
Dieser Abschnitt des Neckarwegs war für mich eine „Transfer-Etappe“: Teil 2 endete für mich gefühlt in Heilbronn, Teil 3 ist für mich der Neckarsteig, der in Bad Wimpfen beginnt. Daher begab ich mich Ende September ohne große Erwartungen und pflichtschuldig auf den Weg von Heilbronn nach Bad Wimpfen.
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Heilbronn — Wartberg
Nach einer etwas chaotischen und langwierigen Anreise dank „Schienenersatzverkehr“ standen wir wieder vor dem Hauptbahnhof Heilbronn. Wir machten uns sogleich auf den Weg über den Neckar und durch die Kaiserstraße in die Allee, die sich gerade zur Prachtstraße herausputzt und deshalb baumlose Großbaustelle ist. Eine kleine grüne Abwechslung war der Alte Friedhof, der mittlerweile ein Park ist und daher auch für Luis begehbar.

Es war logisch, dass der heutige Wandertag städtisch beginnen würde, doch nach einer guten halben Stunde hatten wir es geschafft: Wir konnten die letzten Heilbronner Häuser hinter uns lassen und uns verwundert über den Meyle-Stein und seine denk-würdigen Inschrift amüsieren.
Dem Amusement folgte unser erste heutiger Aufstieg auf den Wartberg, der — wenig überraschend — für den Weinbau genutzt wird. Neben Reben und Trauben gab es einen schönen Rückblick auf Heilbronn, einen Ausblick auf den Rest der Tagesstrecke und einen witzigen Trinkwasserspender. Zeit für die Frühstückspause!
Wartberg — Neckarsulm — Scheuerberg
Der Reben sollte uns die nächsten Kilometer begleiten. An, neben und auf den Weinbergen begleitete uns leider auch das nervtötende Gefiepe der Vogelabschreckanlagen. Sie setzten Luis unter Dauerstress und war für mich eine Art unerwünschter „Marschmusik“: Nur schnell raus aus dieser Lärmbelästigung.

Deshalb freuten wir uns sogar, als wir das erste Industriegebiet erreichten. Stadtrand- und straßennah umrundeten wir Neckarsulm und erreichten so das Flüsschen, das mich von einem peinlichen Missverständnis befreite: Ich dachte bisher, der Name der Stadt bedeute „Neckars Ulm“ (i.S.v. „dem Neckar sein Ulm“). Am Ufer der Sulm wurde mir dann klar, dass wohl eher die „Sulm vom Neckar“ Pate stand… Neben derselben schlenderten wir die „Grüne Mitte“ entlang und bogen bald ab zum Höhepunkt der heutigen Etappe — auch was die Höhenmeter betrifft: Der Scheuerberg lag vor (genauer: über uns).

Ein riesiges Kruzifix mit Goldchristus erinnerte irgendwie an Rio de Janeiro — vielleicht ist auch nur die Phantasie mit mir durchgegangen durch den Vogelschreck-Lärmterror und die Mittagshitze. Als kleine Extratour nahmen wir nicht den langgestreckten, schattigen Anstieg auf dem offiziellen Neckarweg, sondern eine Akürzung über endlose Treppenstufen in der prallen Sonne.
Oben belohnte ein kühler Rastplatz mit grandioser Aussicht auf den Anfang und das Ende unseres heutigen Wandertages.
Scheuerberg — Bad Friedrichshall — Bad Wimpfen
Nach langer, erfrischender Pause machten wir uns wieder auf den Weg. Kurz im Wald verirrt, ein wenig Wald, ein wenig Feld, ein wenig innerorts, ein wenig am Flussufer: Weder außergewöhnlich spektakulär noch im negativen Sinn bemerkenswert, sodass wenig Details in der Erinnerung hängen geblieben sind. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass ich diese Transfer-Etappe zwischen Heilbronn und Neckarsteig nicht Ernst genommen habe.

Vier Dinge blieben mir trotzdem im Gedächtnis: Erstens ein Gittersteg, den Luis ungewöhnich mutig (oder müde?) passiert hat — für viele Vierbeiner eine unüberwindliche Herausforderung. Zweitens eine winzige Extratour ans andere Flussufer, um die historischen Salinen-Gebäude von Bad Friedrichshall zu sehen. Drittens die kombinierte Bahn-Fußgänger-Brücke, die uns kurz vor dem Ziel über den Neckar brachte.
Und als viertes natürlich der Blick auf die mittelalterliche „Skyline“ von Bad Wimpfen. Nach vielen „urbanen“ Kilometern und Weinberg-Gefiepe war das eine schöne Vorschau für die nächsten Etappen, die sich der Neckarweg mit dem Neckarsteig teilt.

Bilder dieser Etappe
Die 4 Highlights dieser Etappe
- Meyle-Stein: Eine der unerwarteten und unscheinbaren Überraschungen, die das Salz in der Neckarwegsuppe ausmachen. Zitieren möchte ich die Inschrift nicht, der historische Hinergrund ist hier.
- Trinkwasser auf Knopfdruck: Ein witziger Trinkwasserspender auf dem Wartberg sorgt für Freude — auch wenn ich im Weinberg zunächst einen Weinbrunnen erhofft hatte ;-).
- Scheuerberg: Ein Hauch von Christus-Statue über Rio de Janeiro bei Neckarsulm? So war zumindest mein Eindruck — das können allerdings auch hitzebedingte Hallizinationen der freiwillig gewählten Direttissima gewesen sein… Sei’s drum. Oben bietet sich ein herrlicher Rundblick auf die zurückliegende und die zukünftige Strecke.
- Ende des Weinberg-Lärms: Auf etlichen Etappen mussten wir so genannte „Vogelschutzgeräte“ ertragen. Die schützen keine Vögel, sondern sollen selbige durch Schuss-, Sirenen-, Jaul- und Pfeifgeräusche abschrecken. Diese Geräuschkulisse zermürbt allerdings nach mehreren Kilometern und Stunden auch den Wander-Vogel und verstört dessen vierbeinige Begleitung. Daher war unser größtes Highlight, dass wir die Weinberge und deren akustische Belästigung endlich hinter uns lassen konnten.
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 26,0 km
- Höhendifferenzen: +363 / -350 m
- Bahnhof: Heilbronn / Bad Wimpfen
- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 15 Etappen, 314 km, 6088 Höhenmeter, 50 Neckarquerungen, entspricht 51,9 Sochatoatn