Neckarweg XXI / Neckarsteig VI: Neckargemünd — Heidelberg

Der letzte von drei Tagen am Neckar war gleichzeitig die letzte Etappe auf dem Neckarsteig. Auf dem Papier wartete eine kurze, gemütliche Schlussetappe auf uns, die es in der Realität aber in sich hatte — vor allem auf den letzten 3 Kilometern.

Bilder, Highlights, Zahlen, Daten, Fakten am Ende dieses Artikels. Übersicht + alle GPS-Tracks für den Neckarweg hier. Alle Artikel der Kategorie “Neckarweg” hier.

Hirschhorn im Morgennebel
Hirschhorn im Morgennebel

Neckargemünd — Königsstuhl

Nach einem reichhaltigen Frühstück und schnellen Checkout im eingenebelten Hirschhorn hatten wir bereits vor 09:00 Uhr den Bahnhof Neckargemünd erreicht — gerade rechtzeitig, um uns über die ersten Sonnenstrahlen zu freuen. Wir setzten unsere Extratour vom Vortag fort, allerdings nicht am Neckarufer (auf die Idee kam ich erst hinterher), sondern auf direktem Weg zum Ortsausgang von Neckargemünd.

Das Ende von Neckargemünd war der Beginn eines langen Aufstiegs — mal knackig direkt, mal längere „Pausen“ durch waagrechte Passagen bis zur nächsten Steigung. Wieder einmal freuten wir uns, dass die Bäume noch kein Laub tragen. So konnten wir durch den Wald gelegentlich einen Blick auf den Neckar erhaschen, der immer tiefer unter uns lag.

Noch ein Blick zurück
Noch ein Blick zurück
Historische Wegweiser
Historische Wegweiser

Nach 5 Kilometer hatten wir das erste Plateau erreicht und wähnten uns schon am Gipfel, doch heimlich, still und leise ging es immer wieder ein wenig aufwärts. Und noch ein wenig aufwärts. Und wieder ein bischen aufwärts.

Was als einsamer stiller Wandertag begonnen hatte, wurde zusehends  „belebter“: Je näher wir Heidelberg kamen, desto mehr Menschen waren unterwegs. Und plötzlich — scheinbar mitten in Wald — erfüllen fröhliche Kinderstimmen und merkwürdige Geräusche die Botanik: Das Märchenparadies Königsstuhl.

Luis freut sich auf Heidelberg
Luis freut sich auf Heidelberg

Menschenmassen, Parkplätze voller Pampersbomber Familienlimousinen, Kohorten von Mountainbikern, Spaziergänger, Wanderer: Ein starker Kontrast zum ruhigen Morgen — und endlich ein starker Ausblick ins Tal. Vor uns lagen die Ausläufer Heidelbergs, die weite Rheinebene ließ erahnen, wo wir die nächsten (und letzten) zwei Etappen verbringen würden.

Panorama und Ausblick auf den restlichen Neckarweg
Panorama und Ausblick auf den restlichen Neckarweg

Wir gönnten uns eine kurze Pause nebst Apfelsaftschorle, um das Panorama zu genießen. Und trotz Tohu und Wabohu wurden wir nachdenklich: Wenn wir nun hinabsteigen, würde unweigerlich das Ende von 450 km Neckarweg beginnen…

Stairway to hell: Königsstuhl — Heidelberger Schloss

Die hatte es in sich: 250 Höhenmeter
Die hatte es in sich: 250 Höhenmeter „Naturtreppe“

Eigentlich wollte ich den Weg hinab zum Heidelberger Schloss per Bergbahn zurücklegen. Nicht um zu „mogeln“, sondern aus verkehrshistorischen Interesse an einer der ältesten deutschen Standseilbahnen. Doch ausgerechnet jetzt hatte die alte Dame ihre Frühjahrsinspektion, so blieb uns nur die Steilstrecke zu Fuß: 250 Höhenmeter über unregelmäßige, viel zu großstufige Steintreppe.

Der Kopf schwitzte, die Oberschenkel zitterten, die Knie schmerzten — selbst Luis war nur mäßig begeistert. Regelmäßig musste ich entgegenkommende Touristen enttäuschen, die hofften, sie seien gleich oben. Sie ließen sich auch nicht durch den Hinweis aufheitern, dass der Abstieg ebenso wenig ein Vergnügen ist ;-).

Schwitzend und zittern und schmerzend erreichten wir das Heidelberger Schloss. Sonntag mittag, herrliches Wetter — Menschenmassen aus allen Herren Ländern, soweit das Auge reicht.

Schlosspanorama I
Schlosspanorama I
Touristenrostbratwurst
Touristenrostbratwurst

Trotzdem (oder gerade deshalb) nahmen wir uns eine kleine Auszeit auf einer zufälligerweise leeren Bank, um über das Gewusel hinweg das Schloss und die Stadt auf uns wirken zu lassen. Ich ließ es mir nicht nehmen, eine Touristenrostbratwurst zu verspeisen — begleitet von vielsprachigem Mitleid, dass dieser arme Hund sooo süß guckt und trotzdem nichts bekommt.

Untere Bergbahn mit mäßiger Begeisterung
Untere Bergbahn mit mäßiger Begeisterung

Extra-(Bergbahn)-Tour

Nach Bratwurst und Gewusel hatte ich mir in den Kopf gesetzt, die Reststrecke in die Stadt per Bergbahn zurückzulegen. Das wird kein Eintrag in die Liste der Top-10-Ideen meines Lebens: Ein modernes, mit rücksichtlosen Dränglern überfülltes Bähnchen, das für ein paar Meter Fahrt etliche Nerven, 6 Euro (!) und viel Stress für den vierbeinigen Mitfahrer kostet.

Heidelberg Altstadt

Befreit von der Bergbahn schlenderten wir durch Heidelberg-Altstadt zum gleichnamigen S-Bahnhof, warfen einen letzten Blick auf Schloss und ließen uns von der entspannt-guten Laune der zahllosen Besucher und Studenten anstecken.

Ein letzter Blick zum Schloss
Ein letzter Blick zum Schloss

Hinter uns lagen 3 schöne Tage mit 55 km Neckarweg und über 2500 Höhenmetern — und vor uns liegen nur noch 31 Kilometer bis zur Neckarmündung.

Bilder dieser Etappe

(Draufklicken startet Galerie)

Die 4 Highlights dieser Etappe

  1. Echte Wanderwege: Diese Etappe hatte einen großen Anteil an Wanderwegen und bestand nicht nur aus Forststraßen. Schön so!
  2. Historische Douglas Adams-Fans: Mitten im Wald, in Stein gemeißelt findet der fleißige Neckarwanderer die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.
  3. Obere Bergbahn: Zumindest ein theoretisches Highlight. In der Praxis wegen Revisionsarbeiten leider außer Betrieb.
  4. Schloss Heidelberg:

Zahlen, Daten, Fakten

  • Streckenlänge: 12,92 km
  • Höhendifferenzen: +730 / -730 m
  • Bahnhöfe: Neckargemünd / Heidelberg-Altstadt
  • Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
  • Gesamtbilanz: 21 Etappen, 431 km, 10876 Höhenmeter, 55 Neckarquerungen, entspricht 72 Sochatoatn

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