Zwischen Einsiedeln und Schwyz hatte mich der Weg so weit: Ich musste länger überlegen, welcher Wochentag war — und ich bekam den leisen Hauch einer Ahnung, wie es sich anfühlen könnte, wochen- und monatelang nach Santiago de Compostela unterwegs zu sein. Woran lag es? An der Landschaft, an der zurückgelegten Strecke, am „Mini-Erfahrungstausch“ mit den beiden Via-Jacobi-Gängern, an der Erkenntnis „El Camino provides“?
Wahrscheinlich eine Mischung aus allem… Trotzdem beschloss ich, hier und jetzt am Vierwaldstättersee meinen Weg (für dieses Mal) zu beenden:
- Mehr als zwei weitere Etappen wären ohnehin nicht drin gewesen — eine Woche Urlaub ist halt zu schnell zu Ende.
- Ich wollte (noch) nicht entscheiden, wie es weiter gehen soll: Auf der Via Gottardo ins Tessin oder doch besser die Via Jacobi Richtung Genf?
- Durch das Deutsche-Bahn-Versagen vor dem Start der ersten Etappe würde die Heimreise ungleich langwieriger werden als geplant.
- Laut Prognosen bestand die „Gefahr“, dass es noch wärmer würde — zu warm für eine weitere anstrengende Etappe mit einem schwarzen Fellträger (Ende März!).
- Luis wollte endlich wieder in seinem eigenen Körbchen schlafen.
Und vor allem: Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören 😉
Nach einem ausgiebigen Frühstück legten wir dann doch noch ein kurzes Stück auf der Via Jacobi zurück: Mit dem Schiff über den Vierwaldstättersee. Im Gegensatz zur Via Jacobi gingen wir aber nicht in Treib von Bord, sondern schipperten weiter nach Luzern.
Luzern — was für ein Trubel, Lärm, Gewusel, Verkehr, Durcheinander! Offensichtlich hatte ich mich innerhalb kurzer Zeit mehr an Ruhe, Gelassenheit und Freundlichkeit gewöhnt, als mir bewusst war. Deshalb fiel das Gegenteil in Luzern umso stärker und der Besuch in der Altstadt recht kurz aus. Zu viel Hektik, zu viele Menschen, zu viel „Swiss Folklore Show“, zu viele „Marken“-Shops, die man überall findet und die jeweilige Stadt zur Kulisse degradieren.
Nichts wie weg! Mit der SBB ging es dann — mit mehreren problemlosen Umstiegen — nach Tobel-Affeltrangen, wo Luis begeistert in den Kofferaum unseres Autos hopste und Sekunden später tief und fest schlief. Ich hätte gerne mit ihm getauscht, doch Luis ließ nicht mit sich verhandeln und überließ mir noch 3 Stunden anstrengender Heimfahrt.
Dann hatte Luis nach 5 Tagen, 120 Kilometern und unzähligen Bäumen auf dem Jakobsweg endlich sein Ziel erreicht: Sein Lieblingskissen auf dem heimischen Sofa.