Via Nocobi: Klippeneck-Steig

Heute ist wäre der erste Tag der Via Jacobi, an dem ich von Vevey nach Lausanne gewandert bin sein würde. Ohne Konjunktiv war ich auf dem Klippeneck-Steig unterwegs, der zu meiner Überraschung ein paar Anspielungen auf die Via Jacobi bereit hielt.

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In der mobilen Quarantäne-Box (aka Auto) fuhr eine Menschenansammlung von einer Person (ich) nach Denkingen, um den „Prämium“-Wanderweg Klippenecksteig zu begehen. Mein Gedanke: Der Hund muss eh raus und dort würde ich in 4 Stunden weniger Menschen sehen als wenn ich zuhause vier Runden um den Block ginge…

Der Klippenecksteig ist einer von sechs „Donauwellen“-Premiumwanderwegen, was etwas erstaunt, weil er im Minumum 10 Kilometer Luftlinie von der Donau entfernt ist. Egal: Mir ist die Region nicht völlig fremd; daher wusste ich, dass ich heute mit keiner Donau zu rechnen hatte.

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Der erste Teil der Strecke ist angenehm eben — sehr eben sogar, denn er verläuft auf der Trasse der ehemaligen Heubergbahn (» Heubergbahn auf Wikipedia). Ein skurriles Relikt: Über die sinnfrei gewordene „Weiße Brücke“ geht man über einen inzwischen aufgeschütteten Einschnitt der Bahnstrecke — allein die merkwürdige Randbebauung des Weges lässt den aufmerksamen Wanderer stutzen. Geht der aufmerksame Blick nicht vor die Füße, sondern in die Ferne, entdeckt er dort den schneebedeckten Feldberg.

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Die Sonne schien aus vollen Rohren, doch bei windigen 3 Grad war es kälter, aus es auf den Bildern aussieht. Eine nette Geste, denn so konnte ich mich über meine Salewa-Mütze freuen, die ich erst vor zwei Wochen für den Genfersee gekauft hatte. [Kaum zu glauben, dass es vor zwei Wochen noch nicht völlig absurd schien, ins Waadtland zu fahren.]

Wenig später durfte die Mütze vom Kopf, denn der windschattige Aufstieg zum » Dreifaltigkeitsberg sorgte für Wärme von Innen. Spätestens nach 250 der 300 Höhenmeter brauchte Luis ich dringend eine Verschnaufpause. [Nein, keine Symptome — nur in lausiger Form.] Ein nettes Bänkchen mit schöner Aussicht und eigentlich ein perfekte Vesperpausen-Location, doch meinen Proviant wollte ich erst ganz oben verspeisen.

Ganz oben verspeisen? Blöde Idee: „Ganz oben“ auf 985 Meter pfiff uns der eiskalte Wind um die Ohren. Wer hätte auch damit rechnen können. Auf einem Berggipfel…

„Ganz oben“ ist auch eine übersichtliche » Klosteranlage der Claretiner, doch selbst die bot nirgends Windschatten. Klosterladen und Gaststätte waren natürlich geschlossen, so blieb mir nur ein schneller Blick in die barocke Kirche, während Luis draußen vom kalten Wind umtost wurde.

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Deshalb verließen wir ohne weiteres Trödeln das windige Kloster; sehr flott waren wir am Albtrauf entlang unterwegs Richtung Klippeneck.

Dann endlich: Eine Laune der Aerodynamik ließ eine Aussichtsbank von Winden verschont und erlaubte mir damit, meine lang ersehnte Vesperpause einzulegen.

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Kurz danach (oder war’s davor?) ein lustiger Scherz von „El camino“: Ich war hier unterwegs, weil die eigentlich geplante Jakobsweg-Wanderung am Genfersee aufallen musste. Und was sehe ich da an einem Baum? Das:

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Aus Versehen war ich nun doch auf dem Jakobsweg geraten. Zwar ganz wo anders und in falscher Richtung, aber immerhin… Merke: „Wenn Du nicht zum Jakobsweg kommst, kommt er zu Dir“ ;-).

Der Weg führte uns weiter am Albtrauf entlang mit Blick links Richtung Schwarzwald. [Eigentlich hätte ich heute mit „Blick links“ den Genfersee sehen müssen…] Bald war das » Klippeneck erreicht, ab da ging es abwärts Richtung Denkingen. Die 14-Nothelfer-Kapelle auf halbem Weg nach unten war sehens- und für Luis hörenswert.

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Nach der Haha-Ich-bin-doch-auf-dem-Jakobsweg-Überraschung hielt „El Camino“ noch ein paar weitere „friendly reminders“ an die Via Jacobi vor einem Jahr bereit: Ein eisverzierter Brunnen erinnerte an den ersten Kilometer hinter Flüeli-Ranft, ein umgestürzter Baum an diverse Baumfällarbeiten zwischen Treib und Fribourg…

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Und dann noch eine Szene, die mich eindeutig an den Moment erinnerte, als wir nach gewagten Wegen vom Brünigpass und am Brienzersee endlich Iseltwald und „normale“ Wege vor uns hatten. [Okay, für Euch mögen die Bilder nur mit viel gutem Willen ähnlich sein — für mich sind sie sehr ähnlich.]

Über lauschige Waldwege ging es zurück zu unserer mobilen Quarantäne-Box, die uns zurück zu unserem heutigen Übernachtungsquartiert brachte….

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Ja, ich gebe es zu: Das „heutige Übernachtungsquartier“ ist natürlich unser Zuhause. [Ich wollte nur mal wieder etwas Fernwanderflair in diesen Artikel bringen.] Vorteil des Heimschläfers: Statt einer schnellen Dusche im Gemeinschaftsbad des Jeunotel Lausanne konnte ich ein entspanntes, einstündiges Bad in meiner eigenen Wanne genießen.

Und damit die Swissness trotz der Umstände nicht zu kurz kommt, gab es als akustischen Badezusatz Radio Swiss Jazz und — den Fluten entstiegen — das hier:

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Tagesbilanz: 9,4 Kilometer, 350 Höhenmeter, 1 müder Hund

2 Kommentare zu „Via Nocobi: Klippeneck-Steig“

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