Via Gottardo: Der Plan

Bald, sehr bald geht’s endlich los: Wir werden unseren Gassigang an den Lago Maggiore fortsetzen und — wenn es klappt — den Gotthard überqueren. Über das „Warum?“ und „Warum jetzt?“ habe ich bereits berichtet (⇒ Via Gottardo: Die Entscheidung). In diesem etwas längerem Beitrag erfahrt Ihr das geplante „Wie?“ und „Wo?“.

Übrigens: „Wo“ und „Wie“ gibt’s auch (fast) live:

Schaut einfach mal rein und prüft, ob die Realität den Plan noch erkennen lässt…

Die Strecke: Fast alternativlos

Brunnen — Erstfeld

Wir starten in Brunnen am Vierwaldstättersee (Ende unserer Via Jacobi) mit Tagesziel Erstfeld. Eigentlich gäbe es dafür zwei Varianten:

  1. Am Ostufer des Sees knackiger Aufstieg nach Morschach, dann wieder hinab ans Seeufer nach Sisikon, unterhalb der Axenstraße nach Altdorf und an die Reuss (26 km / 1350 Höhenmeter).
  2. Mit Schiff ans Westufer und per Zahnradbahn nach Seeligsberg, an der Rütliwiese vorbei hinab zum See, dann durch Seedorf ans Reussufer (22 km / 700 Höhenmeter).

Die Entscheidung nimmt uns vielleicht das heiße Wetter ab: Variante 1 verläuft auf der schattigen Ostseite und wir früher = kühler starten, weil über 1 Stunde für Schiff- und Bahnfahrt entfällt.

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Das Ende (vom letzten Mal) wird der Anfang sein (dieses Mal): Brunnen am Vierwaldstätter See

Erstfeld — Wassen — Andermatt — Gotthardpass

Ab Erstfeld ist Streckenplanung einfach: Das Tal wird enger und schmaler; es nur einen Weg, den zahlreiche Wanderstrecken gemeinsam nutzen (u.a. Europäischer Fernwanderweg E1 Nordkap — Sizilien, Via Gottardo Basel — Chiasso) sowie Trans Swiss Trail Porrentruy — Mendrisio).

Geplante Etappen:

  • Erstfeld — Wassen (18 km / 860 Höhenmeter)
  • Wassen — Andermatt (10 km / 800 Höhenmeter)
  • Andermatt — Gotthardpass (13 km / 740 Höhenmeter)

Gotthardpass — Airolo (– …

Am letzten Tag geht es vom Gotthard nach Airolo — mit 8 km abwärts nur ein Katzen- bzw. Hundesprung (nehme ich an). Je nach Lust und Laune nutzen wir die Bewegungsenergie des Abstiegs und hängen gleich die nächste Etappe nach Rodi an (14 km / 460 Höhenmeter).

Bei sehr viel überschüssiger Bewegungsenergie können wir von Airolo nach Rodi auch den Trans Swiss Trail bis Lurengo nehmen (600 zusätzliche Höhenmeter).

Fazit

Die Etappen 1 und 2 sind ambitioniert, der Rest eher übersichtlich. Die drei mittleren Etappen sind alternativlos, am ersten und letzten Tag können wir uns noch zwischen zwei Varianten entscheiden. Insgesamt warten 5 Tage mit 80 — 90 km und 3500 — 4250 Höhenmetern auf uns.

Das Wetter

Die Wanderstrecke führt uns vom fast mediterranen Vierwaldstättersee (434 m.ü.M.) auf den fast hochalpinen Gotthardpass (2017 m.ü.M.). Idealerweise wäre es also die ersten 2 bis 3 Tage „für die Jahreszeit zu kalt“ und für den Rest zu warm.

Doch das Leben ist kein Ponyhof und das Wetter kein Froschkonzert: Lt. Prognosen soll es genau anders herum kommen. Aber egal. Denn was Luis schon lange weiß, habe ich spätestens auf der Via Jacobi gelernt: Gelassenheit. Damals hatten wir trotz verheerender Prognosen perfektes Wanderwetter.

Möglicherweise passt es auch jetzt wieder perfekt und falls nicht, werden wir spontan und flexibel reagieren:

  • Bei Hitze können wir auf unsere Early-Bird-Wandererfahrung vom Hohenzollernweg zurückgreifen (⇒ Hohenzollernweg 2: Haigerloch — Hechingen).
  • Auf den ersten zwei Etappen können wir je nach Temperatur zwischen schattiger und sonniger Talseite wählen.
  • Bei Kälte kann ich notfalls mit 6-lagiger Zwiebeltechnik als Michelin-Männchen herumlaufen und Luis ist sowieso für alle Felle gerüstet.
  • Massive Regenschauer würden endlich erklären, warum ich über 400 g Regenponcho über die Alpen schleppe.
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Hitze am unterm Gotthard (Symbolbild)

Das Gepäck

Hier profitiere ich von der Gepäckoptimierung für die Via Jacobi (⇒ Ausgiebiger Bericht mit Grafiken!):

  1. Meine Packliste war sorgfältig in Excel „dokumentiert“, deshalb konnte ohne großes Nachdenken auf Bewährtes zurückgreifen.
  2. Die Via Jacobi entlarvte Überflüssiges, z.B. eine unpraktische Bluetooth-Tastatur (-185 g), den unnötigen Stromadapter (-50 g) und Futter für den übertrieben verfressenen Hund (-1750 g). Diverse „Upgrades“ sparten weiteres Gewicht, z.B. Hundehandtuch aus Microfaser statt Frottee (-50 g) und leichtere Funktionsshirts (3 x -30 g).
  3. Die Monsteretappe von Fischingen nach Jona zeigte deutlich die Vorteile des taktisch klugen Gepäckabwurfs:

[…]; deshalb war „taktisches“ Wandern angesagt. Kurzerhand bezogen wir ein Zimmer in Gibswil, stellten unser Gepäck ab und setzten erleichtert und befreit die Tagesetappe fort. Genau die richtige Entscheidung, denn kurz nach Gibswil ging es wieder steil bergauf, was uns mit X Kilo Rucksack Gewicht mit Sicherheit an unsere Grenzen gebracht hätte.

Durch unsere „Basisstation“ Erstfeld (siehe unten) sparen wir uns viel Last auf den langen Etappen 1 + 2.

Insgesamt kommen wir je nach Futter-, Wasser- und Sonnenstand auf 5¼ bis 11½ Kilo Rucksack — nochmal deutlich weniger als auf der Via Jacobi.

Die Übernachtungen

 

Unter Fernwanderern gilt für die Hotelwahl: „Wer dreimal in demselben ist, der gilt schon als Pauschaltourist.“ Trotzdem wird mir Erstfeld für drei Nächste als Basisstation dienen: Für den o.g. „taktischen“ Gepäckabwurf“ und eine erhebliche Erleichterung der beiden schweren Etappen am Anfang — sowohl im Wortsinn als auch logistisch.

Die Übernachtung auf dem Gotthardpass war für mich ein „Muss“ und K-O-Kriterium, deshalb musste ich auch hier ein Zimmer („mit hotelerfahrenem Hund“) klar machen.

Damit geht die scheinbare Flexibilität verloren, aber so flexibel wäre ohnehin nicht, weil die Etappen alternativlos sind. Und ich erspare mir hohe Roaming-Gebühren und viel Nervenkitzel für die telefonische Zimmersuche: ein Zimmer — ganz kurzfristig für heute — nein, Einzelzimmer — ich weiß, dass Hochsaison ist — und mein Hund ist hoffentlich kein Problem? — nein, nicht die ganze Woche, nur eine Nacht — achso, die 350 SFr sind nur für eine Nacht usw. usf.

Als kleines Abenteuer ist die letzte Übernachtung ungeklärt: Irgendwo hinter dem Gotthard im italienischsprachigen Tessin werden Luigi und io nach einem schönen albergo suchen…

Die Anreise

Eigentlich ist man mit dem Zug in guten drei Stunden am Vierwaltstättersee und könnte schon am Anreisetag die erste Wanderetappe absolvieren. Eigentlich…

Uneigentlich ist das zu riskant, wenn man eine Teilstrecke mit der Deutschen Bahn zurücklegen muss. Bei der Via-Jacobi-Anreise wurde sie ihrem Ruf gerecht und hätte das ganze Projekt durch „Verspätete Bereitstellung des Zuges“ fast zum Scheitern gebracht, bevor ich den ersten Meter gegangen war.

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März 2017, erster Zug nach Umstellung auf Sommerzeit: Ich will nicht glauben, dass es das war, wonach es aussieht.

Dennoch gebe ich der Deutschen Bahn noch eine sehr faire Chance: Sicherheitshalber habe ich für die Anreise einen kompletten Tag eingeplant und werde direkt zum „Basislager“ nach Erstfeld fahren. Die Zusatzübernachtung kostet zwar viel Geld, aber wer Bahn fahren will, muss Opfer bringen. Als weitere Vorsichtsmaßnahme nehme ich nicht den ersten Zug des Tages, damit sich die Zugbereitsteller mit der am Reisetag gültigen Zeitzone vertraut machen können.

Letzte Vorbereitungen

Der Rucksack ist fast fertig gepackt, der Rest kommt erst kurz vor der Abfahrt rein (Wasser, Ritter Sport Olympia, Papiere, Sonnenbrille, Zugfahrtlektüre) oder ist unwichtiger Kleinkram (Kugelschreiber, 2. Tafel Ritter Sport Olympia, Hundefutter).

Auch Luis trifft die letzten Vorbereitung: Mit Extreme Power Napping versucht er den Schlaf vorzuarbeiten, der ihm in den den nächsten Tagen fehlen wird:

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Und wenn alles gut läuft, sind wir in exakt 24 Stunden in Erstfeld — am Beginn des 3. großen Abenteuers auf dem Gang nach Cannobio.

 

Ein Gedanke zu „Via Gottardo: Der Plan“

  1. Hallo ihr beiden! Ich hoffe, der Start ist geglückt und ihr habt es schön, Grüßle von der kurz zu Hause rastenden Christina

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