Nein, der Jahresrückblick am 2. Januar blickt nicht auf 2021 zurück — wenngleich ich damit einen Rekord für den frühesten Rückblick des Jahres aufstellen könnte. Stattdessen ist er ein leicht verspätetes Resummée des Jahres, das vorgestern fertig war.
Die meisten 2020-Zusammenfassungen waren recht monothematisch. Diese hier betrachtet das Jahr jedoch aus Luis‘ Perspektive: Ohne böse C-Wörter, ohne Pandemie — nur ungewohntes Verhalten von Zweibeinern….
Januar: Same procedure as every year (fast)
Same procedure as last year? Wenn der Weihnachtsbaum verräumt ist…

… beginnt die Planung der traditionellen Extrem-Gassi-Tour Ende März. Nach scheinbarem Hin und Her wurde entschieden, was sowieso klar war: Wir setzen unsere Via Jacobi am Genfersee fort (» Via Jacobi 2020: Die Etappen). Traditionell wurde der Hausflur mit einer bunten Collage geschmückt, damit sich Luis mit Strecke und Etappe vertraut machen kann.

Same procedure as every year? Fast — wenn nicht der vorletzte Tag des Monats den Verlauf der nächsten Tage und Wochen komplett auf den Kopf gestellt hätte.
Februar: 28 Tage sind zu kurz…
Ausgerechnet im Februar: Im kürzesten Monat des Jahres warteten überraschend viele Extra-Termine und Extra-Aufgaben auf Luis‘ Herrchen.
Selbst für Luis wurde es anstrengend, musste er doch ungewöhnlich oft ausnahmsweise mit zur Arbeit und nach Feierabend seine Dog-Life-Balance durch anschließendes Extrem-Chillen wiederherstellen.
Gut, dass » Gregor XIII in weiser Voraussicht für Februar 2020 einen Extra-Tag eingeschaltet hatte. So konnte der Zweibeiner trotz allem »nebenbei« erledigen, was eigentlich ein Full-Time-Job wäre: » Bezahlbare »Haustier-erlaubt«-Unterkünfte am Genfersee finden und buchen…
März: Via Nocobi
Anfang März lief vieles wieder in normaleren Bahnen. Apropos: Der gewohnt umständliche » Bahn-Ticket-Kauf war erfolgreich erledigt, die » Packliste aktualisiert, die letzten Utensilien erstanden — es konnte endlich los gehen. Harhar.


Alles ist relativ: Im März 2019 empfand ich eine» 2-Tages-Verschiebung der Via Jacobi noch als dramatischen Angriff auf meine kunstvoll ausgetüftelte Planung.
Aus Sicht des Jahres 2020 geradezu lächerlich. Eine Woche vor Abreise entschied ich mich (»damals« noch aus freien Stücken), die Via Jacobi zu verschieben (» Via Jacobi: Die Verschiebung; im Rückblick ein interessantes Zeitdokument über die Dynamik der Ereignisse, die schon längst wieder vergessen ist…).

Luis war das alles ziemlich egal: Solange der Futternapf gefüllt ist Herrchen und/oder Frauchen mit ihm vor die Tür gehen, ist die Welt in Ordnung. Deshalb ein schnelles Alternativprogramm unter dem Titel „Via Nocobi“:
- Via Nocobi: Abschlusstraining
- Via Nocobi: Klippeneck-Steig
- Via Nocobi: Wasserfallsteig Bad Urach
- Via Nocobi: Eyachwanderung Balingen
- Via Nocobi: Firstwaldrunde Mössingen
Und zum Abschluss noch eine papiergewordene Erinnerung (bzw. erinnerunggewordenes Papier) an die Via Gottardo (» Schweizer Modellbogen »San Nicolao«).






April: Sonne, Abstand und Kafka
Der April und sein Wetter sind bekanntlich launisch, doch dieses Jahr hatte er ein Einsehen und sehr gute Laune: Der eingeschränkte Aktionsradius (für Zweibeiner) wurde durch schönes Frühlingswetter (für Zwei- und Vierbeiner) kompensiert.


Ein guter Deal für Luis, der von Abstandsregeln sowieso nicht betroffen war und dennoch die vielen Sonnenstunden auf der Terrasse ebenso genießen durfte wie sein Herrchen.




Lobend sei erwähnt, dass Luis sich solidarisch zeigte und seinen Teil zur Pandemiebekämpfung beitragen wollte (für ca. 3 1/2 Sekunden):
Für Luis also ein sehr entspannter April — für Herrchen auch. Sogar so entspannt, dass er den naiven Versuch überstehen konnte, die vollmundigen PR-»Kulanz«-Versprechen des Verkehrsministers mit der Realität des DB-»Service« in Einklang zu bringen. Fazit nach kafkaesken Endlos-Dialogen: Wenn man nicht in die Schweiz reisen darf, rechtfertigt das noch lange keine Rückerstattung, weil: »Der Zug ist ja gefahren.« [Leer, weil keiner mitfahren durfte.]

Mai: Can-no-bio
Ebenso traditionell wie die Ende-März-Gassi-Tour ist die traditionelle Ende-Mai-Woche in Cannibio: Im Garten herumtollen, an der Cannobina entland zur Sant’Anna… Doch dieses Jahr ist vom »Dolce far niente« nur das »niente« übrig geblieben (» CanNObio 2020).

Alternativprogramm: Ausgiebige Gassigänge in der »Homezone«, ein Ausflug nach Titisee / Rothaus / St. Blasien, ein weiterer auf die Münsinger Alb und wenigstens ein kulinarischer Ausflug nach Italien (» 5 Stunden Ragù con Ossobucco statt 5 Stunden Autobahn).






- Die schlechte Nachricht (für Luis): Beim Ragù con Ossobucco durfte er nicht mitmachen.
- Die gute Nachricht (für Luis): Es gehört zu den Merkwürdigkeiten dieses merkwürdigen Jahres, dass es viele kreative Neuerungen gibt. Unter anderem ein temporäres Autokino in Hechingen, sodass auch Luis zum ersten Mal in seinem Leben einen Filmklassiker auf Großleinwand anschauen durfte.

Ob »Pulp Fiction« die richtige Wahl für eine zarte Hundeseele war, wissen wir nicht. Wir wissen allerdings sehr sicher, dass drei Stunden im Auto mit Hund und ohne Lüftung nichts für zarte Nasen sind…
Juni: …
Juni? Weitgehend unspektakulär. Viele Stunden auf der sonnigen Terrasse, heimatnahe Gassigänge, unter anderem auf dem Traufgang Hossinger Leiter.
Das Gute daran: Mit eingeschränktem Aktionsradius achtet man mehr auf Details und entdeckt Kleinode, an denen man / hund bisher achtlos vorbei gegangen ist…
Juli: …
Auch im Juli keine besonderen Vorkommnisse: Terrasse, heimatnahe Gassigänge usw. usf.
Doch eines fiel selbst Luis auf: Herrchen ist jetzt noch mehr als sonst im Homeoffice und benötigt tatkräftige Unterstützung. Allerdings ließ Luis Interesse am digitalen Produktionsprozess relativ schnell nach: »Den ganzen Tag am Computer sitzen, dass wäre nichts für mich. Ich möchte lieber viel mit Hunden zu tun haben.«
August: Tapetenwechsel
11 Monate nach der letzten Reise und 2 »Urlauben zuhause« war es höchste Zeit für einen Tapetenwechsel (bzw. Baumwechsel für Luis).
Und wo gibt es sehr viele Bäume? Im Schwarzwald.
Und wo genau? Am Schluchsee.
- Die übersichtliche Anfahrt ließ Zeit für einen geografisch-kulturellen Abstecher nach Donaueschingen, um die vermeintliche Donauquelle zu besuchen (wir) und in fürstlichen Gewässern zu plantschen (Luis). Rest des Tages »zur freien Verfügung« (ich: Formel 1 gucken / Luis: »Rest des Tages« mit »ganzes Sofa« verwechseln).
- Tag 2 war ganz nach Luis‘ Geschmack: Ausgiebiger Gassigang um den halben See mit bequemer Schifffahrt zurück auf die andere Seite.
- Der letzte Tag unseres 3-tägigen »Jahresurlaubs« war für Vierbeiner eher langweilig: Frühstück in Waldshut und Fondation Beyeler in Riehen (CH) sind eher etwas für felllose Aufrechtgeher.
September: Alternatives Alternativ-Gassi-Projekt
»Aus Gründen« drängelte Luis ich, dieses Jahr doch noch ein Extrem-Gassi-Projekt durchzuziehen. Plan B (statt Via Jacobi) war die Via Spluga und eigentlich schon fast fertig organisiert — doch wenige Stunden vor der finalen Buchung prasselten Starkregenfälle mit Überschwemmungen, Schlammlawinen, Murenabgänge und Felsstürze durch Graubünden. Damit war Plan B gescheitert.
Auch die Pläne C, D und E waren ebenso schnell hinfällig wie geschmiedet, am Ende blieb Plan F (Altmühltal) als Luis‘ temporäres Gassirevier übrig. Anders als sonst hatten wir dieses Mal ein festes Quartier. Aber dieses Jahr war ohnehin alles anders — und Luis war vermutlich ganz froh, abends zu wissen, wo sein Körbchen steht (bzw. dass dieses Mal überhaupt ein Körbchen dabei war). » Blogbeiträge »Altmühltal 2020 mit Hund«


















Oktober: Blaue Brücke statt Golden Gate
»Eigentlich« sollte Luis im Oktober mehrere Wochen sturmfreie Bude haben, weil 50% der Haushaltsbeine länger verreist gewesen wären. Doch Ende Januar war das sehr stark in Frage gestellt. Und sah Ende Februar wieder ganz gut aus. Und Ende März nicht mehr so. Und Anfang Juni dank Swiss definitiv hinfällig.
Wieder war ein Alternativprogramm gesucht (und gefunden) — nicht Plan B, nicht Plan C, sondern dieses mal »Plan DD«: Statt an die Golden Gate Bridge ging es in die Stadt mit der Blauen Brücke. Dresden war nicht nur »besser als nichts«, sondern viel besser als erwartet (und weit weniger überfüllt als sonst zu dieser Jahreszeit).



















Wie ging es Luis in der Zwischenzeit? Offensichtlich sehr, sehr gut. Mit seiner unbandigen Wiedersehensfreude ließ er uns deutlich spüren, dass er fest mit »mehreren Wochen sturmfreie Bude« gerechnet hatte und nicht nur ein paar Tage…
November: Spätsommer statt Herbstschmuddel
Was gibt es vom November zu berichten? Luis musste sich umstellen: Er hat jetzt überhaupt keine freien Tage mehr, weil Herrchen mittlerweile nur noch Homeoffice macht. Das wird dem fleißigsten »Working dog« zu viel, weshalb Luis immer wieder mal wichtige Online-Meetings schwänzt…

Anders als sonst war diesen November auch das Wetter: Statt herbstlichem Schmuddelwetter (als willkommene Wir-blieben-zuhause-Ausrede) Sonne satt und fast spätsommerliche Temperaturen. So konnten wir unter anderem die » Firstwaldrunde bei Mössingen zu Ende bringen. Wo es Luis (und mir) Ende März (!) viel zu kalt war, wärmte die Sonne Ende November (!!) Fell (und Haut).

Dezember: Weihnachtsfreizeitstressfrei
Auf eines konnte man sich auch in diesem Jahr verlassen: Viele merken erst im Dezember, dass das Jahr nur 12 Montate hat, deshalb macht die traditionelle Jahresendhektik macht auch vor dem Heim-Büro nicht Halt.
Aber: Der private Jahresend-Freizeitstress fiel völlig aus. Keine Weihnachtsfeiern, keine Weihnachtsmärkte, keine Shopping-Touren, keine Kreuz-und-Quer-Besuche, kein Hier-noch-hin-Müssen und Das-noch-schnell-Erledigen — sondern einmal mehr ungewöhnlich schönes Wetter für ausgiebige Gassigänge.
Alles in allem die »besinnliche Zeit«, die man sich Jahr für Jahr gegenseitig wünscht und merkwürdigerweise erst umsetzt, wenn das böse C-Wort vor der Tür steht.
Was bleibt am Ende eines ungewöhnliches Jahres? Die Erkenntnis, dass einiges »herausfordernd«, aber nicht alles schlecht war. Wir durften viel Positives erleben, das in einem normalen Jahr nicht möglich gewesen wäre. Oder anders erlebt worden wäre.
Man muss halt aus der gegebenen Situation einfach immer das Beste machen — unser vierbeiniger Philuisoph geht hier mit sehr gutem Beispiel voran und durchs Hundeleben.
Bewahrt Euch für das neue Jahr diese Erkenntnis und die Hoffnung, trotz allem viel Positives erleben zu dürfen.
Haushaltstipp: Diese Hoffnung gibt es auch in einer kleinen gelben Tube (» Hoffnung in der Tube).
