Auf Cache-Jagd und Geburtstagskurzbesuch folgte das dritte Event des Sonntags: Eine verwandtschaftliche Abordnung aus P. machte sich auf den Weg nach B., um L. zu besichtigen (und bei der Gelegenheit auch uns zu besuchen).
Nach der gegenseitigen Begrüßungsbegeisterung, Kaffee und Kuchen machten sich dann 8 Individuen mit durchschnittlich 2,25 Beinen auf die Gassirunde. »Ganz zufällig«traf die Gruppe dabei auf einen ebenfalls gassigehenden Vertreter einer Hunderasse, die so selten vorkommt, dass ich deren Name schon wieder vergessen habe. Das Zufällige an der Begegnung war, dass sich zumindest einige der Gassigruppe sich sehr für diese wenig verbreitete Sorte Hund interessieren. Jaja, sehr zufällig — es war schon sehr auffällig, wie R. ohne ersichtlichen Grund zum Aufbruch gedrängt hatte. Wahrscheinlich war der Besitzer der unbekannten Hunderasse vorbestellt und wartete schon seit Stunden am „zufälligen“ Treffpunkt“…
Wetterbedingt fand die Gassirunde ein unerwartet schnelles Ende, die Besucherschar kehrte wieder in die warme Stube zurück und Luis lag — vom ereignisreichen Tag erschöpft — dösend/schlafend auf dem Sofa. Nach kurzem Aufwärmen rüstete sich die Besucherschar zum Aufbruch, was den erschöpften/dösenden/schlafenden/auf dem Sofa liegenden Luis nicht im Geringsten beeindruckte. Aus Rücksicht auf seinen Erschöpfungszustand ließen wir Luis auf dem Sofa dösen/schlafen, während wir den Besuch an der Haustür verabschiedeten.
Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, spazierte Luis im „Ich-hab-nix-gmacht“-Modus aus dem Esszimmer. Lag Luis nicht vor 3 Minuten noch im Tiefschlaf auf dem Sofa? Und hatte Neffe T. seinen Kuchen vor einer Stunde nicht halb gegessen auf dem Teller liegen lassen? Und wer hat einen der benutzten Teller gegen einen scheinbar blitzblanksauberen, krümelfreien ausgetauscht? Indiz reihte sich an Indiz, und alle Indizien führten zu einem Verdächtigen.
Zeit für eine Vernehmung von Angesicht zu Angesicht. Der Verdächtige versuchte, durch seinen „Ich-hab-echts-nix-gmacht“-Blick zu überzeugen — allerdings strömte er dabei eine gut vernehmbare Apfelkuchennote aus. Die olfaktorische Beweisführung war eindeutig und anhand eines Pfotenabdrucks in unmittelbarer Nähe des Tatorts konnte der Täter letztendlich überführt werden.
Wäre es montags bis freitags um 17.00 Uhr gewesen, hätte dieser hochemotionale und realitätsnahe Fall* zwingend den Satz „Hören Sie auf zu lügen — Sie haben ein Motiv, aber kein Alibi!“ verlangt. Es war aber Sonntag, der Beschuldigte verweigerte die Aussage und auf so Niedrigs Niveau wollten sich die Ermittler dann doch nicht begeben.
* Das Privatfernsehen nimmt seinen Bildungsauftrag sehr erst: Da man noch etwa über die inflationäre Verwendung unzutreffender Adjektive lernen…