Das Zusammenwirken von lokaltypischem Nordseewetter und unglaubwürdigen Meteo-Journalismus brachte mich auf die Spur der »sponsored weather«-Verschwörung. Eine Reise nach Amrum sollte endgültig Klarheit schaffen. Denn Amrum ist eine Insel und daher war schwimmen angesagt.
Schwimmen?
Wir hatten Glück: Durch einen seltsamen Zufall ist die Nordseeküste mit zahlreichen Häfen gespickt. Und damit die Häfen nicht ohne Zweck spicken, werden sie von Schiffen angefahren. Perfekt: Ein Hafen auf Nordstrand, ein Hafen auf Amrum, dazwischen eine »Express«-Linie.
Die machte ihrem Namen alle Ehre: Wenn die Nordsee eine Tempo-30-Zone wäre, wäre es richtig teuer geworden. Mit über 50 km/h düsten wir nach Zwischenstopp auf Hallig Hooge in knapp 2 Stunden nach Amrum.
2 Stunden auf Amrum, 1 Stunde an Amrum
Der Aufenthalt auf Amrum war zeitlich eingeschränkt, daher nutzten wir die Zeit effizient für einen Dorfrundgang, kurzes Shopping, Mittagessen und — ich gebe es zu — zwei Geocaches. Diese waren weder anspruchsvoll noch spektakulär, aber aufgrund der Anreise doch irgendwie speziell. 50 km »Anfahrt« über’s Wasser, um Papierstreifen in zwei Fimdosen zu signieren — das hat man nicht jeden (Cache-) Tag.
Pünktlich zur Abfahrtszeit war das Schiff wieder im Hafen und wir auf dem Schiff. Aber es fuhr nicht. Und fuhr nicht. Und fuhr nicht. Derweil hatten wir Gelegenheit, den abenteuerlichen Erzählungen eines Schifftaubewachers zu lauschen: »Als wir mit dem Container-Schiff in Singapur…«, »Öltanker im Panama-Kanal…« — spannende Geschichten, mit viel Stolz und Überzeugungskraft vorgetragen.
Ich war ein wenig neidisch: Der Unterhaltungswert meiner berufsspezifischen Anekdoten ist eher niedrig, daher: Augen auf bei der Berufswahl.
Nach dem großen Maritim-Latinum war dann auch das Schiff überzeugt, weiterfahren zu wollen. Die Verspätung betrug mittlerweile eine Stunde, die durch eine rasante Rückfahrt auf Ideallinie deutlich wieder aufgeholt wurde.
Seehund Luis
Luis‘ Mitfahrt kostete 3 Euro, was ihn aber nicht beeinträchtigte — er lässt ja zahlen. Unsere übliche Drohung »das wird am Hundefutter wieder eingespart« hat ihn auch nicht wesentlich beeinträchtigt. Stattdessen genoss er es, sich den (Fahrt-) Wind um die Nase wehen zu lassen, gelegentlich aufs Meer zu starren und sich von Mitreisenden massieren zu lassen. Für große Erheiterung sorgte seine Anwandlungen, während der »Schiff-fährt-nicht«-Panne mal nachzuschauen, was da los ist. Damit trug er (neben dem Maritim-Lateiner) nicht unwesentlich dazu bei, der Zwangspause etwas Positives abzugewinnen.
Und das Wetter?
Das Wetter sollte ja nicht nur über die Behaglichkeit der Seereise entscheiden, sondern auch über die »sponsored weather«-Verschwörung:
Der morgige Montag wird entscheiden, wer Recht hat und damit über die Existenz der »sponsored weather«-Verschwörung richten: Der öffentlich-rechtliche Sonnentag oder die finanziell gesteuerten Schlechtwetterpropheten.
Die Bilder beweisen es: Es hatte mindestens 18°C, die Sonne scheinte fast durchgehend und das tatsächliche Regenaufkommen lag bei 0%.
Was beweist das dem gewieften Verschwörungstheoretiker?
- Die öffentlich-rechtliche, GEZ-geschwängerte Wetterprognose war korrekt.
- Folglich war die privatwirtschaftliche Prognose falsch (sie sagte das gegenteilige Wetter voraus).
- Folglich werden privatwirtschaftliche Prognosen nicht nach meteorologischen Gesichtspunkten erstellt (sonst wäre sie ja richtig gewesen).
- Folglich war die Falsch-Prognose der Versuch, meine Erkenntnisse und die »sponsored weather«-Verschwörung in Misskredit zu bringen (wie von mir vorhergesagt!).
- Folglich sind meine Erkenntnisse wahr und die »sponsored weather«-Verschwörung entspricht den Tatsachen (sonst müssten die kommerziellen Wetterfrösche nicht zu solchen Mitteln greifen).
Was zu beweisen war.