„Es kommt auf den Kontext an“ ist eine bewährte Übersetzerweisheit, mit der sie ihr Tun besonders ehrfurchtsheischend darstellen und sich KI-sicher wähnen. Doch auch auf Wanderungen erlebt man regelmäßig, dass der Kontext den entscheidenden Unterschied zwischen Grummeln und großartig erzeugen kann.

Ich meine damit nicht den offensichtlichen Unterschied, ob man
- einen Berggipfel zu Fuß oder per Seilbahn „erklimmt“
- den Gotthardpass nach 3 Stunden Autofahrt oder nach 4 Wochen Wanderung überquert (» Via Gottardo: Andermatt- Gotthardpass)
- eine Bratwurst beim Metzger oder vor schneebedeckten Mythen verspeist (» Via Jacobi mit Hund: Einsiedeln — Brunnen)
Vielmehr meine ich damit, dass genau dieselbe Strecke je nach „Drumherum“ völlig anders wirken kann. Ein schönes Beispiel ist der Premiumwanderweg Firstwaldrunde bei Mössingen: Den hatte ich bereits im März unter die Sohlen bzw. Pfoten genommen und war nur so mittelmäßig begeistert (» Via Nocobi: Firstwaldrunde Mössingen).
Eigentlich hätte ich damals am Genfersee meine Via Jacobi fortgesetzt (» Via Jacobi 2020: Die Verschiebung (mit Hund)), dank Corona stapfte ich stattdessen bei ungemütlichem Wetter um / über einen Albvorlandhügel herum. In diesem Kontext hatte die Firstwaldrunde keine Chance, besonders zu glänzen.
Doch jetzt, 9 Corona-Monate später, ein gänzlich anderes Bild: Nach längerer Pause endlich mal wieder raus und etwas anderes sehen (bzw. schnuppern) als die tägliche Gassistrecke! Und das bei herrlich erfrischender Kälte!! Und so bequem auf einen aussichtsreichen Albvorlandhügel!!!


LInks armseeliger Genfersee-Ersatz im März , rechts „Endlich wieder raus!“ im November
Genug der Vorrede: Als Startpunkt wählten wir auch diesmal den Einstieg beim Mössinger Freibad, damit wir zu Beginn die Sonnenseite und einen wärmenden Aufstieg haben.



Sonne gab es sehr viel, der Aufstieg war kaum der Rede wert. Fröhlich wandernd und schnuppernd hatten wir bald dort angekommen, wo wir im Frühjahr wetterbedingt abbrechen mussten.

Spätestens auf dem Schlossbuckel stießen wir auf (für uns) neues Terrain. Statt sonnig aufwärts ging es jetzt schattig abwärts. Sehr schattig, aber bei entsprechendem Tempo gerade noch „warm“ genug, um keine weitere Klamottenschicht anlegen zu müsssen.


Viel Wald, viele Bäume (zur Luis‘ Freude), witzige Holzbrücklein (zu meiner Freude) — und dennoch waren wir froh, irgendwann wieder aus dem Wald und wieder in der wärmenden Sonne zu sein.
Das restliche Drittel war landschaftlich unspektakulär, interessant allerdings die „Galerie“ der Bäume des Jahres, die den Weg links und rechts säumen. Jetzt, im laublosen November, sah das naturgemäß etwas mager aus — ein guter Grund, um die Firstwaldrunde bei blattreicher Jahreszeit nochmal zu begehen.





Insgesamt eine nette Kurzgassiwanderung, deren offizielle Beschreibung als „wenig anstrengend“ hiermit bestätigt werden kann. Allein die Ausschilderung war an manchen Stellen etwas sparsam bis lückenhaft — für einen Premiumwanderweg eher ungewöhnlich.

Für mich hingegen eine gute Übung, um nach langer Pause mal wieder Outdooractive aus der Hosentasche zu holen und meinen Pro-Account zu nutzen… (» Firstwaldrunde auf Outdooractive)