Via Jacobi mit Hund 2019-5: Bönigen – Gunten

Der Tag der Seeblicke: Mit Brienzersee vor den Füßen aufgewacht, mit Thunsersee vor den Füßen einschlafen. Dazwischen lagen ein neuer Schweizer Volksbrauch, eine Premiere für Luis und eine lange Schifffahrt.

Der Tag begann, wie er gestern geendet hatte – mit großartigem Blick auf den Brienzersee. Das Hotel mag etwas skurril gewesen sein, aber allein der Ausblick war es wert.

Von Ufer zu Ufer…: Brienzersee und Aare

Unsere erste Aufgabe für heute war: zurück auf den Jakobsweg. Das ging etwas länger als erwartet, weil der Weg am Brienzersee-Ufer eine beliebte Hundestrecke ist und Luis entsprechend viel zu schnuppern hatte.

Über die Eisenbahnbrücke der Zentralbahn überquerten wir die Aare und fanden die vertrauten Viajacobi-Wegweiser wieder.

Obacht! Der Wegweiser ist hier nicht richtig justiert; der Jakobsweg geht nicht den Berg hinauf, sondern bequem und ebenerdig an der Aare entlang (wie ich schon nach 200 Metern bemerkt habe).

Wie man in Interlaken Touristen irritiert

Die Via Jacobi führt knapp an Interlaken Downtown vorbei, ich wollte mir den Ort trotzdem unbedingt sehen. Warum? Weil Interlaken schon seit jeher ein Hotspot des globalen Tourismus ist.

Wie global der Tourismus ist, zeigt gastronomische Angebot: indisch, Chinesisch, koreanisch, libanesisch, japanisch, noch mal chinesisch, sogar ein Schweizer Restaurant, noch ein Inder und so weiter und so fort. Das Stadtbild selbst fand ich nicht einladend, aber wer sich gerne und um den Globus futtern will, ist hier genau richtig.

Gar nicht am richtigen Ort fand sich Luis: aus nicht erkennbaren Anlass Schwanz eingeklemmt und keinen Schritt mehr vor und zurück. Ich weiß, dass es Luis in solchen Situationen schafft, sich Houdini-mäßig in Panik aus seinem Geschirr herauszuwinden. Deshalb bleibt nichts anderes übrig, als ihn durch halb Interlaken zu tragen.

Die verwirrten Blicke der entgegenkommenden Touristen ignorierte ich gekonnt und tat so, als ob das so gehört. Wahrscheinlich erzählen sie zu Hause in Bombay, Dubai oder Seoul, dass Hündli lüpfe ein beliebter Schweizer Volksbrauch ist. Der echte Schweizer macht das (im Kanton Bern) mit einem echten Berner Sennhund…

… zu Ufer: Aare und Thunersee

Also schnell raus aus Interlaken und zurück auf die Via Jacobi gehen (oder tragen lassen). Die führt an der Aare entlang und in großem Bogen um ein Moorgebiet herum.

Das war perfekt, um den Interlaken-Stress hinter sich zu lassen und das zu tun, weshalb wir eigentlich hier sind: Gassigehen extrem.

An der Burgruine Weissenau Bogen wir Richtung Norden ab und gingen wir jetzt am Thunersee entlang. Nur mit sehr viel Disziplin konnte ich Luis mich davon abhalten, in Neuhaus an einem Restaurant mit Seeterrasse Rast zu machen.

Durchmarsch zu den Beatus-Höhlen

Warum die eiserne Disziplin? Weil wir gemäß Wegweiser um 13 Uhr an den Beatushöhlen ankommen würden. Etwas später als heute morgen noch vermutet (Schnüffelstrecke am Anfang und Interlaken-Intermezzo hatten unerwartet Zeit gekostet), aber genau richtig für die Mittagsrast und um… Aber das verraten wir erst später.

Ein paar Höhenmeter sorgten für Überblick und bald ging es wieder hinunter ans Wasser nach Sundlauenen. Es war kurz nach zwölf und ich war neugierig, wie lange wir von dort zu den Höhlen bräuchten, weil… Aber das verraten wir erst später.

120 Höhenmeter und 15 Minuten später hatten wir es geschafft – uns eine halbe Stunde „Vorsprung“ herausgelaufen. Jetzt konnten wir uns gemütlich Zeit nehmen für ein Nussgipfeli, ein Panache, Älpler-Maccharoni und noch ein Panache. „Ist das Essen da immer noch so lausig?“, fragte ein(e) Leser(in). Diplomatische Antwort: Es macht satt und die Aussicht ist toll :-).

Luis erste Höhle

Luis hat ein paar Jahre auf dem haarigen Buckel und allerlei mitgemacht, dennoch war heute eine Premiere: Zum ersten Mal in einer Höhle! (Die künstlichen „Höhlen“ aka Tunnel auf der Via Gottardo zählen nicht.)

Zu meiner großen Überraschung sind in den Höhlen auch vierbeinige Besucher erlaubt – gut so, denn sonst hätte es auch für mich geheißen: Ich muss leider draußen bleiben.

Die Höhle selbst? War nicht ganz so, wie ich eine typische Höhle kenne:

  • Meist herrscht in Höhlen fast unheimliche Geräuschlosigkeit. Hier hingegen rauscht mit lautem Getöse ein Bach durch.
  • Meist sind Höhlen recht naturbelassen. Hier ist alles extrem gut ausgebaut, Monitore benennen die Highlights und armdicke Kabelstränge laufen den Wänden entlang.

Man fragt sich, was hier inszeniert und was echt ist – und der Selfie-Spot für Grand-Tour-of-Switzerland-Beweisfotos trägt nicht dazu bei, die Zweifel zu zerstreuen.

Trotzdem war es interessant und Luis hat seine erste Untertagewanderung mit Gelassenheit hinter sich gebracht. Nur Bäume hatte es ihm zu wenig…

Wenn Schiff, dann richtig

Eigentlich hätte es keine Schifffahrt gebraucht: Unser Tagesziel war Gunten, das wie die Beatushöhlen am Nordufer des Thunersees liegt Punkt

Aber: Bisher hatten wir auf jeder Extremgassi-Tour eine Schifffahrt eingebaut:

Mit bewährten Traditionen darf man nicht brechen. Daher war mein Plan, von Merlingen nach Spiez zu schippern (offizieller Jakobsweg!), dann aber gleich weiter und nochmal über den See nach Gunten.

Oder schon eine Station früher an Bord zu gehen, falls es mit der Zeit zu knapp wird.

Oder – brandneue Idee von heute – noch eine Station früher einzusteigen, um a) weniger weit gehen zu müssen und b) den Seeblick im Hotel früher und länger genießen zu können (hat schließlich extra gekostet).

Der Leser ahnt es bereits: Die nächstgelegene Schiffstation ist Sundlauenen, deshalb musste ich die Gehzeit bis zu den Höhlen (bzw. umgekehrt) wissen.

So schlenderten entspannt aus den Höhlen hinaus wieder seewärts, um eine Stunde Thunsersee-Kreuzfahrt zu genießen. Auf dem Sonnendeck kam ich in ein anregendes Gespräch mit einem älteren Herrn, der mir kenntnisreich die Alpenkulisse erklären konnte und — ohne es zu wissen — entscheidenden Einfluss auf den morgigen Tag hatte.

Augen auf bei der Seeseiten-Wahl

Ich war (Via-Jacobi-technisch) auf der falschen Seeseite, aber trotzdem goldrichtig: Wenn ich aus dem Fenster schaue, sind da Eiger, Mönch und Jungfrau. (Okay, die sind da auch, wenn ich nicht aus dem Fenster schaue, aber Ihr wisst schon, was ich meine…)

Selbige konnte ich auch beim Abendessen bewundern. Fürs Draußensitzen war es mir zwar zu kalt, aber als optisches Dessert gab’s den doppelten Espresso dann doch auf der Terrasse mit Eiger-Mönch-und-Jungfrau-Blick.

Ausblick für morgen

Erst mal schauen, ob E., M. und J. noch da sind;-). Dann nach Thun, möglicherweise auch über die Hängebrücke Sigriswil. Ab Thun werde ich mich „freestyle“ nach Wattenwil-Grundbach durchschlagen.

2 Kommentare zu „Via Jacobi mit Hund 2019-5: Bönigen – Gunten“

  1. Guten Morgen – was für Eindrücke und Erlebnisse – wow, so unbeschreibliche Impressionen. Irgendwie kann ich mich gar nicht sattsehen und der Nachschlag schmeckt immer besser. Damit möchte ich sagen – die Impressionen hab ich mir bestimmt ein Dutzend Mal angesehen und was ich sehe, es wird immer schöner. Dankeschön 🙏🏻. Ich wünsche Euch einen Tag – ganz nach Euren Vorstellungen – Buen Camino 🥾🎒🐕🚶🏼‍♂️🙋🏼‍♀️

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