
Als „Dessert“ zur Monsteretappe zum Vortag folgte dieser überschaubare „Spaziergang“ nach Heilbronn. Die gestrigen Kilometer hatten Hund und Herrchen ganz gut verdaut, zu schaffen machte uns stattdessen die Strecke: Deren Verlauf war fast vollständig schattenfrei unter der energisch scheinenden Sonne und in der zweiten Hälfte weitgehend unklar.
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Lauffen am Neckar: Hölderlin im Kreisverkehr
Unser Startpunkt war auch an diesem Tag der Bahnhof, der etwas abseits des offiziellen Neckarwegs lag. Das war gut, denn nur so passierten wir gleich das Highlight des heutigen Tages: Peter Lenks Skulptur „Höderlin im Kreisverkehr“. Wer (wie der Autor) einige Jahre im Schatten der Konstanzer Imperia gelebt hat, freut sich jedes Mal aufs Neue, wenn er irgendwo die Lenk’schen Gestalten erblickt, um die Abgebildeten zu identifizieren und über Bedeutung nachzudenken.
Dieser unerwartete „Fund“ erforderte natürlich eine längere Fotopause. Sehr zum Verdruss von Luis, der so kurz nach unserem Start (und trotz des Vortages) kein Verständnis für langweiliges Herumtrödeln hatte. Und sehr zur Verwunderung einer älteren Dame, die sich vermutlich fragte, was es an diesem Machwerk zu fotografieren gäbe. (Oder sich wunderte, welche merkwürdigen Gestalten an einem Kreisverkehr herum lungern).
Lauffen am Neckar — Nordheim

Wohlgelaunt erreichten wir wenige Meter später den offiziellen Neckarweg und verließen Lauffen am Neckar. Wir wanderten parallel zur Bahntrasse an Rebenhängen entlang, entfernten uns aber bald vom Fluss und folgten der Wegführung, die in homogener Landschaft mit unorthodoxen Richtungsänderungen überraschte. (Zu deutsch: … die in eintöniger Umgebung nicht nachvollziehbare Haken schlug).
Meine Begeisterung für diese Etappe ließ etwas nach: Merkwürdige Wegführung, pralle Sonne, zeckenverseuchte Wege und frisch versprühter Dünger: Das war uns Ansporn, dieses Stück weges so schnell wie möglich hinter uns zu lassen. Flinkes Fußes (bzw. flinker Pfoten) kamen wir in Nordhausen an, ein paar Meter Wald verschafften uns wenigstens ein bischen Kühlung. Den Katzentalbach nutzte Luis für ein zusätzlich erfrischendes Bad und als dringend notwendiger Durstlöscher.
Davon abgesehen ist mir Nordheim wegen seiner Kurzzeit-Karriere als Bergbau-Ort in Erinnerung geblieben, die uns eine Hinweistafel zum Bergwerk „Vaterländischer Nationalfleiß“ offenbarte: Zu Anfang des 19. Jahrhunderts entstand ein Bergwerk für den Steinkohleabbau, der Besitzer erkannte aber schnell die wirtschaftliche Aussichtslosigkeit. Kurzerhand schwenkte er nach nur 3 Jahren auf die Holzverarbeitung um und betrieb dann mit großem Erfolg eine Sägemühle. Respekt für die schnelle Erkenntnis und Umsetzung!

Nordheim — Heilbronn
Nach Nordheim legten wir eine kleinen Frühstückspause am Wegesrand ein. Doch nicht nur wir pausierten, sondern auch die Neckarweg-Beschilderung: Vornehme Zurückhaltung (bzw. nicht erkennbare Wegführung). Unglücklicherweise war genau dort auch eine Lücke meines GPS-Tracks, sodass hier heiteres Wegeraten angesagt war. Aus den zahllosen Wegen wählte ich kurzer Hand den Neckar-nahesten aus — in der Hoffnung, dass der nahe Fluss ein wenig Kühlung verschafft.
Bald wechselten wir über die Sontheimer Brücke ans andere Ufer und freuten uns unter der Brücke über die offizielle Begrüßung in Heilbronn.

Durch den Wertwiesenpark strebten wir Richtung Innenstadt und konnten nach mehreren Kilometern Freestyle-Wanderung plötzlich einen Neckarweg-Aufkleber entdecken. Wie der Weg dort hingekommen ist? Keine Ahnung. Das war mir letztendlich auch egal, denn ich wusste: Solange ich immer am Neckar entlang gehe, komme ich irgendwann fehlerfrei an das heutige Etappenziel.
Heilbronn: Currywurst statt Nordsee
Mein inoffizielles Etappenziel war eine „Nordsee“-Filiale, in der ich meinen Hunger mit halbwegs vernünftiger Ernährung zu stillen beabsichtigte. Allerdings habe ich das Marketing-Konzept ich nicht wirklich verstanden: Zahllose „Passantenstopper“ bewerben allerlei Gesundes aus See und Meer. Davon angelockt gab es aber lange Gesichter: Die aufwändig beworbenen Produkte waren ausverkauft/nicht geliefert/nicht verfügbar.

Da ich keine Lust auf fetttriefenden panierten Formfisch hatte, trottete ich mit einem Fragezeichen im Gesicht und einem Vakuum im Magen weiter. Und siehe da: Eine Wurststand machte nicht nur Werbung für Currywürste, sondern verkaufte sie sogar. Anschließend konnte ich die leckere Schärfe durch zwei Kugeln eines nahegelegenen Eis-Dealers ausgleichen.
Letztendlich konnte ich der Nordsee dankbar sein: Nach zwei Tagen Extrem-Neckarwandern freute sich mein ausgelaugter Körper über den geballten Kalorienschock ;-).
Bilder dieser Etappe
Die Highlights dieser Etappe
- „Hölderlin im Kreisverkehr“: Kurz nach dem Etappenstart am Bahnhof erfreut eine Skulptur von Peter Lenk den kulturell aufgeschlossenen Wanderer. Luis war weniger interessiert und mehr genervt über den längeren Foto-Stopp wenige Minuten nach dem Start.
- Currywurst in Heilbronn: Der Wurststand hielt mehr, als er werbemäßig versprach. Eine gute und lokale Alternative zur „Nordsee“, bei der sich das genau umgekehrt verhielt.
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 14,2 km
- Höhendifferenzen: +175 / -186 m
- Bahnhof: Lauffen am Neckar / Heilbronn
- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 14 Etappen, 288 km, 5725 Höhenmeter, 48 Neckarquerungen, entspricht 46,8 Sochatoatn
Hinweis für Statistik-Fans: Das war bisher die Etappe mit den wenigsten Höhenmetern.