Via-Cannobio-Vorbereitungen: Das Wetter

Kann man das Wetter vorbereiten? Natürlich nicht. Zum Glück nicht. Aber man kann sich auf das Wetter vorbereiten — wenn man wüsste, wie das Wetter wird. Allein die Erfahrung zeigt, dass sich das Wetter den Vorhersagen boshaft verweigert und selbst innert Stunden ganz anderes tut, als es tun sollte. Dem kann der Wanderwillige nur mit hoher Flexibilität oder gutem Fell trotzen.

Wetterdienste?

Unter dem Grundproblem aller Prognosen leiden auch professionelle Wetterdienste: Je exakter, desto falscher.

  • Der Monatsausblick von Meteoschweiz arbeitet seriös und mit Wahrscheinlichkeiten: Für „meine“ Woche sagt er 40% mittlere Temperaturen voraus und jeweils 30% für „kalt“ und „mild“. In anderen Worten: Das Wetter ist wohl durchschnittlich, vielleicht aber auch kühler oder wärmer. Das hilft zwar nicht weiter, ist aber (voraussichtlich) sehr zutreffend.
  • Der US-Dienst AccuWeather hingegen macht das genaue Gegenteil: Er weiß jetzt schon auf den Tag genau (!), wie das Wetter in drei Monaten (!) sein wird. Bei meiner Ankunft in Cannobio soll es 8° haben und sei „überwiegend bewölkt; früh morgens möglicher Schauer; später im Verlauf des Tages leichter Regen“. Hier wird das beliebte Stilmittel angewandt, vollkommene Ahnungslosigkeit durch selbstbewusste Scheingenauigkeit zu kompensieren.
  • Sehr transparent wird das Dilemma in der Multimodell-XL-Vorhersage von Kachelmannwetter aufbereitet: Sie zeigt die Ergebnisse von 12 Wettermodellen an und wie diese schon nach wenigen Tagen weit auseinander driften. Vorteil: Je nach gewünschtem Wetter kann man dem passenden Wettermodell glauben und die Prognosetemperatur locker um 10 Grad anheben oder senken…
  • Wer statt Diagrammen lieber Prosa mag, findet bei Wetterprognose und Wettervorhersage die aktuellen Wettermodelle und ihre Unterschiede gut erklärt. Das sind weder schicke Bildchen noch einfache Antworten, aber die Realität ist halt nicht einfach. Die Zusammenfassung fürs Osterwetter ist beispielsweise erfreulich ehrlich: „Ob das Wetter […] zu kühl oder frühlingshaft mild ausfallen wird, lässt sich zum heutigen Stand noch nicht sagen.“
Wasserfrosch
Wetterfrosch-Dilemma: Exakt & falsch oder korrekt & nutzlos? (Symbolbild)

Diese Ungewissheit kann der intellektuell Flexible zu seinem Vorteil nutzen: Positive Vorhersagen betrachte ich als zuverlässigen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn, Schlechtwetterprognosen hingegen als unglaubwürdige Glaskugelei.

Bauernregeln?

Nach meiner Kenntnis gibt es keine Bauernregel für vorösterliche Ein-Wochen-Tessin-Wanderungen mit Hund. Deshalb blicke ich auf eigene Erfahrungen zurück:

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Via Beuronsis: Sommerlich-sonniges Finale zwischen Überlingen und Wallhausen

Via Beuronensis: Gleich auf der 1. Etappe meiner Wanderung nach Cannobio — nicht mal eine Stunde von zuhause entfernt — wurde ich von einem Regenschauer überrascht. Zum Glück konnte ich den in einer Bushaltestelle in Endingen aussitzen, danach mehrere Tage regenfrei und sommerlich. Bis zum finalen Outdoor-Abendessen in Wallhausen, wo mich ein weiterer Regenschauer gegen meinen Willen an die Bar zwang ;-).

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Via Jacobi: Mittagspause auf dem Zürisee

Via Jacobi: Die Prognosen waren furchterregend und der Start in Konstanz noch wolkig. Doch kurz hinter Kreuzlingen zeigte sich die Sonne und blieb mir eine Woche lang bis an den Vierwaldtstättersee treu. Mein Wetter-Poker hatte sich offensichtlich ausgezahlt. Wäre auch schade gewesen, wenn ich nach den anstrengenden Aufstiegen auf Hörnli, Etzel und Gadäbeiz die schönen Ausblicke (und schönen Pausen) verpasst hätte.

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Via Gottardo: Pfotenkühlen im Ticino

Via Gottardo: An Tag 1 lieferte ich mir ein Katz- und Mausspiel mit dem Regen. „Immer wenn es regnet“, saß ich auf dem Schiff nach Treib / fuhr ich mit der Seligbergbahn / marschierte ich durch den Cholrüti-Tunnel / genoß ich mein Frühstück in Isleten. Kaum Niederschlag, aber viel Celsius: Rekordtemperaturen trieben mich sehr früh „auf die Strecke“ und ließen die Tagesetappen zu wahren Hitzeschlachten werden.

Fazit: Meine bisherigen Erfahrungen aus drei Wochen „Gang nach Cannobio“ lehren mich, dass das Wetter meistens gut ist. Damit kann ich meine ganz private Bauernregel aufstellen:

Gehst Du nach Cannobio mit Hund,
scheint die Sonne viele Stund‘.

Life is live!

Wenn die Vorhersagen nichts vorher sagen, dann bleibt nur, das echte Wetter in Echtzeit zu erleben: Wenn es keine Wolken hat, scheint die Sonne — wenn es regnet, ist es nass. Und der erfahrene, wetterkundige Wanderer kann sogar ohne App und Online-Dienst entscheiden, ob er die Fleecejacke aus- oder den Regenponcho anzieht.

Noch einfacher hat es mein Mitwanderer: Mit seinem Extreme Splash-protected High Performance Long-distance Trecking Coat Fell trotzt er jeder Witterung und sieht jeglichen Temperaturen und Niederschlagsmengen tiefenentspannt entgegen.

Sieger im Wet Dog Contest
Sieger im Wet Dog Contest

Und wenn’s ganz dicke kommt, wird Herrchen ein 40 x 80 cm großes, 75 Gramm schweres Mikrofaserhandtuch zum Abtrocknen mitgeschleppt haben.

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