Via Jacobi mit Hund 5: Einsiedeln — Brunnen

Konnte es nach dem gestrigen Tag noch besser werden? Ja, es konnte.

Vor dem Frühstück nahm ich mir noch mal Zeit für einen Besuch in der Klosterkirche Einsiedeln; es war ergreifend: Unsichtbare Mönche füllten die riesige Kirchenhalle mit ihren tiefen Stimmen.


Nach schnellem Frühstück (mit Klosterblick) brachen wir kurz vor 8 Richtung Alpthal auf. Es war früh, es war frisch und es war kalt: Die Sonne hatte sich noch nicht auf der ganzen Strecke hinter den Bergen hervorgetraut.

Hinter Alpthal war dann Schluss mit kalt und lustig. Der Weg knickte um 90° vom Talverlauf ab und führte schnurstracks steil nach oben.

  • Vorteil 1: Man hat es schnell hinter sich.
  • Vorteil 2: Steigungen unter 20% kommen gerade zu flach vor

Oben grüßten uns dann Grosser und Kleiner Mythen auf gefühlter Augenhöhe — und ein Schild, das auf die geöffnete Gadäbeiz hinwies. Von Paules elCamino Hike waren wir vorgewarnt, dass das Gasthaus Haggenegg auf der Passhöhe geschlossen Win würde — deshalb ließen wir uns die Beiz nicht entgehen. Sensationelle Lage, sensationelle Aussicht und eine sensationelle, frisch gegrillte Whisky-Bratwurst (Whisky-Bratwurst hier).


10 Minuten nach Bratwurst und Aussicht erreichten wir dann den Pass Haggenegg, wo wir uns über ein weiteres großartiges Panorama freuen konnten: Unter uns lag der Vierwaldstättersee. Hier gönnte ich mir als Dessert die Reste des Käses aus Fischingen, der nach zweieinhalb Tagen im sonnenverwöhnten Rucksack eine perfekte Konsistenz zum Raclette-Schaben gehabt hätte.


Heute haben wir zum ersten Mal echte Pilger getroffen:

  • Ein knapp 80-Jähriger, der die Via Jacobi ab Kreuzlingen durch die ganze Schweiz in einzelnen Tagesetappen absolviert.
  • Eine ältere Dame, die seit Mitte Januar auf dem Rückweg (!) von Santiago de Compostela nach Bayern ist. So wie die früheren Pilger, für die Santiago nicht das Ende eines One-Way-Trips mit Rückflugticket war, sondern erst die Hälfte des Weges.

Respekt!

Gedankenverloren ging es abwärts mit uns, nur unterbrochen durch Luis‘ Herumtollen in den letzten Schneefeldern:

 

Nach anstrengenden 100 Minuten Abstieg und etwa 1000 Höhenmeter tiefer hatten wir Schwyz erreicht. Hier war offizielles Etappenziel, wir wollten aber weiter nach Brunnen.


Wie in den Etappen zuvor zogen sich die letzten 5 km des Tages wie Kaugummi. Komischerweise ist das immer so, egal wie lang die Tagesstrecke ist…


Motiviert hat uns letztendlich die Aussicht auf das letzte Highlight des Tages: Da ich am Vortag mit dem Essen ziemlich billig davon gekommen bin (für schweizer Verhältnisse), habe ich die eingesparten Stutz in ein Zimmer mit Seeblick investiert. Die Rendite ist jeden Rappen wert.

 

Zahlen, Daten, Fakten

  • Tagesbilanz: 25,6 Kilometer, 873 Höhenmeter, 8,7 Stunden (davon mindestens 1 in der Gadäbeiz und am Haggenegg)
  • Seit Konstanz: 122,6 Kilometer, 4734 Höhenmeter, 38 Stunden

Highlights

  1. Nochmal Kloster Einsiedeln von innen
  2. Whisky-Bratwurst in Angesicht der Mythen
  3. Herumtollen im Schnee (Luis‘ Highlight)
  4. Futternapf mit Seeblick

Ausblick für morgen

Der Ausblick wird auch morgen den Vierwaldstettersee zeigen, der heute vor dem Schließen der Vorhänge noch da war ;-).

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