Archiv der Kategorie: Schreibstube

Fox Du hast mein Ü gestohlen

Hektische Betriebsamkeit in der Schreibstube: Eine Kollegin meldet, im Dokument xyz würden auf der Titelseite die Üs fehlen… Fehler in der Prozesskette? Hat der Y2K+13-Bug wieder zugeschlagen? Nein, die Ursache lag diesmal wo anders…

Die Spurensuche

Klassisch: Bei der Kollegin fehlen alle Umlaute, auf den Redaktionsrechnern sind alle Umlaute da.

Erste Vermutung: Fehlende Schriften? Nein. Denn eine Überprüfung der PDF-Einstellungen zeigt, dass alle Schriften eingebettet sind. Ein Screenshot der Kollegin (also nicht mit einem Bild der Kollegin, sondern von der Kollegin angefertigt) bestätigt den Befund: Texte werden in der korrekten Schrift angezeigt. Nur eben ohne Üs…

Zweite Vermutung: Sonstige Distiller-Einstellungen? Nein. Denn wir verwenden seit Monaten unveränderte Einstellungen. Dennoch machen wir eine Gegenprobe, generieren PDFs mit verschiedensten Settings. Ergebnis: Bei mir sieht alles gut aus, die Kollegen klagt immer noch über Ü-Mangel.

Dritte Vermutung: Unterschiedliche Acrobat-Versionen? Nein. Denn wir generieren abwärtskompatible PDFs und ich kann und will nicht glauben, dass Adobe solche Fehler einbaut.

Der Verdacht

Das Internet nennt einen Verdächtigen: Nicht das PDF, nicht Acrobat, sondern Firefox. Jetzt zündet die Kerze der Erkenntnis: Die Kollegin öffnete die PDFs via Intranet-Links direkt im Browser, während ich sie klassisch über Doppelklick im Filesystem geöffnet habe.

Der Beweis

Mit einem einfachen Test ist der Ü-beltäter ü-berführt: Auch bei mir zeigen die Intranet-verlinkten PDFs keine Üs — genau dieselben PDFs, die bei Öffnung „von Hand“ noch vor Üs strotzen.

Wie das? Ganz einfach: Firefox beliebte, bei einem der  letzten Updates einen eigenen PDF-Viewer zu integrieren, der mit Umlauten noch ein wenig fremdelt. Nicht bei allen PDFs, aber bei vielen.

Die Wiedergutmachung

Die Wiedergutmachung — um die PDF-Anzeige wieder gut zu machen —  ist ebenso einfach wie effektiv: Man lässt sich die PDFs in Firefox wieder von dem anzeigen, der sich damit auskennt.

Dazu einfach unter Extras | Einstellungen auf die Registerkarte Anwendungen gehen und in der Liste den Eintrag Portable Document Format (PDF) suchen. Dort ersetzt man den Eintrag Vorschau in Firefox durch Adobe Acrobat (in Firefox) verwenden — oder das Programm, mit dem PDF auf dem Rechner üblicherweise angezeigt werden:

Firefox_Settings

Ünd üllüs üst wüdür güt.

Korrektur 18:18: Screenshot aktualisiert. In der früheren Version war — abweichend zum Text — eine Aktion ausgewählt, mit der PDFs außerhalb des Browsers angezeigt werden.

Y2K+13 Bug oder: Ich war’s!

Seit vielen Jahren war nach diesem Jahreswechsel kein Urlaub angesagt, sondern hochmotivierte Pflichterfüllung im Dienste der Weltwirtschaft. Weniger motiviert war meine Software, die frech behauptete, die Lizenz sei abgelaufen. Wie das bei einer unlimitierten Lizenz? Kurze Verwirrung, kurze Internet-Recherche, kurze Erheiterung: Ich bin nicht der einzige, der zu Jahresbeginn ausgebremst wurde. Y2K+13 Bug oder: Ich war’s! weiterlesen

Fundstück: »Stellenangebote für Technsche Writing«

XING-Mitglieder werden in schöner Regelmäßigkeit mit Neuigkeiten über offene Stellen behelligt. So erreichte mich heute dieses interessante Angebot:

Für meine Kunden bin ich für technische Redaktion Profis mit Erfahrung in der technischen Veröffentlichung […] suchen. Dies wird eine Festanstellung in einer dieser Seiten, Belin / Karlshrue / kvefeld / Nürnberg, mit Sitz in Deutschland sein. Fluent Kenntnisse der deutschen Sprache ist für diese Rolle erforderlich.

Ein verlockendes Angebot für einen Profi mit Erfahrung, der neue Herausforderung suchen ist. Denn selten findet man Stellen mit einem derart breit gefächerten Einsatzgebiet: Karlshrue ist bekanntlich ein College in Colombo (Sri Lanka), der Verlag Belin residiert in Paris und KVE-Feld ist vermutlich das im Pfälzer Wald gelegene Festgelände des legendären Karnevalvereins Elwetritsche Dahn. Nur Nürnberg sagt mir nichts…

Sehr interessant. Doch eine harte Nuss sind die verlangten Fluent Kenntnisse der deutschen Sprache. Hier ist der technische Redakteur mit vertieften Kenntnissen des Mittel- bis Niederhochdeutschen klar im Vorteil. Fluent… Flünt… Flint… da war doch was:

flünt, flint, mhd./nhd. »Stein«, auch »Feuerstein«.*

Hmmm… Leider beschränken sich meine Feuerstein-Kenntnisse auf die gleichnamige Familie. Das wird wohl nichts mit der Festanstellung in dieser Seite. Nicht schlimm: Ich fülle tagsüber zwar Seiten mit Inhalt, krabble aber nach Feierabend gerne wieder aus den Seiten heraus.

* Damit wissen wir auch, dass die Familie Flintstone eigentlich Stein-Stein oder Feuerstein-Stein hieß (und die erste Familie der Menschheitsgeschichte mit Doppelnamen gewesen sein dürfte).

Legalize Deppenapostroph

Sprachpuristen belustigen sich über deplatzierte Apostrophe, die den schönen deutschen Genitiv durch einen anglizistischen Apostroph verunstalten. 1996 hat sich der Duden dem Druck der Straßensprache gebeugt und zumindest in Ausnahmefällen rechtgegeben. Doch die Tekom (nach eigenen Angaben »Der deutsche Fachverband für Technische Kommunikation und Informationsentwicklung«) geht noch einen Schritt weiter. Legalize Deppenapostroph weiterlesen