Wie angekündigt werden wir den „Gang nach Cannobio“ auf der selbst ernannten Via Cannobio absolvieren. Die Strecke muss ich mir — zumindest teilweise — selbst zusammenbasteln. Wobei: Ich muss nicht „müssen“, sondern darf „dürfen“. Denn die Bastelarbeit schürt die Vorfreude — und das zurecht. Und so sieht das Ergebnis aus:

Wer’s genauer und interaktiver will: Google-Karte mit geplanter Strecke ganz am Ende dieses Artikels.
Etappe 1: Faido — Lavorgo

„Alles hat sein Gutes“, sagt eine alte Weisheit. Das gilt auch hier: Auf unserer letzten Via-Gottardo-Etappe im August wurde ich mit Lug & Trug zu einer Monsteretappe gezwungen, die in dieser unsäglichen Absteige in Faido endete. Das Gute daran: Wir hatten (unfreiwillig) auch gleich die Hälfte 13. Etappe der Via Gottardo hinter uns gebracht.
Vor uns liegen jetzt nur noch gute zwei Stunden nach Lavorgo (» Via Gottardo Etappe 13 auf wanderland.ch). Deshalb können wir dieses Teilstück schon am Tag der Anreise absolvieren und nutzen, um uns gemütlich „warmzulaufen“.
Der Plan funktioniert allerdings nur, falls die Deutsche Bahn dieses Mal tut, was auf dem bereits gekauften Ticket steht: Rottweil ab 07:43 — Faido an 12:30. Aus leidiger Erfahrung reise ich deshalb nicht am Tag der Zeitumstellung an und habe einen Puffer für drei Stunden Verspätung einkalkuiert — das müsste sogar die DB hinbekommen.
Etappe 2: Lavorgo — Biasca
Die größte Herausforderung der ganzen Woche wartet schon an Tag 2 auf uns: Auf 19 km geht es zwei Mal kräftig den Talhang hoch und hinunter, das ergibt 900 Höhenmeter Aufstieg und über 1200 Meter Abstieg bis Biasca (» Via Gottardo Etappe 13 auf wanderland.ch).
Um den sportlichen Reiz zu vergrößern, werde ich noch 1¾ Kilogramm Ballast (aka Hundefutter) mitschleppen. Praktischer wäre, diese Etappe läge erst am Ende unserer Woche (wenn das Futter weggefuttert ist), aber die Topografie nimmt auf meine Befindlichkeiten (und Luis Hunger) leider keine Rücksicht…
Etappe 3: Biasca — Bellinzona
„Auf dem Papier“ sieht der 3. Tag unspektakulär aus: Die Route klebt am Ufer des Ticino und wird uns auf 25 km in die Hauptstadt des gleichnamigen Kantons bringen (» Via Gottardo Etappe 14 auf wanderland.ch). Die Etappe ist mit 80 (in Worten: achtzig!) Höhenmetern angegeben.
Die Höhenmeter könnte ich mit einem Besuch des Castelgrande am Etappenziel Bellinzona locker verdoppeln (Weltkulturerbe!). Allerdings müsste ich vorher Ohrschützer für Luis besorgen. Warum? Den Grund könnt Ihr hier lesen: » Video-Dreh: Der siebte Himmel. Oder hier: » Himmel, Hölle, Hit und Hund.
Etappe 4: Bellinzona — Locarno
Auf Etappe 4 verlassen wir die „offzielle“ Via Gottardo und spätestens hier werden wir unsere eigenen Wege finden müssen. Geplant ist, bis etwa Gudo dem Ticino-Ufer zu folgen, um dann durch Cugansco und über die freie „Pampa“ nach Tenero zu gelangen. In Minusio werden wir dann — endlich! — auf den Lago Maggiore stoßen und ihm bis Locarno nicht von der Seite (bzw. vom Ufer) weichen.
21 topfebene Kilometer, von denen die letzten ungefähr so aussehen (zumindest im Film des Tessiner Tourismusbüros):
Etappe 5: Locarno — Brissago

Am fünften Tag müssen wir irgendwie von Locarno nach Brissago kommen. Auf welchen Wegen, ist noch offen und hängt von Wetter, Lust und Laune ab:
- Dem obigen Video folgend immer am Ufer entlang zur Strandpromenade von Ascona?
- Direkt nach Ascona, dann hinauf auf den Monte Verità?
- Mit morgendlichem Schwung Santuario della Madonna del Sasso und Ascona ignorieren?
Momenten tendiere ich zu Variante 3, weil ich da schon immer mal hoch wollte. Möglicherweise könnte ich mich dabei so verirren, dass ich zur Mittagszeit zufällig in Ascona herauskomme und versehentlich vor dem » Grotto Baldoria stehe ;-).
Egal welche Variante wir wählen: Mehr als 16 Kilometer werden es kaum werden. So haben wir viel Zeit, können es ganz entspannt angehen und uns von den anstrengenden Etappen der drei Tage zuvor erholen.
Etappe 6: Brissago — Cannobio. CANNOBIO!!!

Kurz hinter Brissago liegen die italienische Grenze und San Bartolomeo, dann ein paar viele Meter Aufstieg und dann treffen wir auf bekanntes Terrain: Formine, Cinzago, Sant’Agata, vielleicht noch eine Ehrenrunde zu S. Anna?
Wenn alles wie geplant läuft, werden wir dann — nach 450 Kilometern und 10.000 Höhenmetern — vollenden, was als (mutmaßlicher) Scherz begonnen hat: „Dann geh doch nach Cannobio.“ (Schwäbisch: „Gang nach Cannobio!“ ;-). Diese Abschlussetappe wird noch kürzer sein als der Vortag (deutlich unter 15 km), sodass wir noch mehr Zeit haben werden, uns über das Erreichte zu freuen.
Bonus-Track: Cannobio — Cannero
Aus „logistischen“ Gründen bin ich gezwungen, noch einen Zusatztag und eine kurze Bonus-Wanderung anzuhängen. Es gibt Schlimmeres ;-).
Die Strecke ist uns wohlbekannt, allerdings in umgekehrter Richtung. Diesmal werden wir also von Cannobio ein letzten Mal einen Berghang hinaufkeuchen und in Carmine Superiore ins Mittelalter eintauchen. Besonders freue ich mich auf die Kirche » San Gottardo: Wegen der schönen Aussicht. Und wegen derbeeindruckenden Fresken. Und wegen ihres Namens. Und weil sie einem „Durchreisenden“ gewidmet ist. Und an eine lang, lang zurückliegende Wanderung mit Gattin erinnert.

Zuletzt: Weil es die letzten Höhenmeter gewesen sein werden — ab dort geht es nur noch abwärts nach Cannero Riviera. Und keinen Schritt weiter.
Nur noch am nächsten Tag zum Schiffsanleger.
Der Plan
… ist nur ein Plan. Ob er Wirklichkeit wird, habe ich nicht allein in der Hand. Drückt mir die Daumen, dass es klappt. Und dass meine „echten“, aufgezeichneten GPS-Tracks sich nicht zu weit von den geplanten Routen entfernen:
Ich musste mir auch meine Strecke ein wenig „zusammenbasteln“, als ich 2016 von Konstanz nach Basel gepilgert bin. Einen ausgeschilderten Jakobsweg gibt es oder gab es auf der Strecke nicht. Liebe Grüße, Dario 🙂