Heute stand mit dem Brünigpass der höchste Punkt der Woche auf dem Programm, doch nicht nur die Höhenmeter forderten unsere ganzen Reserven. Am Ende standen wir doch noch auf dem Pass – und durstig vor den Tücken der Technik.
Frühstückspurt nach Sachseln
Der Tag in der Jugendunterkunft begann wie vereinbart ohne Frühstück, aber mit einem langen, netten und interessanten Plausch mit der Chefin. Danke auch dafür!
So wurde es kurz nach acht, bis wir in den sehr frischen Morgen aufbrachen und uns nach Sachseln sputeten. Warum sputen? Weil a) seeeehr frisch und b) Frühstück…
Wie versprochen fanden wir direkt nach der Kirche das Café zum Stein. Schon deshalb ein Muss, weil die Via Jacobi mittendurch geht ;-). Kleines oder großes oder Schlemmerfrühstück? Ich nahm die goldene Mitte nebst Bircher-Müesli:
Sehr gut und erkenntnisreich: Nach dem zahlen wusste ich, dass der Unterschied zwischen Frühstück inklusive und exklusive 80% des Übernachtungspreises sein kann.
Wegeverwirrung in Sachseln
Nach dem üppigen Frühstück wollte ich schnell weiter nach Giswil – aber wo? Offenbar wurde der Jakobsweg neu ausgeschildert und führt jetzt direkt zum Bahnhof und Seeufer.
Gute Idee. Aber blöd, wenn die Wanderkarte direkt unter dem Schild in eine völlig andere Richtung weist. Letztendlich habe ich der Beschilderung geglaubt und kam zwischen Zentralbahn und Sarnersee flott Richtung Süden.
Hektischer Käse-Exkurs
In Giswil wollte ich bekanntlich jene Käserei besuchen, deren Jakobswegkäse mich überhaupt erst auf diesen Weg gebracht hat. Das bedeutete Schwenk nach rechts und immer gerade aus. Und das sehr flott, weil mich Frühstück und Beschilderungswirrwarr wertvolle Zeit gekostet hatten – schließlich hatte das Chäs-Lädeli nur bis 12:00 geöffnet.
Im Eilmarsch kamen wir gerade noch rechtzeitig an, um der Dame im Verkauf euphorisch den Grund unseres Besuches zu erzählen. Wirklich beeindruckend war das offenkundig nicht…: „So. Darfst sonscht nö äbbes si?“
Insgesamt also ein eher ernüchternder Abstecher, aber immerhin kam ich dadurch am Restaurant Siesta vorbei, dessen Name zu verlockend war, um ignoriert zu werden.
Bei einem sonnigen Panache sondierte ich die Lage: Es war kurz nach zwölf und ich hatte noch vier Stunden und zwei deftige Aufstieg vor mir. Das würde hart werden….
Also schnell wieder zurück auf die Via Jacobi….
Aufstieg zum Lungerersee
… denn ich wollte den ersten heftigen Anstieg hinter mich bringen. Die Beine wurden allmählich schwer und die Temperaturen T-Shirt tauglich. Da hilft nur eines: Hirn ausschalten und immer wieder einen Fuß vor den anderen setzen (oder eine Pfote vor die andere).
Über/neben/unter uns die Autobahn und gelegentlich die quietschende Zentralbahn, die sich hier mit Zahnstangen-Unterstützung nach oben kämpft. Oder hinunterbremst.
2 mal staunen kurz vor dem Lungerersee:
1) Gestern marschierte Luis noch heldenhaft über eine lange Gitterrostbrücke in der Ranft, doch hier und heute ging nichts mehr:
Pech gehabt. Ich. Denn jetzt durfte ich 20 Kilo Rucksack hinten und 20 Kilo zappelnden Hund über den Abgrund tragen (leider ohne Fotobeweis, dazu fehlte mir der dritte Arm).
2) Weg zum Bahnhof mit Jakobsmuschel geschmückt? Sollte ich vielleicht mit dem Zug…. Nein, schnell verwarf ich den ketzerischen Gedanken wieder.
Pacemaker gegen das Herum-Lungern
Schon im Tal war mir ein schneller Mann mit großem Rucksack aufgefallen, der ein paar hundert Meter vor mir ging. Sehr schnell – und keine Chance, ihn einzuholen. Oben hatte ich es endlich geschafft (weil der Mann extra auf mich gewartet hatte).
Ein „echter“ Pilger, deutlich älter als ich, der heute noch bis Brienz wollte. Respekt! Nach kurzem Smalltalk marschierte er weiter, derweil ich Luis Bad im Infinity-Pool abwarten musste.
Der Herr war nun wieder etwa 200 Meter vor mir und wieder uneinholbar – aber ich versuchte, den Abstand zu halten. So diente er ungefragt als Pacemaker auf der doch recht eintönigen Passage nach Lungern.
Bis es Luis mir zu viel Pace wurde und Luis ich eine Pause brauchte.
In Lungern wollte ich eigentlich – Achtung Kalauer! – etwas herumlungern. Konnte ich aber nicht, weil uns ein aufdringliche Hund über 2 Kilometer lang verfolgte und nervte.
Viele Wege führen nach Brünig
Dann eben ohne Pause hinauf auf den Brüningpass. Laaaangsaaaam setzten wir wieder Fuß vor Fuß und Pfote vor Pfote, bis wir – Überraschung! – auf unseren Pacemaker trafen.
Warum? Weil der Weg wegen Forrbeiten gesperrt war. Kann man ja nicht unten im Tal verraten, sondern erst nach einer Viertelstunde Aufstieg.
Wir beratschlagten die Alternativen. Mr. Pacemaker ging wieder ganz hinunter nach Lungern; ich indessen wollte die erkämpfeten Höhenmeter nicht hergeben und suchte/fand weiter oben einen anderen Weg.
Und wen sehe ich eine gute halbe Stunde Stunde später ca. 200 Meter vor mir? Genau. Anscheinend hatte auch er einen guten Weg gefunden und letztendlich führten bei gleich schnell zum Ziel.
Wenn’s mal wieder länger dauert
„Schnell“ ist nicht das geeignete Wort, Um meine letzten Kilometer zu beschreiben. Mein „Akku“ war weitgehend leer, auch weil ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte, wie mir es jetzt bewusst wurde. Allerdings wollte ich so kurz vor dem Ziel auch keine Vesperpause mehr einlegen, sondern einfach nur ankommen.
K
Kleine Schneefelder leisteten ihren Beitrag zur Entschleunigung, doch irgendwann war ich da. Und weil es etwas länger gedauert hat, besuchte ich im Vorbeigehen Herrn Selecta im Bahnhof Brünig-Hasliberg.
Wenige Meter später konnte ich mein Zimmer in jener „Lodge“ entern, deren Konzept einen eigenen Blogartikel wert ist (in dem der Selecta – Automat nochmal eine wichtige Rolle spielt). Spoiler: Wenn ich einen Escape Room will, buche ich einen Escape Room und kein Hotelzimmer.
Abendessen? Käse und Brot aus Giswil sowie Eau de robinet aus Brüning.
Ausblick auf morgen
Schnell weg hier, damit ich so schnell wie möglich an ein Frühstück komme. Und dann darf ich entscheiden, ob ich am Nord- oder Südufer des Brienzersees nach Bönigen gehen
Was war das für weisses Zeugs, dort wo Luis beim Brünig darauf herumläuft? Ich hoffe doch, dass es im Süden davon nichts mehr gibt wenn ich morgen Freitag Nachmittag in Trieste ankomme. Euch zweien weiterhin alles gute auch ☀️ Wetter 😎
Was das weiße Zeug war, weiß ich auch nicht – aber Luis hatte viel Spaß. Heute morgen noch viel mehr (höchstinteressante frische Tierspuren)…
Ich wünsche Dir eine gute Reise, schöne Wanderung und mindestens so viel Glück mit dem Wetter wie wir haben durften.