sehr rutschig. Wir erreichten Stahringen genau zur Mittagsessenszeit — dumm nur, dass das laut Google einzige Restaurant des Ortes schon seit Jahren geschlossen ist.
Nach einem kurzen Müsliriegel-Snack an einer zugigen Bahnhaltestelle blieb uns wenig anderes übrig als den Endspurt über Güttingen nach Liggeringen anzutreten. Es war kalt, es war klamm und wir wollten nur noch so schnell wie möglich ins Hotel in Liggeringen — wissend, dass dessen Gastronomie heute Ruhetag hatte.

Doch dann — kurz vor dem Ortsende Güttingen — tauchte wie eine Fata Morgana der Landgasthof Adler auf. Er war zum Glück sehr real, sehr trocken, sehr warm und sehr tolerant gegenüber zwei tropfnassen Wanderern nebst tropfnassem Hund. Et quelle surprise: Am Nebentisch saßen wieder die zwei Franzosen vom Vortag.
Nach Suppe und überbackenen Maultaschen ging es uns wieder deutlich besser. Auch Luis‘ Laune stieg deutlich an, was eventuell an den von der Seniorchefin gereichten Leckerlis gelegen haben könnte.
Noch besser wurde unsere Stimmung, als wir aus dem Adler hinaustraten: Sonne! Ein Stückchen blauer Himmel!! Ein klitzekleiner Blick auf die Alpen!!!


Das versprach ein perfekter Zieleinlauf in Liggeringen zu werden. Das lag zwar nicht auf dem offiziellen Querweg, war aber die einzige verfügbare Übernachtung gewesen.
Auf halber Strecke begann dann doch wieder leicht zu nieseln, zu regnen, stärker zu regnen — und kurz vor dem Ortsschild brach ein Starkregen los, der uns binnen 200 Metern komplett durchnässt hat. Wir versuchten uns am ersten Haus des Ortes kurz unterzustellen, aber eigentlich war es sinnlos und sowieso zu spät.


Glück im Unglück Unwetter: Wenige Minuten waren wir im sicheren und trockenen Hotel. [Noch mehr Glück wäre allerdings gewesen, wenn das Unwetter die wenigen Minuten noch abgewartet hätte.]

Nun – etwa zweieinhalb Stunden und eine sehr heiße Dusche später – erinnern nur noch eine Wanderhose auf der Heizung und der Nasse-Hund-Geruch im Hotelzimmer an die Liggeringer Wasserschlacht. Jetzt hat sogar der Regen aufgehört, sodass wir demnächst hoffentlich trockenen Fußes und Felles zum Abendessen in den „Kranz“ kommen.
Update 22:16: Sehr lecker und sehr lustig war’s im Kranz. Ich überlege, mir den Wecker auf 3:00 Uhr zu stellen und zu schauen, ob es wirklich schneit. Und endlich durfte ich ein Zibärtle „erleben“.



