Via Jacobi 2019: Los geht’s! Noch nicht.

Was ich lange ausgetüftelt, geplant und organisiert habe, soll heute — am 22. März 2019 — beginnen: Im Zug mit Wanderstiefeln, Rucksack und Hund nach Stans in die Schweiz. Dort werde ich den Rest des Tages wenige Meter neben der Via Jacobi verbringen, damit ich morgen früh meine erste Etape von Treib nach Stans in Angriff nehmen kann (» Via Jacobi: Etappenübersicht). Eigentlich.

Disclaimer: Dieser Artikel wurde gestern vorproduziert und wird heute automatisch veröffentlicht, weil ich genau jetzt komplett anderes im Kopf habe als einen Blog-Artikel.

Humor-historischer Exkurs: „Frage an Radio Eriwan“

Kennt noch jemand die Radio-Eriwan-Witze? Die „spielten“ im Sozialismus des 20. Jahrhunderts und waren alle nach demselben Prinzip aufgebaut (» Wikipedia: Radio Eriwan).

Bekanntestes Beispiel:

Frage an Radio Eriwan: Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?
Antwort: Im Prinzip ja. Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch. Und es war kein rotes Auto, sondern ein blaues Fahrrad. Und er hat es nicht gewonnen, sondern es ist ihm gestohlen worden. Alles andere stimmt.

Radio Eriwan reloded: „Alternative Fakten“

Sozialistische Länder sind Vergangenheit, daher haben auch die Radio-Eriwan-Witze in den 90er-Jahren des letzten Jahrtausends ihren Sendebetrieb weitgehend eingestellt.

Doch 2017 feierten sie eine Art Comeback — ausgerechnet beim „Klassenfeind“ und jetzt unter dem Label „Alternative Fakten“ (» Wikipedia: Alternative Fakten).

Frage an die Realität: Stimmt es, dass es bei Trumps Antrittsrede sofort aufhörte zu regnen, die Sonne schien und mehr Zuschauer anwesend waren als bei allen Amtseinführungen zuvor?

Antwort: Im Prinzip ja. Aber der Regen hörte nicht sofort auf, sondern erst im Lauf der Rede. Und es schien keine Sonne, sondern blieb durchgängig trüb. Und es waren nicht mehr Zuschauer als jemals zuvor, sondern halb so viele wie bei der ersten Amtseinführung von Obama. (Vieles andere stimmt auch nicht.)

Frage an Radio DRS: Stimmt es, dass…

Warum in die USA reisen? Sieh, die Pointe liegt so nah: Mein heutiger Tag ist eine perfekte Vorlage für einen Witz im Radio-Eriwan-Stil, der allerdings bei den Eidgenossen spielt:

Frage an Radio DRS: Stimmt es, dass ich mit Wanderstiefel, Rucksack und Hund in Stans angekommen bin und morgen mit dem Bus nach Seelisberg fahre, um mich auf die erste Etappe des Jakobsweg zu machen?

Antwort: Im Prinzip ja. Aber nicht mit Wanderstiefeln, Rucksack und Hund, sondern Anzug, Laptoptasche und ohne Hund. Und nicht in Stans, sondern in einem anderen Ort in der Schweiz. Und Du fährst nicht morgen mit dem Bus nach Seelisberg, sondern heute mit dem Zug wieder nach Hause. Und morgen bist Du nicht auf dem Jakobsweg, sondern beim Friseur. Alles andere stimmt.

Wandern-wabern-blinzeln
Finde den Fehler: Nicht wander(n), sondern wabern. Wer’s nicht sieht: Einfach etwas blinzern.

Ereigniskarte: Gehen Sie zurück auf „Los“

Wer das Spiel Monopoly kennt, kennt vermutlich auch die Ereigniskarte „Gehen Sie zurück auf ‚Los'“. Genau die hatte ich im echten Leben gezogen (nur das mit den 4000 Euro einziehen stand bei mir nicht drauf…).

Mein sorgfältig ausgetüftelter und fertig organisierter Plan war Makulatur, also alles wieder von vorne und neun Übernachtungen umtüfteln und umorganisieren. Das war kein Problem, ich kenne ja inzwischen alle hundekompatiblen Herbergen zwischen Vierwaldstättersee und Fribourg auswendig und mit Vornamen.

Verschieben musste ich natürlich auch die Zugfahrt, die ich der Deutschen Bahn nur mit viel Hartnäckigkeit abgetrotzt hatte (» Bahn, Hund und Fahrkarte: Ein Drama in 8 Akten). Doch diesmal hatte ich Glück und eine kompetente Dame in der DB-Agentur, die in das DB-Mysterium „Internationale Bahnreise mit Hund“ eingeweiht war. Deshalb gab es diesmal sogar ein echtes Hundeticket.

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Offen ist nur noch die Frage, wem der eine Sitz!-Platz gehört….

Der Witz an der ganzen Verschieberitis: Heute bin ich geschäftlich (fast) dort, wo ich genau eine Woche später zu Fuß gewesen wäre. Die vorletzte Etappe der Via Jacobi verläuft nämlich etwa 10 Kilometer Luftlinie südlich meiner aktuellen Position. Schade, dass hund nicht alleine im Zug hinterherreisen möchte — sonst hätte ich Termin und Wanderung sehr elegant und bequem (und billiger) miteinander verbinden können.

And the winner is: Die Deutsche Bahn

Doch den Hauptpreis für die beste Schlusspointe gewinnt einmal mehr die Deutsche Bahn.

Zur Erinnerung: Nachdem ich der DB mit viel Hartnäckigkeit meine Fahrkarten abgetrotzt hatte (siehe oben), stellte sich heraus, dass es die gekaufte Zugverbindung gar nicht gibt: Auf der Strecke Luzern — Stand würden wegen Bauarbeiten nur Busse verkehren. Allein die DB hatte davon noch nichts mitbekommen und verkaufte weiterhin fröhlich Tickets für eine Zugfahrt auf nicht vorhandenen Gleisen (» Die Schlusspointe: Echte Tickets für Fake-Verbindung).

Neues Ticket, neues Glück? Immerhin: In der Zwischenzeit hatte die DB den Schiendenersatzverkehr Luzern — Stans in ihrem System. Und das schon drei Monate nach Bekanntwerden — da kann man ja nicht meckern.

Die geniale Lösung nach Art der DB: Das neue Ticket kostet gleich viel, gilt aber nur noch bis Luzern. Um die Weiterfahrt ans Ziel darf ich mich selbst kümmern (und natürlich zusätzlich zahlen).

Genial ist die Lösung, wenn man sie konsequent zu Ende denkt: Wie wäre es, wenn die Zugtickets (selbstverständlich zum selben Preis) jeweils nur bis zum nächsten Bahnhof gelten würden? Und die Reisenden dürfen dann selbst organsieren (und zahlen), wie sie ans Ziel kommen?
[Hoffentlich liest Andreas S. nicht mit, sonst sagt ihm sein Menschenverstand, dass das man nur so die DB-Rendite erhöhen und die lästigen Fahrgäste reduzieren kann.]

5 Kommentare zu „Via Jacobi 2019: Los geht’s! Noch nicht.“

  1. Auf deinen Fahrkarten fehlt das Datum. Darum meine Frage, sind wir nun beide ab Freitag 29. März unterwegs oder wieviel hast du nun geschoben? So oder so, alles Gute auf dem Weg.

      1. Hab ich auch gesehen und hoffe, dass sie sich irren. Bei früheren Touren hatte ich mir wegen (schlechten) Prognosen immer Gedanken gemacht, die wegen des (viel besseren) Wetters völlig unnötig waren. Deshalb ignoriere ich es bis auf Weiteres und ärgere mich erst, falls es wirklich schlecht ist. Denn ärgerlich wäre es schon, wenn mir wegen 2 Tagen Verschiebung die einzigen 2 Prachttage durch die Lappen gingen…

      2. Update eine Woche später: Die Prognosen haben sich glücklicherweise wieder mal geirrt, wir hatten 7 Tage perfektes Wanderwetter (fast zu warm ;-).
        Und die Verschiebung war im Rückblick ein Segen: Die einzigen Niederschläge gab es Montag und Dienstag früh. Diese hätten mich bei ursprünglicher Planung am Brünigpass erwischt. Bei Neuschnee (und magerer Wegmarkierung) wäre das grenzwertig geworden.

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