Die Anreise verlief erfreulich unspektakulär und ohne unangenehme Überraschungen. Danach brauchten Hund und Mensch etwas Bewegung — und hatten dann eine umso erfreulichere Überraschung.

Die Anreise verlief erfreulich unspektakulär und ohne unangenehme Überraschungen. Danach brauchten Hund und Mensch etwas Bewegung — und hatten dann eine umso erfreulichere Überraschung.
Normalerweise erfordert eine Woche ViaJacobi mit Hund mehrwöchige Vorbereitungen — nicht als lästige Pflicht, sondern nerdige Vorfreude. Dieses Mal ist alles anders, nur die Vorfreude bleibt.
Eigentlich bin ich begeisterter Zugnutzer. Doch nach dem fast jede An- und/oder Rückreise zum Debakel wurde, sehe ich es endlich ein und kapituliere: Wenn die Deutsche Bahn nicht will, dass man Zug fährt, dann fahren wir halt nicht Zug, sondern Auto.
Denn gerne verzichte ich auf
Besonders Luis wird profitieren: Nach einem entspannten Gassigang in den Kofferraum hüpfen und nach wenigen Stunden Schlaf wacht man ohne Gedränge und Gerenne am Genfersee auf. Weiterer Bonus: Herrchen muss dieses Mal nicht mit dem Gepäck knausern und nimmt endlich mal ein großes, rotes „Körbchen“ mit, in dem sich hund überall wie zuhause fühlt.
Eine Mehrtageswanderung von Unterkunft zu Unterkunft bringt jeden Tag Spannung, wo man landet, wie man dort „wohnt“, was man zum Essen findet und wohin man dann am besten Gassi gehen kann. Aber das ist nur sinnvoll, wenn man jeden Tag an der entsprechenden Unterkunft ankommt.
„Aus Gründen“ möchte ich mich darauf nicht verlassen müssen. Deshalb wäre die richtige Überschrift dieses Abschnitts eigentlich Unterkunft statt -künfte: Wir werden alle Nächte im selben Etablissement und Zimmer verbringen.
Gut für mich: Keine hochkomplexe Abwägung von „Haustier erlaubt“, „bezahlbar“ und „Abstände in Tagesetappen“ hundekompatibel“, „Genfersee“ — sondern eine Buchung und fertig.
Gut für Luis: Keine tägliche Überraschung wo/wie/was/wohin, sondern eine schnell vertraute Umgebung. Und schön im eigenen „Körbchen“ schlafen statt eines auf den Fußboden drapiertes Mikrofaserbadetuchs.
Von St Prex bis Genève sind es ungefähr 75 Kilometer, bis zur Grenze nach Frankreich nochmal 10 Extra. „Früher“ hätten wir das in 3 Tagen locker erledigt, jetzt haben wir 5 Tage. Das entspricht einem gemütlichen und ausführlichen Morgen- und Abendgassigang pro Tag, fast ohne Gepäck (siehe unten).
Muss aber nicht sein. Es kommt auf die Tagesform von Hund, mir und Petrus an — und ist auch egal, weil wir abends ja nicht zwingend irgendwo angekommen sein müssen (siehe oben).
Falls der Jakobsweg zu urban und langweilig wird, können wir als Alternativprogramm auf dem » Sentier des Toblerones nach wehrhafter Schokolade suchen. Oder bei Hitzewallungen in die kühlen Jura-Höhen ausweichen. Oder im Zimmer auf den See gucken, damit sich die paar Extra-Franken für die Seesicht amortisieren.
Normalerweise der nerdigste Teil der Vorbereitung: Mit langer Excel-Tabelle und Küchenwaage die Mitnahme für jedes einzelne Teil abwägen (auch im wahrsten Sinn des Wortes), weil man jedes einzelne Teil eine Woche lang herumtragen muss. (War mir am Anfang fast peinlich — mittlerweile weiß ich, dass das fast jeder so macht….)
Nun, auch das ist dieses Mal anders: Durch die eigene Anreise kann ich beliebig viel Ballast unentbehrliche Dinge mitnehmen (Bücher! Richtige Jeans! Normale Schuhe!); für die Tagesetappen kann ich alles Unnötige im Hotelzimmer abwerfen.
… ist dieses Mal fast alles anders. Die Wanderwoche wird einen ganz anderen Charakter haben als die früheren — ist aber jetzt genau das Richtige.
In peinlicher Anlehnung an einen früheren Jamaika-Verweigerer:
Lieber anders wandern als gar nicht wandern.
Unsere Via Jacobi endete 2021 ungeplant am Genfersee: » C’est fini schrieb ich am Ende — in der Überzeugung, dass damit nicht nur „Schluss ist“ mit der letztjährigen Wanderung, sondern mit der Jakobswanderei generell. Aber….
…. ein dreiviertel Jahr später bricht überraschend der Frühling aus und in der » Via-Jacobi-affinen Twitter-Bubble macht sich Aufbruchsstimmung breit. Und wie die ersten Frühlingsblumen keimte in mir ein Gedanke auf: Soll ich es doch nochmal wagen?
Warum eigentlich nicht? Wenn ich aus den Erkenntnissen des letzten Versuchs die richtigen Schlüsse ziehe und „geeignete Maßnahmen“ ergreife, erspare ich mir viele unnötige Stunden/Franken/Gesundheitsrisiken und kann das Ganze sehr entspannt angehen. Details dazu im nächsten Blog-Beitrag.
„Sehr entspannt“ — das ist auch für Luis ein Hauptkriterium für einen gelungenen Urlaub. In seinem fortgeschrittenen Hundealter findet er Coaching-Blabla wie „raus aus der Komfort-Zone“ und „an die eigenen Grenzen gehen“ albern und fragt sich (zurecht), warum Zweibeiner das erstrebenswert finden und sich trotzdem für eine intelligente Spezies halten.
Sehr entspannt wollen wir daher in etwa 185 Stunden wieder in St Prex starten — genau da, wo unsere letzter Extremgassigang sein unrühmliches Ende fand (» Via Jacobi 2021/4: Morges — St Prex). Und falls wir überhaupt an eine Grenze gehen, dann an diejenige zwischen der Schweiz und Frankreich (» wanderland.ch: Via Jacobi Etappe 20 Genève — Grenze).
Ob es insgesamt eine Wanderwoche auf der Via Jacobi oder eine Erholungswoche an der Via Jacobi wird? Das sich zeigen und ist mir völlig egal. Denn eine weitere Erkenntnis aus früheren Jakobswegwanderungen ist:
¡El Camino provides!
„Abfahrt in 15 Stunden auf Gleis 5“ verspricht die SBB-App — höchste Eisenbahn, den Rucksack fertig zu packen. Alles ist parat, sogar das Wetter und der Hessische Rundfunk haben sich auf unsere Via Jacobi am Genfersee vorbereitet…
Via Jacobi 2021: Wir sind bereit (mit Hund) weiterlesenNoch eine Woche bis zum Start, deshalb war es heute höchste Zeit, die Packliste auf den aktuellen Stand zu bringen und abzuarbeiten. Die (ungenutzte) Liste von März 2020 konnte weitgehend recycelt werden und musste nur um die Teile erleichtert werden, die im Hochsommer am Genfersee definitiv unnötig sein werden. Doch das vermeintlich ersparte Gewicht entpuppte sich als böser Denkfehler…
Via Jacobi 2021: Die Packliste (mit Hund) weiterlesenWas für 2020 geplant war, wird 2021 (hoffentlich) Realität: Von Vevey am See entlang bis Genf. Praktischerweise kann ich die Etappenplanung des Vorjahres recyceln und muss nur die Tagesetappen etwas kürzen.
»Aufgeschoben ist nicht aufgehoben«. Das versprachen sich letztes Jahr alle gegenseitig — nicht ahnend, wie lange geschoben und dass manches doch aufgehoben werden musste. Doch bei aller erlernten Skepsis gegenüber Reiseplanungen: Es geht (hoffentlich) doch wieder los und wir können unseren Jakobsweg am Genfersee (hoffentlich) bald fortsetzen.
Es geht wieder los: Via Jacobi 2021 mit Hund weiterlesenHeute ist wäre der erste Tag der Via Jacobi, an dem ich von Vevey nach Lausanne gewandert bin sein würde. Ohne Konjunktiv war ich auf dem Klippeneck-Steig unterwegs, der zu meiner Überraschung ein paar Anspielungen auf die Via Jacobi bereit hielt.
Extrem-Gassi-Projekt 2020: Es / Luis geht wieder los! weiterlesen
„Wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von Deinen Plänen“, soll (so ähnlich und sinngemäß) Blaise Pascal geäußert haben. Er war Mathematiker und Physiker, aber offensichtlich kein Extrem-Gassi-Geher: Diese machen Pläne — mit dem Wissen, dass es immer anders kommen kann. Das ist für mich nicht nur Vorbereitung, sondern auch Vorfreude. Und wenn das auch anderen Freude bereitet, soll’s mir recht sein.