Das erste Drittel des Neckarweg liegt hinter uns — der richtige Zeitpunkt für eine erste Bilanz, einen Rückblick und einen Ausblick.
Alle GPS-Tracks und Links für den Neckarweg hier. Alle Artikel zum Thema in der Kategorie „Neckarweg“.
Die Idee
Eigentlichmuh entstand die Idee durch eine Verkettung aus Winterbereifung einer Ex-Volontärin und Samstagseinkäufen eines Litauers: Eine unerwartete dreiviertel Stunde Wartezeit nutzte ich für einen Gassigang im Schwenninger Moos und lernte dabei den Anfang des Neckarwegs kennen.
Nach intensiver Internet-Recherche reifte der Plan für das Projekt „Blaues N“. So starteten wir Anfang März gespannt und neugierig die erste Etappe vom Schwenninger Moos nach Deißlingen.
Ich kann es kaum glauben: Keine vier Monate später haben wir bereits Tübingen erreicht — damit hatte ich erst irgendwann im Herbst gerechnet.
7 Tagesetappen, 130 km, knapp 3000 Höhenmeter. Bei Schnee, Nebel, Hitze und fast ohne Regen (ja, im Frühjahr 2013!). Mit vielen Überraschungen, unerwarteten Erkenntnissen und viel Vergnügen. Und einem Kalorienäquivalent von 38,9 Stücken Sachertorte.
Die Highlights
Völlig subjektiv und auch von der jeweiligen Tagesform abhängig — unsere absoluten Highlights zwischen Schwenningen und Tübingen:
- Das Schwenninger Moos ist eine Oase der Stille und Natur — das erste Highlight, bevor es richtig los geht. Auch wenn’s nicht zum offiziellen Neckarweg gehört: Eine „Aufwärmrunde“ um das Moos lohnt sich!
- Das Eschachtal zwischen Deißlingen und Rottweil gerne als “wild-romantisch” beschrieben. Zu Recht. Auch die Wegführung war “wild-romantisch” und damit ein Highlight für sich.
- Ein hölzernes Sitz-/Liegemöbel unter Mammutbäumen wartet kurz vor dem Etappenziel Sulz auf müde Knochen und eine entspannende Pause: Bequem auf dem Rücken liegend, die Wipfel der Baumriesen beobachtend, nichts außer Vogelgezwitscher hörend. Perfekt!
- Horb “fühlte” sich nach Urlaub, sogar nach Italien an: Kleine Gässchen und Treppchen, viele kleine und kleinste “grüne Fleckchen”, Kleinode an allen Ecken und Enden, eine sehr attraktive Uferzone am Neckar. Ein gelungener Etappen-Abschluss mit Urlaubs-Flair.
Unerwartetes
Als Neckarweg-Laie hatte ich viele Vorstellungen und Erwartungen, mit manchem hätte ich nicht gerechnet. Eine subjektive Auswahl:
Der Neckar fließt wie die meisten Flüsse tendenziell bergab. Deshalb überraschen die vielen Höhenmeter, die sich auf den Etappen angesammelt haben.
Gut so: „Rein ins Tal, raus aus dem Tal“ sorgt für Abwechslung, Fitness und viele schöne Aussichten.- Weitere Überraschung schon auf der zweiten Etappe: Neckarweg bedeutet hier: „Neckar weg„. An manchen Wandertagen sieht man den Namensgeber genau einmal.
Gut so: Abseits des Flusses ist zuweilen eine deutlich bessere Alternative. Unerfahrene verwirrt die schwankende Qualität der Wegmarkierung , die stark vom Engagement der zuständigen Albvereins-Ortsgruppe abhängt: Vorbildlich die Arbeit der Ortsgruppe Sulz, durch die man sich auf Landschaft und Natur “konzentrieren” kann.
Andernorts werden die Markierungen nur dort angebracht, wo man bequem per PKW hin kommt. Pech: Ob der Wanderer irgendwo im Wald die richtige Strecke erwischt, ist dann sein Problem.- Ich hatte mit den Neckarweg als durchgängig konzipierten Wanderweg vorgestellt. Anfängerfehler.
Seit dem ich den Neckarweg als unverbindlichen Streckenvorschlag entlang des Neckars betrachte, wandert es sich deutlich entspannter. Gut so: Keine „Unruhe“ wegen Markierungslücken und möglichen Irrwegen, stattdessen Neckarweg-Customizing und „Extratouren“ nach eigenem Gusto.
Und nu?
Ich zitiere aus meinem ersten Post zum Neckarweg:
Uns interessiert vor allem die erste Teilstrecke bis Tübingen […]. Ob und wann es dann noch weiter geht, werden wir sehen […]. Etliche Einzelteile der Strecke habe ich bereits kennen- und schätzengelernt […]. Jetzt möchte ich aus den Puzzleteilen ein Gesamtbild bekommen.
Ich gestehe: Ich bin mittlerweile ein Blaues-N-Junkie geworden. Wie bei einem spannenden Buch bin ich neugierig, „wie es weiter geht“.
Jetzt lockt mich ein anderer Grund auf den Neckarweg: Es geht weiter, weil ich die Einzelteile noch nicht kenne.
Und Luis?
…hat mich auf 130 km und 3000 Höhenmetern treu begleitet. Seine Motivation hat sich nicht geändert. Nach wie vor gültiges Zitat aus dem ersten Post:
Er döst vor sich hin und freut sich, wenn wir los legen. Ein Musterbeispiel des Lebens “im Hier und Jetzt”.