Extrem-Gassi-Projekt 2020: Altmühltal mit Hund

„Extrem-Gassi-Projekt 2020: Es/Luis geht wieder los!“ — so war zumindest der Plan Anfang des Jahres. Doch aus bekannten Gründen war eine Woche vor Abreise Schicht im Schacht. Ein halbes Jahr später geht es nun doch los — nach einer nervenaufreibenden Planungsodyssee, die mich endgültig urlaubsreif gemacht hat.

Kurzer Rückblick: Nach wochenlanger Vorbereitung musste ich die diesjährige Via Jacobi von Vevey nach Genf eine Woche vor Abreise absagen (» Via Jacobi: Die Verschiebung): Grenzen dicht, Züge ausgefallen, Genfersee-Kantone als Corona-Hotspots, zu riskante Jugendherbergen und „Zimmer mit Gemeinschaftsbad“.

Auch der traditionelle Cannobio-Urlaub fiel dem Virus zum Opfer und spätestens ab Juli war es für Hund (und Herrchen) viel zu heiß für exzessive Gassigänge. Dennoch wollte ich das Jahr 2020 nicht ganz „ungenutzt“ verstreichen lassen und die letzte Chance nutzen, bevor die Coronazahlen im Herbst wieder ansteigen.

Doch wohin? Ein Plan B musste her….

Plan B: Via Spluga

An einem langweiligen Sonntag nachmittag bin ich zufällig über diesen Film zweier Italiener gestolpert, die die » Via Spluga gewandert waren:

Vom Text habe ich so gut wie nichts verstanden und auch Youtube kam beim automatischen Untertiteln kaum hinterher — doch die Bilder sagten mehr als Tausende italienische Worte: Die » Via Spluga ist ein kurzer Weitwanderweg mit spektakulären Bergen, durch dramatische Schluchten, auf historischen Saumpfaden, über den 2114 Meter hohen Splügenpass und hat sein Ziel kurz vor dem Comer See.

Zudem hatte mich die beste Gattin von allen bei einer Fahrt nach Cannobio auf einen Via-Spluga-Wegweiser aufmerksam gemacht mit den Worten: „Da könntet Ihr doch auch mal wandern.“ Als erfahrener Ehemann hört man auf seine Gattin (besonders, wenn sie so etwas sagt ;-).

Auch Corona-technisch drohte keine Gefahr: Der Kanton Graubünden hat bei etwa gleicher Einwohnerzahl ein Drittel weniger akut Infizierte als unser heimischer Landkreis — ist aber sieben Mal größer.

Also schnell eine Mail an die » Viamala, denn für diesen einen Urlaub im Jahr wollte ich mir „Wandern ohne Gepäck“ gönnen. Zu viele Höhenmeter, zu wenig Vorbereitungszeit, zu viel Sofa — und für die Schweiz erstaunlich günstig. wenig teuer..

Wie immer gab es hundehalber ein mehrtätiges E-Mail-Ping-Pong: Mit Hund im Prinzip ja — aber genau da, wo ich idealerweise übernachten wollte, dann halt doch nicht. Großes Lob an die Viamala-Angestellten: Sie haben das Hin und Her sehr hilfsbereit, sehr freundlich und sehr zügig durch- und mitgemacht — so fühlt sich der Reisende willkommen!

Die Hin-und-Her-Verzögerung war dieses Mal ein unerwarteter Glücksfall. Denn kurz bevor ich gebucht gehabt hätte, prasselte eine Kaskade von Wetterwarnungen für die Region ein: Extreme Regenfälle (höchste Warnstufe in CH seit 14 Jahren), tiefe Schnellfallgrenze, Überschwemmungen, Schlammlawinen, Murenabgänge, Felsstürze… Nicht das, was man bei spektakulären Berghängen, dramatischen Schluchten und 2114 Meter hohen Pässen haben muss.

Die Situation glich frappierend der im März: Wieder musste ich meine Via-Pläne am Freitag neun Tage vor der Abreise begraben. Und wie zur Via Jacobi sage ich auch zur Via Spluga: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“

Dann vielleicht nächstes Jahr. Das bin auch den Viamala-Personen schuldig, damit ihre „Umtriebe“ nicht umsonst waren….

Plan C: Altmühltal-Panoramaweg

Wenn nicht Schweiz — wo dann? Irgendwie spukte das Altmühltal durch mein Gedächtnis. Vielleicht, weil wir letzten Jahr bei einem Besuch in Regensburg doch nicht das » Kloster Weltenburg besucht haben.

Der » Altmühltal-Panoramaweg schien genau das Richtige — und hat (verglichen mit der Via Spluga) lächerlich wenige Höhenmeter. Trotzdem war „Wandern ohne Gepäck“ für meinem derzeitigen Trainingsstand angemessen.

Meine frohe und vorfreudige Buchungsanfrage wurde allerdings ernüchternd beantwortet: „Außerdem gibt es während dieser Reise mehrere Unterkünfte, die keine Hunde beherbergen. Somit ist die Mitnahme Ihres Hundes bei dieser Wanderreise leider nicht möglich.“

Dann halt nicht.

Plan D: Moselsteig

Immerhin wurde ich auf andere, hundekompatible Angebote hingewiesen — unter anderem der » Moselsteig. Herbstwanderung in einer Weingegend? Auch nicht schlecht. Und von einer Kollegin empfohlen, die dort bereits unterwegs war.

Nun machte jedoch mein drängender Urlaubsbedarf einen Strich durch die Rechnung: Der nächstmögliche Starttermin war weiter vom „jetzt“ entfernt als ich warten wollte — und ließ sich nicht mit anderen Terminen vereinbaren (die irgendwie auch etwas mit Schweiz zu tun haben, aber das würde jetzt zu weit führen ;-).

Schade eigentlich.

Plan E: Schluchtensteig Westteil

Mein „Notnagel“ war der Schluchtensteig. Teile davon hatten wir bereits auf unserem » Querweg von Freiburg nach Konstanz begangen.

Jetzt hatte ich den westlichen Teil vom Schluchsee nach St. Blasien auf dem Radar. Nur drei Tage, ziemlich heimatnah — aber besser als nichts und die drei Tage wären ja durchaus ausbaufähig gewesen.

„Hätte“ und „wäre“ — wenn der Anbieter für Luis nicht einen Aufpreis verlangt hätten, bei dem jedes Luxushotel vor Neid erblasst wäre. Es ist mir klar und völlig in Ordnung, dass für vierbeinige Gäste ein Extra-Obulus fällig ist.

Aber: Hier im tiefsten Schwarzwald wird für Luis das Zwei- bis Dreifache des Üblichen verlangt. Selbst in feinen Schweizer Hotels in Toplage hat Luis deutlich weniger gekostet. Die Erfahrung zeigt: Wenn Veranstalter an ungewohnter Stelle ungewohnt heftig zugreifen, dann ist Vorsicht geboten.

Also kein Schwarzwald und kein Schluchtensteig.

Plan F: Doch Altmühltal

Mittlerweile war es Donnerstag nachmittag und ich wusste immer noch nicht, wohin des Weges.

Also nochmal (fast) von vorne: Wieder ins Altmühltal gegoogelt, spontan einen Landgasthof ausgesucht, freie Zimmer recherchiert, angerufen, Luis angekündigt und Nägel mit Köpfen bzw. Zimmer mit Balkon gemacht.

Das wird zum ersten Mal eine Wanderwoche mit festem Quartier. Vermutlich nicht dasselbe Weitwandergefühl wie sonst — aber dafür entfällt das spartanische Knausern am Gepäck: Endlich

  • wieder einen richtigen Fotoapparat mitnehmen
  • nicht jeden zweiten Tag Waschtag machen müssen
  • verschwenderisch viele Bücher mitnehmen können.

Zwei davon — zwei Wanderführer — habe ich kurzerhand beim lokalen Buchhändler bestellt, damit ich wenigstens vor Ort weiß, was ich vor habe. Denn so unvorbereitet wie dieses Mal bin ich noch nie gestartet — hat aber auch seinen Charme und kann ich mir durch festes Quartier und PKW dieses Mal leisten.

Apropos leisten: Eines haben Altmühltal und Via Spluga doch gemeinsam. Sowohl hier als auch dort werde ich sehr viel mit Franken zu tun haben. Allerdings wären die auf der Via Spluga deutlich schneller weg gewesen ;-).

2 Kommentare zu „Extrem-Gassi-Projekt 2020: Altmühltal mit Hund“

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