
Endlich! Nach über 300 km Neckarweg hatte ich Anfang Oktober den Beginn des Neckarsteigs erreicht, dem sein Ruf als Qualitätsweg weit vorauseilt. Zu Recht: Schöne Wegführung, perfekte Beschilderung, vorbildliche Vorab-Infos zum Download. Sollte da das bischen Regen das Wandervergnügten stören? Natürlich nicht. Dachte ich am Start…
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Bad Wimpfen — Heinsheim — Jüdischer Friedhof

So stelle ich mir Qualitätswandern vor: Am Bahnhof aussteigen, über die Gleise — und los gehts ins Grüne. Ein idiotensicher beschildeter, naturnaher Pfad mit schönem Neckarblick — perfekt. Und nach der langen Anfahrt und Kampf mit dem Schienenersatzverkehr ließ ich mir die Laune von ein paar Regentropfen nicht verderben…
Feucht-fröhlich wanderten wir zunächst am Hang entlang, dann direkt am Neckar nach Heinsheim. Wir waren ganz für uns, denn wer geht bei so einem Wetter freiwillig vor die Tür? Ich. Und Luis. Durch Heinsheim hindurch entfernten wir uns wieder vom Fluss und passierten nach etlichen Höhenmeter die Bergkirche. Die wäre wohl einen Blick wert gewesen — allerdings fand ich keinen geeigneten Luis-Parkplatz. Und wollte die Kirche nicht mit meinen tropfenden Klamotten fluten.

So stapften wir weiter über Feld und Flur, um bei stärker werdendem Regen und mitten in der Landschaft den Jüdischen Friedhof zu erreichen. Die triefenden Bäume und feuchte Dampf bescherte diesem Ort einen besonders mystischen Reiz.

Jüdischer Friedhof — Burg Guttenberg — Gundelsheim
Trotzdem trieb uns das Nass nach einigen Minuten in den Wald, in der Hoffnung, dieser würde etwas Schutz vor dem Wasser von oben bieten. Naja.
Eine knappe halbe Stunde später erreichten wir die Burg Guttenberg. Ärgerlich für die Burgherrinnen und -herren: Sie wäre an diesem langen Wochenende ein perfektes Ausflugsziel gewesen — aber wegen des Wetters war fast niemand da. Außer zwei völlig durchnässten Wanderern.

Kommentar der Kassendame: „Oh — der arme Hund, der ist ja ganz nass“. Luis: *guckt Mitleid erregend* Ich: „Was ist mit mir?!“ — „Sie haben doch eine Jacke an!“ — „Hmmm…“.
Dann also mit nassem Fell und nasser Jacke weiter. Schön, dass der Regen aufhört, als wir im Wald sind — bringt aber nichts, wenn es weiter von den Blättern heruntertropft. Schön, wenn der tropfende Wald bald aufhört — bringt aber auch nichts, wenn genau dann die himmlische Dusche wieder richtig aufdreht.
Gundelsheim — Schienenersatzverkehr — Heimfahrt
Ergebnis: An der Schleuse Gundelsheim sahen wir aus, als wären wir in selbige hineingefallen. Dazu ein unangenehm feuchter Wind und keine Aussicht auf Wetterbesserung.

Deshalb wette ich mit mir selbst: Falls in der nächsten halbe Stunde ein Schienenersatzverkehrsbus nach Neckarzimmern (zu meinem Auto) führe, würde ich Vernunft über Ehrgeiz siegen lassen. Die Vernunft hatte Glück ;-): Noch gute 20 Minuten bis zum nächsten Bus. Am netten Bahnhofskiosk konnte ich meine Vitalfunktionen durch heißen Kaffee aus Togo und Snickers aus Erdnuss bis zur Abfahrt hinüber retten.
Und nach eineinhalb Stunden Heimfahrt mit voll aufgedrehter Heizung waren meine Klamotten fast wieder trocken…
Bilder dieser Etappe
Die 4 Highlights dieser Etappe
- Qualitätswandern auf dem Qualitätswanderweg: Gelungene Streckenwahl, sehr gute Beschilderung, hilfreiches „Begleitmaterial“ (Website, Wanderkarte, GPX-Download) — der Unterschied zwischen Neckarsteig und Neckarweg ist viel viel mehr als nur eine Silbe…
- Jüdischer Friedhof bei Heinsheim: Laut Wikipedia einer der größten jüdischen Friedhöfe in Südwestdeutschland — und auch bei Dauerregen einen ausführlichen Blick wert.
- Burg Guttenberg: Eine Burg aus dem 12. Jahrhundert mit allerley Spectaculum — Museum, Burgschenke, Greifvogelwarte. Für Hunde-dabei-Habende beschränkt sich der Blick von außen, ist aber gleichwohl beeindruckend.
- Kaffee und Snickers am Bahnhofskiosk Gundelsheim: Dauerregen, nass bis auf die Haut, durchgefroren, Bahnhof wegen Bauarbeiten gesperrt — und noch 15 Minuten Warten auf den „SEV“ (Schienenersatzverkehr. Das rettende Highlight am Gundelsheimer Bahnhofskiosk: Ein heißer Kaffee zum Mitnehmen (mit regendichtem Deckel 😉 und ein Snickers, falls es mit dem SEV mal wieder länger dauert…
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 12,0 km
- Höhendifferenzen: +307 / -327 m
- Bahnhöfe: Bad Wimpfen / Gundelsheim
- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 15 Etappen, 326 km, 6395 Höhenmeter, 51 Neckarquerungen, entspricht 53,1 Sochatoatn