
Nachdem ich die vorige Etappe wegen eines „Fatal Rain Errors“ abgebrochen habe, machte ich mich in der 2. Oktoberhälfte wieder auf den Weg zum Neckarsteig — bei angenehmen Wanderbedingungen ein anstrengendes, aber erfolgreiches Vorhaben mit spektakulärem Abschluss.
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Anreise: Stau
Die Anreise war eine Herausforderung: Eine Stunde „rien ne va plus“ auf der A81, dann eine Zeit kostende Umleitung wegen Brückenbauarbeiten bei Haßmersheim, dann ein weit vom Bahnhof entfernter „Schienenersatzverkehr“ in Neckargerach und schließlich fragwürdige organisierter „Schienenersatzverkehr-Umstieg“ in Mosbach. Fast hätte ich entnervt aufgegeben, doch irgendwie irgendwo irgendwann habe ich doch noch den Startort Gundelsheim erreicht.

Gundelsheim — Burg Hornberg — Mosbach
Gundelsheim begrüßte mich Sonnenschein, herrlich blauem Himmel und einer schönen Altstadt — der regennasse Empfang am Ende der vorhergehenden Etappe war damit schnell „verziehen“. Um die Altstadt und das Deutschordenschloss Horneck zu bestaunen, begab ich mich gleich eine kleine Extratour. Der offizielle Neckarweg/-steig verzichtete auf die Innenstadt — da hätte ich was verpasst gehabt…
Hinter Gundelsheim wartete ein kleiner Anstieg auf den Michaelsberg, auf der Hochfläche folgte die nächste Extratour: Wegen „Hangbefestigungsarbeiten“ war ein Teilstück des Neckarweg/-steigs gesperrt. Das kam mir sehr entgegen, denn so blieben wir oben auf der Hochfläche und ersparten uns etliche Höhenmeter zur Burg Hornberg. Für deren Restaurant-Besuch waren Uhrzeit, Bekleidung und Begleitung (vierbeinig) unpassend, für einen kurzen Panoramablick von der Terrasse aus hat es aber gereicht. Unsere Frühstückspause machten wir stattdessen zu Füßen der Burgmauern mit Blick auf den Neckar.


Wir folgten dann kurz dem Neckarlauf, um dann oberhalb von Neckarzimmern nach Nordosten abzubiegen und durch viel Wald zu wandern, u.a. zur uralten Geistereiche. Sehr eigentümlich war die stillgelegte Kaserne oberhalb von Mosbach: Immer noch gut in Schuss und lt. Google Earth sogar mit eigenen, einsamen Jet. Ob der wirklich noch da ist, kann ich leider nicht bestätigen; ich habe ihn erst hinterher entdeckt. Definitiv da war noch die verwaiste Bushaltestelle der Kaserne, die wir für unsere zweite Pause nutzen.

Wenig später erreichten wir Mosbach, wo mein leerer Magen auf einen gut bestückten Wochenmarkt traf. Wenige Minuten später schlenderten wir Bratwurst mampfend über den Marktplatz. Genauer: Luis und ich schlenderten, mampfend war nur ich — auch wenn sich Luis das anders vorgestellt hatte.
Mosbach — Margarethenschlucht — Neckargerach
„Eigentlich“ war der Weg bis Mosbach der zweite Teil der vorigen Etappe, die ich wetterbedingt abbrechen musste. Uneigentlich bedeutete das, dass wir uns für diesen Tag 1½ Etappen vorgenommen hatten. Ohne lange Aufenthalt starteten wir in Mosbach durch und keuchten einen Berghang hinauf. Wozu? Um nach ca. 500 m und einem vollgemüllten Aussichtspunkt wieder nach Mosbach hinabzusteigen. Der tiefere Sinn dieser Wegführung hat sich mir nicht erschlossen — darauf hätte ich liebend gerne verzichtet.

Der nächste Anstieg war hingegen nachvollziehbar: Auf der Hochfläche oberhalb von Diedesheim trafen wir auf einen Bismarkturm (übrigens interessante Geschichte — dank Neckarweg wieder was dazu gelernt) und ein Segelfluggelände, das rege genutzt wurde. Der Weg folgte dann mal mehr, mal weniger genau dem Neckar. Durch Wald und Flur ging es flott vorwärts. Das war auch gut so, denn allmählich bewegte sich die Sonne Richtung Horizont und das Beste sollte ja noch vor mir liegen.
Es sollte nicht nur das Beste sein, es war auch das Beste des Tages: Die Margarethenschlucht. Sinnvollerweise begeht man diese „von unten nach oben“, auch wenn der offizielle Neckarweg/-steig für Von-Süden-nach-Norden-Wanderer das Gegenteil vorsieht. Diese Mini-Extratour ist kein Problem: Ca. 800 m vor der Schlucht führt ein Weg auf Neckarniveau und zum unteren Einstieg in die Schlucht. Hinterher geht es auf relativ ebenem und schönen Weg nach Neckargerach.

Die Schlucht selbst? Spektakulär! Möglicherweise wäre ich durch die dramatischen Warnungen im Internet und Vorort abgeschreckt worden. Doch zum Glück konnte mich ein Vor-Wanderer überzeugen, dass dieser „alpine Klettersteig“ auch für Luis problemlos zu meistern ist. So war es auch: Er zog begeistert nach oben und hüpfte von Stein zu Stein. Problem war eher, dem motivierten Hund hinterher zu kommen –mit 25 km und 900 Höhenmetern in den Knochen… Die (ich wiederhole mich) spektakuläre Schlucht mobilisierte meine letzten Reserven, bis ich erschöpft und begeistert am oberen Ende hinauspurzelte. Der Rest bis Neckargerach war dann nur noch ein Katzensprung.
Die Rückreise
Auf der Rückreise wurde ich zufällig Zeuge, wie die neue Neckarbrücke bei Haßmersheim mit riesigen Kränen „installiert“ wurde. Neugierige Menschenmassen, Verkehrschaos, Umleitung… Spontan entschied ich mich für eine Überfahrt mit der kleinen, schnuckligen Neckarfähre, die wohl bald durch die neue Brücke arbeitslos wird. Auf der (leider viel zu kurzen) Überfahrt genoss ich den abendfrischen Wind und hatte einenn Logenplatz mit Blick auf die pompös ausgeleuchtete Baustelle. Ein würdiges Ende des Wandertages.

Bilder dieser Etappe
Die 4 Highlights dieser Etappe
- Gundelsheim: Selbst ernannte „Deutschordenstadt“ mit historischem Stadtbild und wuchtigem Schloss Horneck. Das wäre eigentlich ein nettes Rastplätzchen, wenn die Etappe nicht gerade erst begonnen hätte.
- Burg Hornberg: Altes Gemäuer mit schönem Neckarpanorama, edler Verköstigung und eigenem Weinverkauf. Auf die beiden Letztgenannten musste ich leider verzichten…
- Ungarische Bratwurst auf dem Mosbacher Wochenmarkt: Ein köstliches Mittel gegen samstäglichen Wanderhunger — scharf, sehr gut gewürzt und von authentischer Dame kunstvoll zubereitet (Stand stand am Anfang des Marktplatzes auf der linken Seite).
- Margarethenschlucht: Beeindruckendes Finale und zum Glück nicht so gefährlich wie auf den Warnschildern angekündigt. Daher auch für gelängegängige Vierbeiner geeignet.
Extra-Highlight: Oberleitungsfähre Haßmersheim
Eine entspannte und technisch ungewöhnliche Art, sein Fahrzeug über den Neckar zu bringen. Leider sind ihre Tage gezählt, sobald die neue Neckarbrücke fertig gebaut ist. Daher zugreifen, so lange es noch geht!
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 26,0 km
- Höhendifferenzen: +967 / -957 m
- Bahnhöfe: Gundelsheim / Neckargerach
- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 17 Etappen, 352 km, 7362 Höhenmeter, 51 Neckarquerungen, entspricht 57,8 Sochatoatn
Hinweis für Statistik-Fans: Das war die Etappe mit den meisten Höhenmetern — sowohl absolut (967 m) als auch relativ (37,2 Höhenmeter / Streckenkilometer)