Via Nocobi: Eyachwanderung Balingen

Auf der Via Jacobi wäre heute der erste Tag mit vollem Marschgepäck gewesen; ich hätte knappe 10 kg von Alaman nach Nyon getragen. Bei der alternativen Via Nocobi hatte mein Rucksackgewicht hingegen erfreuliche 0 Gramm. Weiterer Unterschied: Ich bin direkt Haustür gestartet und habe auf eine umständliche Anfahrt verzichtet. Nicht verzichtet habe ich jedoch auf eine Aktivität, die ein wesentlicher Bestandteil meiner Mehrtageswanderungen ist.

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Dieser „wesentliche Bestandteil“ und Highlight vieler Wander-Tage ist: Das Essen. Viel Bewegung, viel frische Luft, regionale Küche und unkonventionelle Locations ergeben perfekte Kombinationen, die sich nicht in Sternen, Kochlöffeln oder Punkten messen lassen.

Die kulinarische Bandbreite auf der Via Jacobi reichte vom mitgebrachten Pilgerkäsevesper auf dem Hörnli über eine Whiskey-Brawurst mit Mythenblick und Langue de boeuf im skurillen Allières bis zum mondänen Jugendstilmenü in Flüeli-Ranft. Jedes für sich groß- und einzigartig. [Vielleicht sollte ich mal eine Seite machen, in der nur die ganzen Etappenessen abgebildet sind — ich erinnere mich noch an jedes einzelne….]

Warum schreibe ich das hier und heute? Weil genau dieser Aspekt während der letzten Tage zu kurz gekommen sind: Restaurants sind der aktuellen Situation zum Opfer gefallen und das „Rucksackvesper“ den eisigen Temperaturen.

Das sollte mir heute nicht nochmal passieren, deshalb aß ich vor dem Start der Wanderung ein angemessenes Zmittag auf der Sonnenterrasse der Auberge du Chien Noir: Spätzli mit Ragù Ossobuco, dazu einen erfrischenden Fendant aus dem benachbarten Wallis und natürlich den obligatorischen Cafè zum Dessert:

Mit diesem Mittagsmahl war auch meine Wanderstrecke festgelegt: Fendant sei Dank blieb das Auto in der Garage und ich startete auf die übliche Gassistrecke entlang der Eyach — aber mit simuliertem Blick eines Touristen. Diesem wären möglicherweise verschiedene Street-Art-Werke aufgefallen, die einen tristen Brückenkopf und profane Schaltschränke in Kunstwerke verwandeln:

Wenige Meter weiter könnte der Fremde die Schellenbergbrücke bestaunen — vor fast 110 Jahren anderorts errichtet und von 31714 Nieten zusammengehalten (» Schwarzwälder Bote: 80 Tonnen mit Symbolcharakter).

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Wir folgen dem Bächlein unauffällig und teilweise in diskretem Abstand, bis wir schließlich im so genannten Kühlen Grund landen.

Damit es dort nicht wirklich kühl wird, warten dort einige Höhenmeter auf uns, die uns auf das Niveau von Ostdorf bringen. Die Wegführung ist etwas merkwürdig (sehr nett formuliert), wird aber belohnt durch eine beeindruckendes Albpanorama — einschließlich Burg Hohenzollern ganz links.

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Der Ortsfremde hat Ostdorf schnell durchquert und hinter sich gelassen — möglicherweise weil er eine sprachlich herausfordernde Sitzmöbelbeschreibung nicht versteht. [Oder gerade weil er die Sitzmöbelbeschreibung doch versteht.]
Bald hatten wir wieder die Eyach erreicht und gingen nun in umgekehrter Richtung die Strecke, auf der wir kurz nach Mittag gestartet waren. Damit es nicht genau derselbe Weg ist, wählten wir jetzt das andere Ufer.
Dort kann der Interessierte einen näheren Blick auf die Friedhofkirche werfen. Teile derselben sind immerhin aus dem 11. Jahrhundert; sie ist damit „einer der ältesten Kirchenbauten des süddeutschen Raumes“ (sagt Wikipedia).

Zur Belohnung und für die heutige Swissness gab es „einen der besten Brotaufstriche südlich des süddeutschen Raumes“ (sage ich):

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Tagesbilanz: 13,6 Kilometer, 135 Höhenmeter, 1 überraschend munterer Hund

Gesamtbilanz: 32,6 Kilometer, 895 Höhenmeter, 1 Hund im Normalzustand

2 Kommentare zu „Via Nocobi: Eyachwanderung Balingen“

  1. Danke, spannend dein Post. Die Banküberschrift zu lesen, brauchte etwas Übung, aber dann funktionierte es doch. Das Essen 🍽 sieht lecker 😋 aus, hast wohl selber 👍gekocht. Nur weiter so. 😎

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