
Noch 45 km bis Heidelberg… Um den Anreiseaufwand effizient zu verteilen, haben wir den Rest des Neckarsteigs auf 3 entspannte Etappen verteilt. Die Wetterprognosen waren stabil, sodass wir uns Anfang März auf den Weg machen konnten. Der erste Teil der Trilogie sollte uns von Eberbach über Hirschhorn nach Neckarhausen bringen.
Bilder, Highlights, Zahlen, Daten, Fakten am Ende dieses Artikels. Übersicht + alle GPS-Tracks für den Neckarweg hier. Alle Artikel der Kategorie “Neckarweg” hier.
Update 12/2014: Die Wegführung ab Hirschhorn wurde geändert (in Karten unten rot eingezeichnet), unser Etappenziel Neckarhausen ist nicht mehr Teil des Neckarwegs/-steigs.
Eberbach — Tannenberg

Eberbach empfing uns so, wie wir es im Februar verlassen hatten: Mit Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Deshalb konnte die Jacke gleich am Bahnhof verstaut werden und wir verließen nach kurzer Irritation über die Wegführung den Startort unserer Etappe. Wie bei der letzten Teilstrecke ging es überwiegend auf Forstwegen/-straßen schnell vorwärts — nur aufgehalten durch den Blick zurück auf Eberbach und dem Anflug der ersten Frühlingsboten.

Nach einiger Strecke Halbhöhenlage senkte sich der Weg langsam wieder talwärts, um dort einen „bösen Berg“ anzukündigen. Böse waren vor allem die Ausdünstungen einer Kläranlage: Beim Aufstieg betörte uns eine Komposition aus schweißgetränkten Wandersocken und vergorenen Fischabfällen. Mir tat vor allem Luis leid, der seine feine Nase (zu recht) angewidert rümpfte — auch ich versuchte trotz der Höhenmeter, möglichst wenig zu atmen….
Als wir „übern Berg“ waren, konnten wir endlich aufatmen: Frische Luft, Ruhe — die einzigen Geräuschquellen waren zwitschernde Vögel, ein plätscherndes Bächlein und das klimpernde Geschirr von Luis. Unspektakulär und entspannt ging es moderat aufwärts, bis wir unterhalb des Tannenkopfs auf einer sonnigen Wiese die erste Pause einlegten. Zwar ohne Aussicht, aber dafür mit ein paar „Findlingen“ als praktische Sitzgelegenheit.

Tannenberg — Hirschhorn

Auf der „Wanderautobahn“ ging immer leicht bergauf, sodass wir uns flott dem Zwischenziel Hirschhorn näherten. Gedankenverloren habe ich dabei eine Abzweigung übersehen. Der unfreiwillige 1-km-Umweg wäre mir egal gewesen, doch leider hatte ich dadurch auch eine der wenigen naturnahen Passage des heutigen Tages verpasst. Schade, aber egal: Wir erreichten dann doch noch die Burg Hirschhorn mit schönem Hotel und — endlich — Ausblick auf den Neckar.

Wer sich ein wenig für Architektur begeistern kann, freut sich auf den Blick auf die Staustufe Hirschhorn, die von Paul Bonatz entworfen wurde. Gleichzeitig ist die Staustufe auch eine Erinnerung an die Anfänge meines Neckarwegs: Von Bonatz ist auch das Kraftwerk des Industriegebiets Neckartal, das wir auf der Etappe III bei Rottweil passierten — vor fast genau einem Jahr.

Den Abstieg nach Hirschhorn verfeinerten wir mit einer kleinen Vesperpause am Fuße der Burgmauern und einem Abstecher in die Kirche „Mariae Verkündigung“. Hirschhorn begrüßte uns als schönes altes gemütliches Städtchen, das wir überraschend schnell durchquert hatten. Da wir hier für unser Nachtlager sowieso wieder zurückkommen würden, mussten wir uns darüber keine Gedanken machen…
Hirschhorn — Neckarhausen

… sondern nutzen den Schwung, um den „Gegenhang“ zu erklimmen. Der Anstieg war knackig, aber dadurch kurz. Der weitere Weg war meditativ unspektakulär: Ein breiter, gut ausgebauter Forstweg ließ erwarten, dass wir schneller als erwartet am Ziel sein würden.

Doch damit es nicht so langweilig und vorhersehbar bleibt, hatten Waldarbeiter eine Überraschung für uns vorbereitet: Mitten im Wald ein Absperrband mit der Warnung vor Lebensgefahr durch Forstarbeiten. Zusätzlich war der Weg durch die Forstpanzer dermaßen zerwühlt, dass man auch ohne Verbot darauf verzichtet hätte, knöcheltief im Matsch zu stecken.
Was nun? Lt. Karte hätte ich fast wieder zurück nach Hirschhorn gemusst. Wollte ich wegen ein paar Baumsägern an meiner lückenlosen Wanderung vom Neckarursprung zur Mündung scheitern? Nein. Wollte ich statt Mut zur Lücke Mut zum forstbedingten Frühableben zeigen? Auch nein.

Meine Rettung hieß Garmin: Dank meines Outdoor-Navis konnte ich mich querfeldein querwaldein zu einem höher gelegenen Weg durchschlagen. Mit einigen Extra-Höhenmeter und -Kilometern in den Knochen umgingen wir die Gefahrenzone und erreichten dann doch noch unser Ziel Neckarhausen.
Bilder dieser Etappe
(Draufklicken startet Galerie)
Die 4 Highlights dieser Etappe
- Burg Hirschhorn: Schöne große Burganlage — einerseits mit mondänem Hotel, andererseits mit nettem Rastplatz für Selbstverpfleger und Ausblick auf Bonatz“ Stauwehr.
- Staustufe Hirschhorn: Staustufe als Highlight? Für mich schon, weil dieses Exemplar von Paul Bonatz entworfen wurde.
- Hirschhorn: Nach eigenen Angaben die „Perle des Neckartals“ — nach meinem Eindruck ein feines kleines Städtchen mit vielen Gaststätten und Cafés — der ideale Ort für einen Zwischenstopp oder zur Übernachtung.
- Mein Garmin mit Topo-Karte: Zugegebenermaßen ein sehr subjektives und situationsbedingtes Highlight… Es hat mir die heutige Etappe gerettet, sonst hätten mich die Forstarbeiten zum Umdrehen und Abbruch gezwungen.
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 20,0 km
- Höhendifferenzen: +752 / -752 m
- Bahnhöfe: Eberbach / Neckarhausen
- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 19 Etappen, 396 km, 9100 Höhenmeter, 54 Neckarquerungen, entspricht 66,9 Sochatoatn
Hinweis für Statistik-Fans: Das war die bisher zweitsteilste Etappe und erst der 3. Neckarweg-Tag ohne Neckarquerung.
Mir gefällt dein Stil und dein Humor. (Denkmal für unfreiwillige Neckarwanderer, ich kenn das Original in Eberbach 🙂 ) Wollte auch schon immer mal von der Neckarquelle bis nach Mannheim am Fluss entlang laufen, einen Teil habe ich jetzt immerhin geschafft, von Bad Wimpfen bis Hirschhorn.
Ja, ich weiß… Ich lese fleißig mit ;-). Blöde Frage, weil mich das Datum zu Beginn Deiner Posts irritiert? Berichtest Du „live“ vom Jakobsweg oder arbeitest Du Deine Etappen von vor zwei Jahren nach?
Ich arbeite nach… Hätte schon längst fertig sein sollen, um frei zu sein für Neues und weil es auch als Geschenk gedacht ist (in gedruckter Form). Ich hätte auch gern einen Hund dabei gehabt auf meiner Wanderung, aber dann ist die Suche nach Unterkünften wohl noch schwieriger und ja… ich habe keinen Hund, darf aber den meiner Nachbarinnen ab und zu ausführen 🙂
Danke für deine Nachricht