Winterliches Ostern war vorausgesagt, doch für Ostermontag waren die Prognosen besser. Grund genug für Etappe 3 des Neckarwegs, die sich — „Numerus est omen“ — dreigeteilt präsentierte: Stadt, Land, Fluss…
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Rottweil
Auch bei dieser Etappe haben die Planer an das Frühlingswetter 2013 gedacht: Zum Start eine kleine Warmlauf-Steigung vom Bahnhof in die Stadt.
Zum Glück war es ziemlich kalt, sonst wäre gleich die erste Pause fällig gewesen, um in der Fußgängerzone Eiskaffee zu schlürfen und die beeindruckenden Fassaden zu bestaunen… Doch wir waren nicht zum Stadt-Bummeln da, also ging es zügig weiter.
Industriegebiet Neckartal
Das dürfte eines der wenigen Industriegebiete sein, auf die ich mich freue: Vor über hundert Jahren entstanden viele Gebäude, bei denen nicht am Architekten gespart wurde. Starken Eindruck macht das Kraftwerk von Paul Bonatz, das (im Gegensatz zu seinem Stuttgarter Hauptbahnhof) keinen Tunnelplänen zum Opfer gefallen ist.
Das Industriegebiet ist nicht nur architektur- und industriegeschichtlich spannend, sondern auch Ort eines besonderen Tages im Leben des Autors. Umso schöner, dass mich der Neckarweg fast 9 Jahre später genau hier entlang führt.
Apropos Neckar: Den sahen wir hier auch (endlich) wieder — zum ersten Mal seit Beginn der vorhergehenden Etappe in Deißlingen. Ziemlich zugelegt hat er: Was in Deißlingen noch ein überschaubares Bächlein war, ist in wenigen Kilometern zu einem nennenswerten Bach geworden — oder darf man gar schon „Fluss“ sagen?
Am Neckar entlang zum Bahnhof Talhausen
Hinter dem Industriegebiet wird es „natürlicher“, der Neckar plätschert fröhlich vor sich hin, wir sind im zweiten Drittel der Etappe. Es geht ein wenig auf und ab, mal ganz dicht am Neckar, mal ganz nah an der Bahnstrecke. Eine bunte Mischung von Neckarbrücken erwartet den Wanderer: Kleine Stege, alte stählerne Eisenbahnbrücken, noch ältere Holzbrücken und kühne Betonkonstruktionen.
Es ist sonnig, es ist schön, es ist ruhig, es ist Natur. Vermutlich werden das die letzten ruhigen naturnahen Neckarkilometer sein. Einerseits schade, andererseits ein Grund, sie umso mehr zu genießen. Und die „Halbzeit-Pause“ in würdiger Umgebung zu veranstalten.
Das Ende des zweiten Drittels markiert eine letzte Holzbrücke vor dem Bahnhof Talhausen.
Vom Bahnhof Talhausen nach Epfendorf
Nach der besagten Holzbrücke ließ meine subjektive Begeisterung für die Etappe etwas nach: Wir wanderten direkt neben der Straße, am Bahndamm entlang oder auf einem sehr schmalen Stück Neckarradweg.
Wir hatten aber Glück, denn noch saßen die meisten Radfahrer zu Hause in ihren warmen Stuben. So konnten wir weitgehend unbehelligt die letzten Kilometer absolvieren. Nach einer sonnigen Pause mit Talhausen-Blick brachen wir zum Endspurt nach Epfendorf auf.
Der Neckar(wander)weg verließ dazu den Neckarradweg und traf am Sportplatz Epfendorf auf das Ende des Schlichemtals.
Wir folgten wir brav dem „blauen N“ und trafen geradewegs auf das Epfendorfer Rathaus, wo uns der freundliche Rufbus Stunden vorher eingesammelt hatte.

Update 2014: Lohnender Abstecher zur Schlichemtalklamm
In Epfendorf beginnt der neu eröffnete Schlichemtalweg, der in 33 km zur Quelle bei Tierigen führt (GPS-Track und Google Earth-Daten hier). Sehenswert und spektakulärster Teil ist die Schlichemklamm. Wer Zeit und Energie hat, sollte sich diesen Abstecher nicht entgehen lassen (ca. 2 x 4 km) — es lohnt sich.
Bilder dieser Etappe
Die 4 Highlights dieser Etappe
- Rottweil: Immer wieder ein schöner Anblick. Die älteste Stadt Baden-Württembergs präsentiert sich nach der „Renovierung“ noch attraktiver.
- Industriegebiet Neckartal: Die Mischung aus Zerfall, neu erwachtem (Wirtschafts-) Leben und historischer Industriearchitektur (u.a. Kraftwerk von Paul Bonatz) begeistert mich jedes Mal aufs Neue.
- Holzbrücke mit Neckarburgblick: Ein Motiv wie aus einer anderen Zeit (ist es ja auch…). Genau in der Mitte der Etappe und daher ein idealer Platz für eine ausgiebige Vesperpause.
- Neckartalbrücke der A81: Diese Brücke ist der größtmögliche Gegensatz zur „Vesperpausen-Holzbrücke“. Zweifellos kein Beispiel für „harmonisch in die Landschaft“ gebaut, aber dennoch beeindruckend. Zumindest für mich.
Tipps
- Rufbus nur mit Anmeldung: Der Bus von Epfendorf fährt zeitweise nur nach Voranmeldung. Toller Service, klappt perfekt, unterhaltsame Fahrt dank nettem Fahrer. Wer die Busverbindung im Internet recherchiert: Unbedingt Details anzeigen, denn erst dort erfährt man, ob und wie man sich anmelden muss.
- Fußweg zur Spittelmühle: Auf dem Weg zum Industriegebiet Neckartal zeigt ein Schild den Fußweg zur Spittelmühle. Für mich (und Luis) interessanter als der Gehweg entlang der Straße — und unten im Tal auf dem Bahnsteg gibt es einen schönen Blick auf die „Skyline“ von Rottweil.
- „Badhaus“: Ein Tipp für alle, die abends Zeit in Rottweil und „Zivilklamotten“ im Gepäck haben. Kleine, feine Konzerte und Veranstaltungen in industrie-historischem Ambiente.
- Neckarbrücke der A81: Direkt unter der Brücke führen ca. 2 Dutzend Treppenstufen nach rechts oben. Die Perspektive ändert sich nur geringfügig, und doch sieht das Bauwerk noch beeindruckender aus. Jedenfalls für mich.
Radweg statt Waldweg: Der Waldweg zwischen Talhausen — Epfendorf ist derzeit (April 2013) durch „Forstpanzer“ und Pferdehufen stark in Mitleidenschaft gezogen. Wer sich kurz vor dem Etappenziel nicht komplett einsauen möchte, sollte sich stattdessen den Neckar-Radweg am linken Ufer nehmen.Vermutlich nicht mehr relevant.
Zahlen, Daten, Fakten
- Streckenlänge: 17,0 km
- Höhendifferenzen: +446 / -521 m
BahnhöfeBushaltestellen: Epfendorf Rathaus / Rottweil Hauptbahnhof- Track hier als GPX-Datei oder hier als KMZ-Datei herunterladen
- Gesamtbilanz: 3 Etappen, 42 km, 785 Hm, entspricht 12,2 Sochatoatn