„Ein guter Schluss ziert alles“ — das hat unsere spontane Extrem-Gassi-Woche im Altmühltal eindrucksvoll bewiesen. Denn die Zierde war besonders groß, als mit dem Altmühltal schon lange Schluss war. Zudem ist mir erst da bewusst geworden, wovon ich im Altmühltal „vui zfui“ hatte. Und eine halbe Stunde vor zuhause gab es für Luis das, wovon es nie zfui geben kann.

Nicht das Glück des Tüchtigen, sondern das Glück des Surfenden bescherte mir einen „Bonus-Track“ auf meinem persönlichen Altmühltal-Album: An fremden Orten schmökere ich gerne in den lokalen Online-Medien, um zu sehen, was dort los ist und was die Menschen dort bewegt.
Dabei stolperte ich Anfang der Woche über einen » Ausflugstipp zu bizarren Felsformationen und romantischen Pfaden. Tolle Bilder, ansprechender Bericht — nur hatte die angepriesene Schwarzachklamm so gar nichts mit meinen Altmühltal-Touren zu tun, sondern lag stattdessen bei Schwarzenbruck (bei Feucht (bei Nürnberg)).
Feucht? War das nicht da, wo ich auf der Heimfahrt von der A9 auf die A6 wechseln würde? Ja, war es. So beschloss ich, am Rückreisetag noch Kurzwanderung einzuschieben und die Schwarzachklamm „mitzunehmen“. Man soll beim Autofahren ja ohnehin regelmäßig Pausen machen und der Hund muss ja eh raus…


Eine Minimorgengassirunde, ein letztes tolles Frühstück im » Landgasthof Wagner und schon kurz nach 8 startete ein voll beladenes Auto mit Hund und Kegel Richtung Norden. Ein paar Minuten nach der Autobahnabfahrt Feucht standen wir in der Nähe der Waldschänke Brückkanal am gähnend leeren Parkplatz — dessen Größe erahnen ließ, wie (über)voll es hier wohl „normalen“ Zeiten sein würde.


Freitag morgen um 9 war offensichtlich nicht normal; somit hatten wir die Schwarzach für uns alleine. Die war hier zunächst nicht klamm — aber doch ganz anders als im Altmühltal. Es nämlich war:
Ruhe.
Nur leise plätscherndes Wasser, nur dezent singende Vögel und sonst nichts. Es war unglaublich beruhigend und entspannend und erholsam.
Erst hier fiel mir auf, was im Altmühltal gefehlt hat: Egal wo man dort ist, begleitet ein „Geräuschteppich“ aus Autos, Steinbrüchen, Güterzügen und/oder lärmenden Touristen den Wanderer. Wie (be)unruhig(end) das ist, merkt das Stadtkind erst, wenn die akustische Dauerreizung mal weg ist.
Hier — an der Schwarzach — kam nach wenigen Minuten zur entspannenden Stille doch noch die Klamm hinzu und der Ausflugstipp hatte nicht zu viel versprochen: Spektakuläre Sandsteinformationen, originelle Wegführung, fröhlich plätschernder Bach — es hätte gerne noch ewig so weiter gehen können.











Doch ich wusste, die Ewigkeit würde nur etwa 2 Kilometer lang dauern. Deshalb trödelten und guckten und schnupperten wir extra ausgiebig herum, um es noch etwas länger auszukosten…
Für den Rückweg nahmen wir die andere Seite des Flusses; nicht unten am Wasser, sondern oberhalb auf einem angenehmen Waldweg und ohne Getrödel.



Am Ende belohnte uns noch ein » Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst: Der Brückkanal, mit dem der » Ludwig-Donau-Main-Kanal die 17 Meter tiefer liegende Schwarzach über eine 90 Meter lange Brücke überquert — und das seit 1841!


Hier ist man hörbar nur noch gute 100 Meter von der A9 entfernt — und ich hatte nach dieser herrlichen entspannenden Kurzwanderung keine Lust, mich sofort wieder ins Autobahngetümmel zu stürzen. Da kam mir die Walschänke gerade recht.
Wandern + Biergarten = Radler?
Diese Gleichung ging heute aufgrund der Uhrzeit des Verkehrmittels nicht auf. Als erster Besucher des Tages hatte ich sehr freie Platzwahl, einen großen Pott Kaffee und einen extrem streuseligen Zwetschgenstreuselkuchen, der mir die notwendige Energie für die weiter Heimfahrt gab.

Der Parkplatz war mittlerweise deutlich voller geworden — gut, dass ich so früh unterwegs war und die Klamm in Ruhe genießen konnte. Auch die Autobahnen waren deutlich voller geworden, dennoch kam ich fehlerfrei durch.
Glück noch auf der A81 bei Mundelsheim: Dort passierte ich ohne nennenswerten Stau ein flambiertes Pannenfahrzeug — eine halbe Stunde später waren dort mehrere Kilometer Stau. Gut, dass ich in der Waldschänke nicht noch ein zweites Stück Kuchen gegessen hatte ;-).
Und Luis so? Sandsteinfelsen? Felsdurchbrüche? Historische Ingenieurkunst? Biergarten? Für ihn nur unterschiedliche Objekte, an denen man schnuppern kann. Sein Highlight zwischen Altmühltal und Schwäbischer Alb war ein kurzer Zwischenstopp im » Futterhaus Mössingen, mit dem der Nachschub bis Ende November gesichert ist. So hat halt jeder seine eigenen Prioritäten.
