Via Jacobi mit Hund 2019-1: Treib – Stans

Treib oder Seelisberg – das war heute die Frage. Mit kompetenter Beratung entschieden wir uns goldrichtig. Und nicht nur, was den Startort anbelangt. Am Ende standen 22 Kilometer, über 800 Höhenmeter und sehr unterschiedliche Teilstücke auf dem Zähler.

Treib oder Seelisberg? Die Entscheidung

Wie schon x-mal geschrieben: Eigentlich führt die Via Jacobi direkt von Treib unten am Vierwaldstättersee über einen abenteuerlichen Pfad nach Emmetten. Bei schlechtem Wetter wird von diesem Weg aber abgeraten, stattdessen solle man in Seelisberg starten, wo mein Bus ohnehin ankam.

Aber war das heute schlechtes Wetter? Es hatte zwar während der Busfahrt begonnen zu regnen, aber die Tage zuvor waren sonnig und trocken gewesen. Was tun? Ticket für die Treib-Seelisberg-Bahn kaufen und runter nach Treib fahren? Oder doch gleich oben starten?

Ich trug meine Bedenken dem Menschen am Schalter vor, der mich auch kompetent beraten konnte: Regen ja, aber bis jetzt nur wenig. Daher kein Schlamm und die Steine dürften wegen des Waldes kaum nass und rutschig sein. Mit angemessener Ausrüstung (zustimmender Blick auf mein Gepäck) und vernünftigem Schuhwerk würde das kein Problem sagen.

„Also gut“, sprach ich, „dann hätte ich gerne ein Ticket für mich und meinen Hund.“„Da müssen Sie an die nächste Tür.“ Wie peinlich: Ich stand nicht am Ticketschalter der Bergbahn, sondern am Bankschalter der Kantonalbank. Ich war baff, wie ich freundlich und ohne mit der Wimper zu zucken beraten wurde, obwohl ich offensichtlich keine finanziellen Anliegen hatte. Respekt!

An der richtigen Tür gab es dann auch die richtigen Tickets, und kurz vor neun stand ich wieder an der Schiffsanlegestelle, wo ich 2017 meine Via Gottardo begann.

Wild und herausfordernd

Zugegeben: Der Beginn war nicht wirklich wild, aber trotzdem herausfordernd. Von der Schiffsanlegestelle, die naturgemäß in Wasserhöhe liegt ;-), ging es fast kontinuierlich aufwärts. Belohnung: Aussicht auf den Vierwaldstättersee, der heute wetterbedingt sehr mystisch aussah (und genau deshalb den Blick auf die Mythen verwehrte).

Bis hier hatten schon ein halbes Dutzend Menschen nach meinem Vorhaben gefragt und mir gute Wünsche mit auf den Weg gegeben. Ein motivierender Start in die Wanderwoche!

Dann war sie da: Die spektakuläre Passage, die lt. Kantonalbankberatung nichts Pantoffel- und Flipflop-Helden ist. Ich trug weder das eine noch das andere, dennoch hielt ich einen „Reifenwechsel“ für angebracht. Zumindest bei mir. Luis‘ Geläuf ist ja bekanntlich für alle Lebenslagen und Wegearten geeignet.

 

 

Spektakulär war der Weg – aber bei weitem nicht so dramatisch erwartet. Da war das Gewusel auf dem Luzerner Bahnhof gestern deutlich gefährlicher.

Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es bei rutschiger Erde und nassen Steinen alles andere als lustig ist. Und ich war mehr als froh über meine Entscheidung, als Kompromiss zwischen keinen und zwei Wanderstöcken genau einen mitgenommen zu haben.

Risletenschlucht

Als Zugabe gab ich mir die Risletenschlucht und folgte deshalb dem Trans Swiss Trail statt der Via Jacobi. Damit sparte ich mir einen Schlenker und eine handvoll Höhenmeter nach Emmetten; zudem erhoffte ich mir ein weiteres Naturspektakel.

War das wirklich eine gute Idee? Es ging Meter um Meter und Stufe um Stufe abwärts, sehr steil, durch dickes Laub kaum erkennbare Tritte und Steine und Wurzeln. Einmal mehr war ich froh um einen einsamen Wanderstock. Luis hingegen hatte mit seiner provozierenden Trittsicherheit nur ein einziges Problem: Das unglaublich langsame Herrchen.

Hat sich der ganze Kraftakt gelohnt? Oh ja! Und am Ende hatten wieder Seehöhe erreicht und eine Pause redlich verdient.

Zwischen A2 und 4Waldstättersee

Wer dachte (z. B. ich), es ginge jetzt schön flach und bequem am See entlang, der irrt: Hie und da mehr oder weniger steile Anstiege, rechts der See links über oder neben einem die Autobahn A2.

Positiv: Nach dem erschreckend langsamen Vorwärtskommen des ersten Teils waren wir jetzt quasi auf der Wanderautobahn unterwegs: Nicht schön, aber schnell erreichten wir den Ortsanfang von Beckenried.

Beckenried und Buochs

Wirklich besser wird die Streckenführung aber auch nicht: „Urban Hiking“, teilweise direkt an der stark befahrenen Durchgangsstraße. Das macht wenig Freude und erinnert an die nervige Via-Jacobi-Passage bis Gibswil. Einzig ein paar Kapellen und andere Kleinode lockern die Strecke und das Gemüt auf.

 

 

Abgekürzter Endspurt

Hinter Buochs wurde es wieder angenehmer: Unter der Autobahn durch, ein paar Meter auf „Augenhöhe“ und dann immer leicht ansteigend raus aus der Zersiedlung.

Der offizielle Jakobsweg macht hier kurz vor Stans noch eine einen größeren Bogen gen Oberdorf, der zusätzliche Höhenmeter eingehäkelt hat. Ich entschied mich aber für eine kleine Abkürzung und folgte dem Wegweiser zur Loretokapelle, weil (Zutreffendes bitte ankreuzen):

[ ] ich die Loretokapelle besichtigen wollte.

[ ] Luis keine Lust mehr hatte.

[ ] ich keine Lust mehr hatte.

[ ] es hinter Stans sehr nach Regen aussah.

Mehrfachnennungen sind möglich 😉 – es war wohl eine Mischung aus allem.

Am Ende lieferten wir uns ein hartes Rennen gegen die (Regen-} Zeit: Pünktlich mit den ersten Tropfen erreichten wir den Stanserhof und Luis einen Futternapf.

MINI-ABSCHLUSSRUNDE UND -NACHTESSEN

Sehr viel später nur ganz kurze Gassirunde und mein Nachtessen im selben Gourmettempel wie gestern (Hund zu nass + viele Ruhetage). Das muss morgen besser werden, denn Pausen-los durchwandern und abends Junk Food kann man auf Dauer weder Körper noch Geist zumuten.

Bilanz für heute

  • 22,8 km
  • 835 Höhenmeter
  • 6:37 Gesamtzeit

Ausblick für morgen

Schlappe 17 km nach Flüeli-Ranft – also kann ausschlafen. Das gute Frühstück gibt’s bis um 10:00 🙂 und ist jetzt doch „inklusive“; auch das konnte heute geklärt werden.

Dennoch erwarten uns morgen mehrere Herausforderungen: Volles Marschgepäck, „Schneefall bis in tiefe Lagen“ und der Großteil der Höhenmeter erst kurz vor dem Ziel Flüeli-Ranft.

3 Kommentare zu „Via Jacobi mit Hund 2019-1: Treib – Stans“

  1. Guten Abend oder besser – guten Morgen, vielen Dank für Deinen Pilgerbericht und dafür, dass wir an Deinen Gedanken teilhaben dürfen. Wie wichtig die richtige Ausrüstung und insbesondere die passenden Wanderstiefel sind, hast Du so lebendig beschrieben, dass ich an meine Wanderung in Appenzell denken musste. Trittsicherheit – oh je – trittsicher, mit stabiler Körperhaltung und Rucksack … Wenn ich daran denke – ich habe meinen Füßen oder mir – immer wieder Mut zugesprochen. Es beruhigt mich sehr, dass es auch anderen so ergeht. Wie machst Du es mit Deinem Hund, der Leine und den Stöcken? Lässt Du Deinen Hund auch ungeleint laufen oder wie ist es im Gelände, mit Rucksack, Stöcke, Hund und Hundeleine …? Buen Camino auf Deinem Jakobsweg.

    1. Solche Mitarbeiter sind auch bessere Werbung als x hochbezahlte Marketing-Aktionen. Wenn ich größere Franken-Beträge zu versorgen hätte, wüsste ich jetzt, bei wem.
      Zum Üben habe ich heute Abend schon mal einen kleinen Betrag im Paxmontana investiert. 😉

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