Unsere Via-Jacobi-Woche 2021 war früher und an anderer Stelle zu Ende als geplant. »Enttäuscht? Traurig?« werde ich gefragt. Nein, keinesfalls — war ja nur eine etwas abgekürzte Wanderwoche. Und doch eine Zäsur mit weitreichenden Folgen.
Rückblick Via Jacobi 2021
Eigentlich wären wir heute vor einer Woche von der Via Jacobi zurückgekommen, nachdem wir von Vevey am Genfersee entlang bis an die französische Grenze gewandert wären und damit unsere Schweiz-Durchquerung komplettiert hätten.
Uneigentlich musste ich die Wander-»Woche« bereits am Dienstag in St. Prex abbrechen — nach ungefähr einem Drittel der geplanten Strecke und noch mehrere Tage von der Frankreich-Grenze entfernt.
Wohlgesonnene Mitmenschen versuchten mit aufzumuntern, das war aber gar nicht nötig:
- Seit wir 2016 zuhause auf den Jakobsweg gestartet sind, hatten wir immer wieder unfassbares Glück mit dem Wetter und zufällig immer genau die richtigen Wanderwochen ausgesucht. Jedes Mal hätten wir eine Woche früher und/oder später ein massives Problem bekommen.
Es war logisch und nach den Gesetzen der Statistik zu erwarten, dass das nicht immer so perfekt klappen kann. Jetzt war es halt so weit. - Seit acht Jahren ist Luis Anlass und treue Begleitung auf Extrem-Gassigängen — allein mit Neckarweg, Balingen — Bahlingen, Schwarzwald-Querweg, Alpenquerung Tegernsee — Sterzing , Via Gottardo und eben Via Jacobi kommen wir wohl auf 2000 gemeinsame Wanderkilometer.
Es war logisch und zu erwarten, dass Luis mit zunehmendem Alter (und Erfahrung) merkt, dass er sein Futter auch ohne die tagelange Wanderei und den ganzen Stress bekommt. Jetzt war es halt so weit.
Es ist also eingetreten, womit ich vernünftigerweise sowieso jederzeit rechnen musste. Und ich hatte Glück, dass das auf dieser Wanderwoche eingetreten ist und nicht am Hörnli, Haggenegg, Gotthard, Brünigpass oder Col de Jaman.
Denn das waren für mich persönlich nicht nur topografische Höhepunkte der vergangenen Jahre — und für mich viel wichtiger und wertvoller, als eine Woche lang durch dicht besiedeltes Gebiet am immergleichen See entlang zu gehen.
Kurzum: Es gibt für mich kein Grund, enttäuscht zu sein. Vielmehr bin ich froh und dankbar, dass mich das Unvermeidliche da »erwischt« hat, wo es mich am wenigstens trifft.
Rückblick auf das große Ganze
Die »abgebrochene« Via Jacobi 2021 ist für mich abgehakt und vergessen.
Gleichwohl ist sie eine Zäsur, denn es ist jetzt offensichtlich: Mehrtages-Wanderungen sind mit Luis nicht mehr machbar sind (und ohne Luis sinnfrei). Es wird mir erst langsam bewusst, was das eigentlich bedeutet: Kein Rückschritt für die Menschheit, das Ende einer Ära für mich.
Deshalb nochmal ein fröhlicher Rückblick auf die / Abschied von der Via Jacobi (nebst »kurzem Abstecher« an den Lago Maggiore):
Unspektakulärer Start am Eyachufer
Vielen Dank den wohlwollenden Mitlesern für das Interesse, die freundlichen Kommentare und die hilfreichen Tipps.
Und allzeit buen camino!
Es war mir immer eine Freude, deine schön geschriebenen Blogbeiträge zu lesen. Hat nun Luis, so wie ich, das Rentenalter erreicht? Es bleiben ja noch die kürzeren Gassigänge in der bekannten Gegend. Weiterhin alles Gute zusammen.
Luis ist schon weit über das Pensionierungsalter hinaus und fragt sich jetzt zurecht, warum er sich das noch alles antun soll. Klar werden wir noch kürzere Touren machen – aber das ist halt was anderes als eine Woche wilder „Männerurlaub.“ (Vor allem für mich, Luis wird’s egal sein.)
Die gute Nachricht: Wenn Luis jetzt weniger zu tun hat, kann ER jetzt endlich die Blogartikel schreiben… 😆