Via-Cannobio-Vorbereitungen: An- und Rückreise

Wer von der Leventina an den Lago Maggiore wandern will, muss zuerst einmal von zuhause an den Start und anschließend vom Ziel wieder nachhause kommen. Das ist mit dem Zug unglaublich günstig — vor allem, wenn man vier Beine hat. Und wer frühzeitig bucht, bekommt Luxus und Nervenkitzel gratis dazu.

Der frühe Vogel ist erstklassig

Ich konnte es kaum glauben, wie günstig Zug fahren sein kann: Bei frühzeitiger Buchung zahlt man sagenhafte 19,90 Euro für „einmal quer durch die Alpen“ und der Hund zahlt nur die Hälfte (genauer: lässt zahlen). Da kämen wir in Deutschland nicht mal bis ins Landeshauptstädtle Stuttgart. DB-Logik: Selbst ein Ticket bis Singen ist teuerer als eine Fahrt via Singen an den Lago Maggiore.

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Da ist auch der Ibero-Schwabe entspannt: Locarno — Rottweil für 9,95 Euro

Diese skurrile Preisgestaltung erlaubt mir den dekadenten Luxus eines Erste-Klasse-Tickets, denn das hat sich schon bei der Anreise zur Via Gottardo bewährt: Luis ist zwar ein erfahrener und entspannter Zugfahrer, doch proppevolle Waggons, dicht gedrängte Menschenmassen und trittgefährdeter Sitz!-Platz sind sowohl für Hund als auch Herrchen eher unentspannt. Auch aus Rücksicht auf die Mit-Zug-Fahrenden leiste ich mir den Aufpreis, um Platz für mich, meinen Rucksack und den Vierbeiner zu haben.

Man muss halt Prioritäten setzen: Der 1.-Klasse-Zuschlag entspricht etwa einem halben Schweizer Abendessen. Wenn ich also einmal auf ein Essen verzichte, kann ich hin und zurück erstklassig durch die Alpen gondeln.

Gut für Luis: Er muss auf kein Fressen verzichten, weil er auch mit einem 2.-Klasse-Ticket in der 1. Klasse fahren darf. Ungerechte Bevorzugung: Nein — er darf ja auch nicht auf den schönen, bequemen Sesseln sitzen.

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So macht Zug fahren Spaß: Erstklassig durch die Alpen — und Herrchen zahlt.

Anreise: Nervenkitzel und Gotthard-Bergstrecke

Bei der Anreise wollte ich unbedingt über die Gotthard-Bergstrecke — auch um nochmal die Strecke zu sehen, die ich zu Fuß auf der Via Gottardo zurückgelegt habe. Das war gar nicht so einfach, weil mich die DB-Website penetrant durch den Basistunnel nach Bellinzona und wieder zurück nach Faido schicken wollte. Wenn man nämlich über die Bergstrecke fährt, existiert Faido bei der DB nicht. Faido — das Schweizer Pendant der Bielefeld-Verschwörung?

Mit viel digitaler Überredungskunst darf ich jetzt doch fahren wie gewünscht und mich auf eine spannende Fahrt via Wassen, Göschen, Gotthard-Scheiteltunnel und Airolo freuen. Und steige in Faido einfach aus. Auch wenn es nicht existiert.

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Luis wundert sich: Warum die Bergstrecke „Bergstrecke“, wenn sie nicht über den Berg geht?

Der spannendste Teil der Anreise findet aber noch auf deutschem Gebiet statt: Die Deutsche Bahn plant einen Zugwechsel in Singen mit optimistischen „7 Minuten Umsteigezeit“ ein, und wer die DB kennt…

Deshalb habe ich drei Stunden Puffer eingeplant, um meine erste Kurzetappe von Faido nach Lavorgo noch bei Tageslicht zu beenden. Außerdem hat sich die Gattin aka Frauchen freundlicherweise bereit erklärt, uns ggf. direkt nach Singen zu fahren — vielleicht auch nur um sicherzugehen, dass wir wirklich abreisen ;-).

Rückreise: Zwei Jahre in 4 Stunden

Für die Rückreise habe ich die direkte Strecke durch den Gotthard-Basistunnel gewählt: In 20 Minuten durch das Bergmassiv, das mich zu Fuß knappe 100 Kilometer, fast 4000 Höhenmeter und 6 Tagesetappen gekostet hat.

Allerdings: Ich möchte (fast) keinen der 100 Kilometer Fußweg missen — allein das unbeschreibliche Gefühl auf dem Gotthardpass hätte ich in einer 57 Kilometer langen Betonröhre wohl eher nicht erleben dürfen.

Noch ein Vergleich: In 4 Stunden und 10 Minuten werde ich von Locarno nach Rottweil sausen — fast zwei Jahre nach meinem Start auf dem Weg nach Cannobio.

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Keine Alternative zum Gotthardpass: Wandern im Gotthard-Basistunnel (Symbolbild)

Wie jetzt? Locarno, Cannobio oder Cannero?

Dem aufmerksamen Leser wird eine kleine Lücke aufgefallen sein: Meine Via Cannobio wird nach einem kleinen „Bonus-Track“ in Cannero Riviera enden, die Zugrückfahrt startet aber in Locarno. Logisch, weil es am Westufer des Lago Maggiore keine Bahnstrecke gibt.

Das hatte ich natürlich eingeplant und die Abfahrt in Locarno schlauerweise auf 14:00 Uhr terminiert. Damit ist noch genügend Zeit, mit dem Schiff gemütlich von Cannero nach Locarno zu schippern. Aus zahlreichen früheren Urlauben wusste ich, dass man vormittags locker und bequem nach Locarno kommt — vielleicht sogar mit dem Servicio rapido, mit dem ich schon immer mal fahren wollte.

Ähm. Nein.

Nicht mit dem Servicio rapido.

Und auch sonst nicht.

Nach langem Warten sind die Orari der Navigazione Laghi jetzt endlich online und sagen mir, dass ich frühestens eine halbe Stunde nach Abfahrt des Zuges in Locarno ankommen würde.

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Kein Schiff wird kommen — in Cannero ebensowenig wie auf dem Gotthardpass. Auch wenn der Mandonlinen-Jauler seinerzeit das Gegenteil behauptete.

Und jetzt?

  • Hoffen auf ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum? Das ist mir zu unsicher, zumal die SBB-Züge lästig pünktlich abfahren.
  • Den Bus nehmen? Keine gute Idee, denn am An- und Abreisesamstag werden überbreite Wohnwagen, monströse Wohnmobile und riesige Reisebusse den Verkehr auf der schmalen Uferstraße wie immer zusammenbrechen lassen.
  • Mit dem Schiff ans Ostufer zum Bahnhof Luino? Wäre eigentlich eine gute Idee, bringt aber nichts, wenn die Bahnstrecke ab/bis Luino wegen Bauarbeiten stillgelegt ist.

Als letzte Hoffnung bleibt mir noch der Lago Maggiore Express. Da gibt es zwar noch keinen Fahrplan (ist ja auch noch eine Woche hin bis zum Saisonstart), aber letztes Jahr ist er noch nach Locarno gefahren.

Falls das auch nichts wird, muss uns die Gattin aka Frauchen eben nicht am Rottweiler Bahnhof, sondern am Canneroer Hafen abholen.

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